verdörrte Blume
Statt oftmalig nur kurz zu gießen, ist es besser seltener, aber dafür ausgiebiger zu gießen.
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Pflanzen für trockene Zeiten

22. April 2024
Braune Rasenflächen, vertrocknete Beete, bis hin zu absterbenden Jungbäumen. Durch den Klimawandel ändern sich die Wachstumsbedingungen und nicht alle Pflanzen kommen damit gleich gut zurecht. Bepflanzungen, die früher gut funktioniert haben, leiden heutzutage immer öfter unter diesen Wetterextremen. Längere Trockenperioden werden aller Voraussicht nach zur neuen Normalität. Darauf sollten wir unsere Grünräume rechtzeitig anpassen und vorbereiten.

von Petra Hirner

Wasser könnte in Zukunft ein zu knappes Gut sein, um es großflächig zum Gießen zu verwenden. Daher lohnt es sich, zunächst das Gießverhalten anzupassen. Das Wasser soll punktgenau zu den Wurzeln kommen, je gezielter gegossen wird, desto sparsamer ist der Wasserverbrauch. Statt oftmalig nur kurz zu gießen, ist es besser seltener, aber dafür ausgiebiger zu gießen. Das Wasser dringt dann tiefer in den Boden ein und die Feuchtigkeit bleibt länger erhalten, weil das Wasser nicht so schnell verdunstet. 

Langfristig kann mit einer entsprechend vorausschauenden Pflanzenauswahl Wasser gespart werden. Einjährige Blumenbeete, die viel Wasser benötigen, können durch mehrjährige trockenheitsverträgliche Staudenbeete ersetzt werden. Schafgarbe, Steppensalbei, Katzenminze, Bergaster, Witwenblume, Fetthenne … bleiben auch bei ausbleibendem Niederschlag attraktiv und sind zudem eine wertvolle Nahrungsquelle für viele heimische Insekten. 

Stauden in nährstoffarmen Boden setzen

Damit die trockenheitstoleranten Stauden gut gedeihen, sollten diese aber in einen sehr nährstoffarmen Boden gesetzt werden. Das klingt zunächst vielleicht eigenartig, da doch die Stauden im Garten gerne mit Kompost versorgt werden. Doch trockenheitsliebende Stauden kommen in der Natur meist an kargen Flächen, wie Felsabrissen, Schotterflächen etc. vor.

Ahmt man diese Standorte durch ein spezielles Substrat nach, werden optimale Bedingungen geschaffen und die Pflanzen trotzen – wie am Naturstandort – der Trockenheit. Staudensubstrate für extensive Bepflanzungen bestehen meist zu 90 Prozent aus mineralischen Anteilen und nur zu zehn Prozent aus organischen Anteilen wie Kompost. 

Staudenbeet
Durch eine Gruppe von ehrenamtlich Tätigen werden im niederösterreichischen Pfaffstätten bunte Staudenbeete im öffentlichen Raum angelegt und betreut. Diese Beete müssen nur  in der Anwuchsphase  gegossen werden. Später sind sie pflegeleicht und trockenheitsverträglich. Foto: Marktgemeinde Pfaffstätten

Ist ein nährstoffreicher, oder auch verunkrauteter Boden in den zu bepflanzenden Beeten vorhanden, sollte der Boden mindestens 30 cm tief ausgegraben und durch ein mageres Substrat getauscht werden. Wird am Schluss zusätzlich mit Kant- oder Rundkorn gemulcht, vermindert dies das Aufkommen von Unkraut und die Verdunstung. Die Beete sind dadurch noch genügsamer. 

Ähnliche Substrate gibt es auch für trockenheitsverträgliche Baumpflanzungen. Werden anstelle von „normaler Erde“ spezielle Substratmischungen in den zu bepflanzenden Baumscheiben verwendet, werden optimale Wachstumsbedingungen für klimafitte Bäume geschaffen. Zudem sind die Substrate strukturstabil und schützen den Boden vor Verdichtung. 

Auf Trockenheitsverträglichkeit von Bäumen achten

Bei der Auswahl der Bäume sollte unbedingt auf deren Trockenheitsverträglichkeit geachtet werden. Gängige Arten wie die Kastanie, Spitz- oder Bergahorn leiden in wärmeren Gegenden zum Teil massiv unter Trockenstress.

