Blick auf Stadtleben
In Linz kommt es zu einer Bürgermeister-Stichwahl. Foto: Bilderbox.com

Wähler differenzierten deutlich zwischen Land und Gemeinde

Die Landtagswahl hat die die politischen Verhältnisse in Oberösterreich grundlegend geändert. Auch auf Gemeindeebene wirkte sich der Trend in Richtung FPÖ aus, allerdings nicht so stark wie im Land.

Das Asylthema wirkte sich auch auf die zeitgleich mit den Landtagswahlen stattfindenden Gemeinderatswahlen in Oberösterreich aus. „Dort, wo in den letzten Wochen viele Flüchtlinge, die auf der Durchreise nach Deutschland waren, vorübergehend einquartiert wurden, gab es große Stimmenzuwächse für die FPÖ“, stellt Hans Hingsamer, Bürgermeister in der Innviertler Gemeinde Eggerding und Präsident des Oberösterreichischen Gemeindebundes, fest. Aber: „In Gemeinden, wo eine überschaubare Zahl von Flüchtlinge untergebracht ist, hat sich das deutlich weniger ausgewirkt.“ Hingsamers Lehre daraus: „Wenn die Leute auf kleinere Einheiten aufgeteilt werden, wird das von der Bevölkerung akzeptiert.“

Mit anderen Themen als der Flüchtlings- und Asylfrage war bei den Wählern kaum durchzukommen, meint Hingsamer. Lediglich die oberösterreichische Spitalsreform habe sich in den vermeintlich betroffenen Regionen auch im Ergebnis der Gemeinderatswahlen ausgewirkt.

Auf Gemeindeebene gab es weniger Umbrüche



Interessant ist, dass die Wählerinnen und Wähler vielfach durchaus zwischen Landes- und Gemeindeebene differenzierten. In zahlreichen Kommunen gab es bei der Landtagswahl eine relative Mehrheit für die FPÖ, in der Gemeinde wurde jedoch traditionell rot oder schwarz gewählt.



Insgesamt errang die ÖVP 39,60 Prozent (minus 4,02 Prozentpunkte) der 9540 zu vergebenen Mandate. Die SPÖ kam auf 27,63 Prozent (minus 5,86 Prozentpunkte), die FPÖ steigerte sich um 8,05 Prozentpunkte auf 22,26 Prozent. Für die Grünen gab es 6,76 Prozent der Mandate.

Bürgermeisterwahlen werden von Persönlichkeiten geprägt



Noch deutlicher zeigt sich der Trend zum Splitten der Stimmen bei den Bürgermeister-Direktwahlen. Hier errangen die ÖVP-Kandidaten 47,38 Prozent der Stimmen. Das ist ein Minus von lediglich 1,94 Prozentpunkten gegenüber der letzten Wahl im Jahr 2009. Für die SPÖ-Bürgermeister reichte es immerhin noch für 31.85 Prozent (minus 6,30 Prozentpunkte). Die freiheitlichen Kandidaten kamen auf 12,68 Prozent (plus 5,20 Prozentpunkte).

„Die Bürgermeisterwahlen sind sehr von den antretenden Persönlichkeiten geprägt“, analysiert Gemeindebund-Chef Hingsamer. Als Beispiel für das differenzierte Wählerverhalten nennt er Braunau: Bei der Landtagswahl gewann dort die FPÖ mit 36,81 Prozent. ÖVP-Bürgermeister Hannes Waidbacher wurde aber mit 63 Prozent der Stimmen bestätigt.

Stichwahlen in Linz und Wels



In den beiden größten Städten des Landes, Linz und Wels, sind Stichwahlen notwendig. Linz bleibt rot, Bürgermeister Klaus Luger muss aber gegen den ÖVP-Kandidaten Bernhard Baier in die Stichwahl. In Wels haben die Freiheitlichen ihr Ziel, die Stadt umzudrehen, fast erreicht. Im Gemeinderat haben sie bereits die Mehrheit. Bürgermeisterkandidat Andreas Rabl muss aber noch gegen Hermann Wimmer von der SPÖ ins Rennen. Der bisherige SPÖ-Stadtchef Peter Koits (74) war nach 16 Jahren im Amt nicht mehr angetreten.



In der dritten oberösterreichischen Statutarstadt, Steyr, konnte Amtsinhaber Gerald Hackl sein Amt bereits im ersten Wahlgang behaupten und auch im Gemeinderat eine satte relative Mehrheit erreichen. Auf Landesebene fiel aber auch die rote Bastion Steyr an die FPÖ.