junge Götterbäume
Die jungen Pflanzen sollten ausgerissen werden, abschneiden reicht nicht.
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Warum der Götterbaum eine Bedrohung ist

Ausgewachsen sieht er ja schön aus, der Götterbaum. Mit seiner ausladenden Krone, den gefiederten Blättern und den rötlich schimmernden Samenständen verströmt er auf den ersten Blick einen Hauch von Exotik – und genau das ist das Problem. Denn der ursprünglich aus China stammende Götterbaum (Ailanthus altissima) ist eine der invasivsten Pflanzen Europas und stellt zunehmend eine ernsthafte Gefahr für Infrastruktur, Biodiversität und Baumbestand dar.

Was den Götterbaum so problematisch macht, ist seine extreme Widerstandsfähigkeit und Vermehrungsfreudigkeit. Selbst wenn man ihn fällt oder ausgräbt, reagiert er mit einem starken Ausschlag aus dem Wurzelstock – manchmal mit Dutzenden neuer Triebe, die sich rasant zu stattlichen Jungbäumen entwickeln. Herkömmliche Methoden der Beseitigung greifen oft zu kurz oder verschlimmern die Situation sogar, wenn die Pflanze durch Stress noch aggressiver austreibt.

Bedrohung für Bahndämme und Autobahnen

Diese Eigenschaft bringt besonders die Infrastrukturbetreiber ins Schwitzen. Die ÖBB kämpfen entlang von Bahndämmen gegen großflächige Götterbaumkolonien, deren tiefes Wurzelwerk Schotterkörper und Gleisfundamente destabilisieren kann. Ähnliche Sorgen hat die ASFINAG: An Autobahnböschungen breitet sich der Baum schnell aus, durchdringt Asphaltdecken oder Betonwände und erschwert die Instandhaltung massiv. Zudem wächst er bevorzugt auf nährstoffarmen, verdichteten Böden – also genau dort, wo Straßen und Gleise verlaufen.

Offiziell unerwünscht – aber noch nicht überall angekommen

Bereits 2019 wurde der Götterbaum von der Europäischen Union auf die Liste der invasiven gebietsfremden Arten gesetzt. Damit unterliegt er strengem Handels- und Pflanzverbot: Er darf weder verkauft noch neu angepflanzt oder absichtlich verbreitet werden. Dennoch berichten Fachleute immer wieder, dass die Pflanze nach wie vor in Baumschulen erhältlich ist – offenbar ist die Brisanz des Problems noch nicht bei allen Anbietern angekommen.

Verwechslungsgefahr mit dem Essigbaum

Der Götterbaum wird oft mit dem ebenfalls invasiven Essigbaum (Rhus typhina) verwechselt. Doch die Unterschiede sind deutlich: Während der Essigbaum eine samtig behaarte Triebspitze und auffällig rote Fruchtstände hat, glänzt der Götterbaum mit glatten, graubraunen Trieben und verströmt bei Verletzung einen unangenehm strengen Geruch – oft als „Katzenurin“ beschrieben. 

Konsequente Bekämpfung erforderlich

Der Götterbaum steht beispielhaft für das Dilemma vieler invasiver Arten: schön anzusehen, aber in ihrer Wirkung verheerend. Mit wachsender Verbreitung steigt auch der Handlungsdruck – auf Seiten von Politik, Verwaltung und Eigentümern. Ein Rückschnitt allein reicht bei ihm nicht. Was bleibt, ist konsequente Bekämpfung und bessere Aufklärung über die ökologische Sprengkraft dieses vermeintlich harmlosen Baums.

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