Kläranlage in Amstetten
Die Kläranlage des Gemeindeabwasserverbands Amstetten.
© GAV Amstetten

Landwirtschaft

Phosphat aus Klärschlamm gewinnen

Pflanzen brauchen Phosphor, um es in Zellwände, Erbgut und verschiedene Eiweiße einzubauen. Das Problem ist, dass die Gewinnung von Rohphosphat umweltschädlich ist und Österreich derzeit stark von Importen abhängig ist. Derzeit forscht man daher intensiv daran, Phosphor aus Klärschlamm zurückzugewinnen.

„Das Aufkommen von hausgemachten Rohstoffen und ihre Verarbeitung in hochwertige Produkte wird zunehmend wichtiger, mehr noch, es wird eine Überlebensfrage“, meint Niederösterreichs Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl zur auch für die Gemeinden bedeutsamen Entwicklung der Klärschlamm-Verwertung zu Phosphor. 

Dazu drei Anmerkungen:  

  • In Österreich haben rund 95 Prozent der Gemeinden eine Kanalisation und sind damit an eine Kläranlage angeschlossen.
  • Phosphor – und damit das (nicht nur) für die Bodenbewirtschaftung lebenswichtige Düngemittel Phosphat – gibt es in Österreich als Rohstoff nicht und muss importiert werden. Und zwar aus politisch unstabilen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens. Deshalb gewinnt die Phosphorgewinnung zunehmend an Bedeutung.
  • Für die Gemeinden selbst bedeutet eine solche Umwandlung von Klärschlamm in Phosphor/Phosphate zunächst Entsorgungssicherheit, sie ist ein Beitrag zur lokalen Ressourcenverwertung und damit zum Umweltschutz. Und sie kann auch gewinnbringend sein. Österreich erspart sich dann teure Einfuhren.

Wertvolles Gut Klärschlamm

Die Kläranlagenverwertung selbst hat mehrere Aspekte und betrifft vor allem zwei Produkte: Sie produziert einerseits gereinigtes Wasser und anderseits Klärschlamm, der bisher vorwiegend auf den Feldern aufgebracht wurde. 

Aufgrund der enthaltenen Schadstoffe ist die Aufbringung aber problematisch, der Schlamm kann daher in der bisherigen Form auf Dauer nicht verwendet werden. Damit wird die Frage der Bodendüngung akut, zumal Österreich wie erwähnt ein Land ohne Phosphor ist. 

Hier gewinnt nun Klärschlamm insofern an zusätzlicher Bedeutung, als dieses Rohprodukt (neben Tiermehl) die einzig relevante Quelle zur Phosphorgewinnung ist. 

Standortfrage Klärschlamm-Verwertung

In der in Begutachtung befindlichen österreichischen Abfallverbrennungsverordnung ist die sogenannte Mono-Verbrennung von Klärschlamm in Richtung Phosphatgewinnung vorgesehen. Davon erwartet man sich für Niederösterreich eine relevante Deckung des Phosphatbedarfs von zunächst 25 bis 30 Prozent. 

Die logistisch entscheidende Frage ist der Standort, wo also eine zentrale Klärschlamm-Verwertungsanlage errichtet werden soll. Resümee insgesamt: Die regionale Kreislaufwirtschaft zwischen Landwirtschaft – Klärschlamm – Phosphatgewinnung sowie Boden- und Landschaftsnutzung wäre so gesichert. Dies alles zusammen ist derzeit freilich eine Zeitfrage – aber es wird, in europäischem Kontext, intensiv daran gearbeitet. 

Ein Verein leistet Vorarbeit

Diesem Ziel dient auch der 1996 gegründete Verein zur Förderung der Klärschlammverwertung (Obmann ist Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl, Geschäftsführer ist Michael Pollak). 

Hauptziel des Vereins ist die Förderung einer Nutzung des Nährstoffpotentials kommunaler Klärschlämme. Für die Gemeinden besonders wichtig ist der Verein als Info-Plattform für Entscheidungsträger und Bürgermeister sowie Obleute. 

Klärschlamm als Energieproduzent

Ein anderes Thema ist Klärschlamm als Energieträger. Laut Expertinnen und Experten ist es  prinzipiell möglich, aus dem Schlamm Energie zu gewinnen. Die Verfahren und Voraussetzungen dafür seien jedoch enorm kostenaufwendig, brächten dafür aber einen hohen Nutzen, d. h. Energiegewinn. 

Das Energiepotenzial des Abwassers ist enorm hoch. Als Gewinnmöglichkeiten werden u. a. genannt: Bioenergie aus Faulgas, Lageenergie zur Stromgewinnung, Nutzung der Abwasserwärme. Auch hier laufen konkrete Nutzungsprojekte, die eine mehr als willkommene Ergänzung zur Energiegewinnung sind.