Bürgermeister Mainusch
Dominik Mainusch: „Man muss die Entscheidungen der Gemeinde transparenter gestalten. Wenn die Politik die Entscheidungen richtig argumentiert und moralisch korrekt trifft, dann hat man auch nichts zu befürchten.“

Wertebewahrend mit neuem Politik-Stil

Der Jurist Dominik Mainusch ist mit 25 Jahren der jüngste Bürgermeister Tirols. Das wichtigste Anliegen ist dem am Bauernhof aufgewachsenen Fügener ein neuer politischer Stil. Transparente Entscheidungsprozesse und Bürgerbeteiligung sind sein Erfolgsrezept.

Was hat Sie bewogen in die Politik zu gehen?



Der Traum politisch tätig zu werden reicht - obwohl ich doch noch sehr jung bin - recht weit zurück. Ich habe mit 17 oder 18 Jahren begonnen, mich politisch zu engagieren und bin in der ÖVP groß geworden. Dort habe als Jugendsprecher der Partei fungiert, auf Landesebene inhaltlich viel mitgearbeitet und viel über die Abläufe im Landtag und der Landesregierung mitbekommen. Es hat mir viel Spass gemacht, mich in diesem Bereichen einzubringen.

Ursprünglich war meine Intention das soziale Engagement und der Wunsch den Menschen etwas zurückzugeben. Andere gehen Fußball spielen, oder engagieren sich fürs Rote Kreuz. Mein Beitrag für die Gesellschaft soll die politische Aktivität sein. Das war mein Grundgedanke dahinter, und so ist der Drang gewachsen, öffentliche Verantwortung zu übernehmen und realpolitisch etwas umzusetzen.



Warum sind Sie mit einer eigenen Liste angetreten und nicht direkt für die ÖVP?



Die klassischen Listen, die unter der Flagge der ÖVP antreten, sind in Tirol eher selten. Vor allem im ländlichen Raum gibt es diese Bürgerlisten, die in Wahrheit zwar alle ÖVP-nahe sind, eine konservative Einstellung verfolgen und auch der Partei zugerechnet werden, aber nicht unter dem offiziellen Namen der ÖVP antreten, weil deren Ideen, trotz der gemeinsamen ideologischen Gesinnung ein wenig voneinander abweichen.



Sehen Sie sich auch in dieser konservativen ÖVP-nahen Linie?



Konservativ ist ein verstaubtes Wort, das ich ungerne verwende. Lieber ist mir wertebewusst oder wertevertraut. Das trifft es eher auf den Punkt. Das ist in der politischen Arbeit das wesentlichste Fundament, auf das man sich berufen soll.



Nur wenn man seine Entscheidungen in der Tagespolitik auf ein Wertefundament zurückführen kann man verlässliche und voraussehende Politik machen. Ansonsten kann ich meine Entscheidungen auf kein Bewusstsein stützen. Darum sind die Werte, die die konservative Politik in Europa verfolgt, ein wesentliches Standbein für mich.



Für welche Partei ist Ihr Vorgänger angetreten?  



Er hatte genauso wie ich als Namensliste aus dem bürgerlichen Lager, mit dem Namen „Freie Wahlgemeinschaft“. Wir heißen „Zukunft Fügen“, sind aber demselben politischen Segment zuzuordnen.



Im Wahlkampf war Ihr geringes Alter ein Thema. Wie sind Sie dem argumentativ entgegengetreten?



Ich habe mich immer dagegen gewehrt auf das Alter reduziert zu werden. Ich habe versucht, den Menschen durch sachliche, konstruktive Argumentation die Angst vor meinem Alter zu nehmen.

Verständlicherweise zögern die Menschen, wenn sich ein junger Mensch für solche Positionen bewirbt, dem auch das Vertrauen zu schenken, aber durch die stark inhaltlich orientierten Gespräche mit den Menschen ist es mir Gelungen ihr Vertrauen zu gewinnen. Das ist das große Erfolgsrezept dahinter, dass man nicht nur auf die Persönlichkeit setzt -  auch wenn das auf Gemeindeebene sehr ausgeprägt ist - sondern auch klarzumachen, wofür man steht und was man tun will. Ich habe den Eindruck, dass in Fügen auch nach diesen Gesichtspunkten die Wahl getroffen wurde.



Sie haben einen neuen politischen Stil ausgerufen. Ein solcher ist ja auch auf Bundesebene derzeit ein großes Thema, um der Politikverdrossenheit der Menschen entgegenzutreten. Welche Notwendigkeit sehen Sie für Veränderungen?



Wir leben in einer Zeit des politischen Umbruchs, wo sich sehr vieles verändert. Die Menschen werden hellhöriger, kritischer, setzen sich mit den Themen inhaltlich mehr auseinander und nehmen auch die politisch agierenden Personen stärker unter die Lupe. Die Art und Weise wie die letzten Jahrzehnte Politik geführt wurde kommt aufgrund dieser Trends beim Bürger nicht mehr an.

Ich würde nicht behaupten, dass die Menschen politikverdrossen sind, sondern politikerverdrossen oder mehr noch systemverdrossen. Sie sind nicht nur kritischer, sondern auch aktiver was das politische Geschehen angeht.