Es gibt jedoch eine große Vielfalt an klimafitten Bäumen für die unterschiedlichsten Standorte: Zukunftsbäume wie der Feldahorn (Acer campestre) oder der französische Ahorn (Acer monspessulanum) eignen sich für sonnige Standorte und bleiben relativ klein. Die trockenheitsverträgliche Silberlinde entwickelt sich hingegen zu einem großkronigen Baum und ist daher ein idealer Alleebaum. Pyramiden-Hainbuchen kommen auch an schattigeren oder windausgesetzten Standorten gut zurecht. Die Baum-Felsenbirne eignet sich unter anderem auch für große Tröge oder Container. 

Um geeignete Baumarten für die jeweilige Situation auszuwählen, unterstützt „Natur im Garten“ einerseits mit geförderten Gestaltungsberatungen vor Ort, andererseits auch mit dem Baumnavigator www.willBAUMhaben.at. Dort können Sie mit wenigen Klicks herausfinden, welcher der über 100 Zukunftsbäume für Ihren Standort geeignet ist.

Boden feucht halten

Bei bestehenden Bäumen hilft das Mulchen oder eine dichte Unterpflanzung in der Baumscheibe, denn der Boden bleibt dadurch länger feucht. Wasserspeichernde Bodenzuschlagstoffe können ebenfalls vorsichtig eingearbeitet werden. Achten Sie darauf, dass diese kein Mikroplastik enthalten, wie z. B. die plastikfreien „Natur im Garten“-Gütesiegelprodukte Agrobiogel oder Lite Soil.  

Neben der Sortenwahl und dem Substrat ist bei der Pflanzung von Bäumen aber auch die Größe der Pflanzgrube entscheidend. Je mehr Wurzelraum der Baum zur Verfügung hat, desto mehr Wasser kann in der Baumscheibe zurückgehalten, und desto besser können Trockenphasen ausgeglichen werden. Mindestens 12 m³ sollten wir unseren Bäumen daher unterirdisch zugestehen!

Neue Entwicklungen wie die Schwammstadt-Methode ermöglichen den Bäumen sogar noch deutlich mehr Wurzelraum. Dabei wird unterhalb der befestigten Oberflächen eine Schicht aus grobkörnigem Schotter, sowie feineren, wasserspeichernden Materialien angelegt.

Die Bäume stehen zwar wie üblich in ihren Baumscheiben, haben aber direkten Kontakt zu den Schotter-Schichten und können diese durchwurzeln. Aufgrund des speziellen Unterbaus kann Oberflächenwasser von z. B. Gehsteigen in die Baumscheiben eingeleitet werden. Dieses wird im Schwammkörper gespeichert und steht den Bäumen langfristig zur Verfügung. 

Blau-Grüne Infrastruktur

Regenwasser vor Ort zu versickern und zu speichern, statt über die Kanalisation zu entsorgen wird in Zeiten von Trockenheit immer wichtiger. Blau-Grüne Infrastruktur heißt die Lösung. Damit ist gemeint, Regenwasser (blau) in die Grünflächen (grün) einzuleiten und dort zu speichern. Dadurch kann sowohl Trockenheit als auch Starkregen abgepuffert werden. 

Eine Firma aus Niederösterreich forscht gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur und anderen Partnern schon viele Jahre zu dem Thema und hat ein intelligentes Regenwassermanagementsystem entwickelt: auf den Standort abgestimmte Substrate (DrainGarden®) für bepflanzte Beete, die eine enorme Wasserspeicherkapazität sowie eine hohe Filterwirkung haben. Letzteres ist wichtig, um auch Straßenwasser in die Beete einzuleiten. Pro Kubikmeter dieser Substrate können mindestens 350 Liter Wasser gespeichert werden, um dann langsam über die Bepflanzung zu verdunsten. 

In klassischen Rasensickermulden, wo das Oberflächenwasser von Straßen und Parkplätzen eingeleitet wird, kommt das Wasser über die Versickerung meist dem Grundwasserkörper zugute. Anstelle von reinen Rasenmulden können diese auch als Wildblumenwiese gestaltet und dadurch ökologisch aufgewertet werden. Bunte Wiesen sind zudem trockenheitsverträglicher und pflegeextensiver als Rasenflächen. So könnten auch andere Rasenbereiche in der Gemeinde zu Naturwiesen umfunktioniert werden. 

Der Beitrag erschien in der NÖ Gemeinde 12/2023.