Die richtige und einzig logische Konsequenz daraus muss sein, dieses Kapital der aktiven und denkenden Bürger, die sich selbst einbringen wollen auch anzunehmen und in den politischen Entscheidungsprozess miteinzubeziehen. Man muss die Entscheidungen der Gemeinde transparenter gestalten.



Wenn die Politik die Entscheidungen richtig argumentiert und moralisch korrekt trifft, dann hat man auch nichts zu befürchten. Da ist Transparenz das einzig richtige. Das ist der politische Stil, wie ich ihn verstehe: Beteiligungsprozesse für die Bürger, transparente Entscheidungsprozesse, Einbindung der Menschen und vor allem eine Änderung im Umgang mit den Menschen. Die Politik muss sich zu den Menschen hin bewegen und nicht die Politik zu den Bürgern. Es geht um das Selbstverständnis. Wenn ich als Bürgermeister gewählt bin, dann gehört die Gemeinde nicht mir. Sie gehört den Menschen, und ich bin dazu da für die Menschen etwas zu bewegen.



Wodurch wurden Sie im Leben geprägt? Wie sind Sie zu dem geworden, der Sie heute sind?



Ich bin die ersten zehn Jahre meines Lebens auf dem Bauernhof aufgewachsen, habe meiner Familie im Stall und auf dem Feld geholfen und war schon sehr ländlich verwurzelt. Natürlich habe ich auch schon in dieser Zeit Werte vermittelt bekommen. Ich bin meiner Familie aber überaus dankbar, dass ich nie in irgendeiner Weise manipuliert oder in eine Denkrichtung gedrängt wurde. Es war immer mein freier Wille und mein Geist, der dazu beigetragen hat, dass ich der werden konnte, der ich jetzt bin. Man hat mich nie eingeschränkt, sondern mich in allem, was ich getan habe, unterstützt. So kam es zu der Tätigkeit, die ich jetzt ausübe.



Ländliche Herkunft, wertebewahrend und ÖVP-nahe. Man könnte vermuten, dass Sie den Wehrdienst absolviert haben, aber sie haben sich für den Zivildienst entschieden?



Das Bundesheer in der Form wie es jetzt besteht, hat für mich einen gewaltig ineffizienten Touch, und das widerspricht meiner Einstellung. Ich will nicht für etwas Zeit opfern, zu dem ich im Wesentlichen nichts beitragen kann, außer das System zu erhalten. Vor allem, wenn ich eine Alternative dazu habe. Ich habe den Zivildienst beim Roten Kreuz absolviert, weil ich da mit den Menschen arbeiten kann, bei ihnen bin, und ihnen helfen kann. Das entspricht weit mehr dem, was ich mir darunter vorstelle Zeit sinnvoll zu nutzen.



Auch wenn es die Eckdaten meines Lebens vermuten lassen könnten, bin ich nicht dieser erzkonservative Mensch, der streng nach Prinzipien nur um ihrer selbst willen lebt, sondern bin schon auch stark sozial eingestellt - sofern man das selbst von einem behaupten darf. Ich versuche zumindest mein Leben und meine Arbeit danach auszurichten, einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

Der Mensch hinter dem Bürgermeister



Was bedeutet ein erfülltes Leben für Sie?



Zum großen Teil ist ein erfülltes Leben davon geprägt, dass man am Ende etwas Positives hinterlassen kann und dass man etwas für die Menschen verändert und besser gemacht hat. Aber natürlich soll auch das Private nicht zu kurz kommen. Ein erfülltes Familienleben gehört natürlich genauso dazu und ist genauso wichtig.



Sie haben vor ihrer Wahl das Jus-Studium abgeschlossen. Welchen weiteren Werdegang hätten Sie beabsichtigt, wäre das Bürgermeisteramt nicht "dazwischengekommen", dem Sie sich ja nun Vollzeit widmen?



Das Richteramt wäre für mich jedenfalls nicht das Wahre gewesen. Vor allem deshalb, weil ich nicht über Menschen richten, sondern eher den Menschen zur Seite stehen und ihnen in Notlagen helfen möchte, anstatt zu entscheiden ob gut oder schlecht. Natürlich muss man das in der Politik auch machen, aber nicht in dem Ausmaß wie ein Richter.

Deshalb wäre der Weg über die Privatwirtschaft eher der reizvolle gewesen. Zwar habe ich auch anfangs über die Anwaltei nachgedacht, letztendlich wäre ich aber eher der Wirtschaftstyp mit rechtlichem Hintergrund gewesen.



Wer weiß, was noch kommt? Wenn Sie nicht 50 Jahre Bürgermeister bleiben ...



(lacht) Man muss schon sagen, so wie es jetzt gekommen ist, hätte ich es mir nicht besser wünschen können. Denn der Wunsch ist und war ja politisch tätig zu sein, wobei politische Karrieren schwer planbar sind. Von daher war meine Wahl zum Bürgermeister unerwartet aber umso erfreulicher.



 



Wordrap



Was ist für sie zuhause?



wohlfühlen



Was bedeutet Familie für sie? 



Sie ist der Fels in der Brandung



Der perfekte Mann trägt für mich…



Anzug und Krawatte, passt nicht immer. Das ist situationsbedingt...



Wovor haben Sie Angst?



Angst ist in der Politik ein ganz schlechter Partner.



Mein Lebensmotto lautet:



Am Mut hängt der Erfolg!



Wie würden sie sich selbst mit einem Wort beschreiben?



zielstrebig