Geeignete Fördermodelle sind das Um und Auf

30. Mai 2017
Das Interesse an Energieeffizienz durch Umwelt- und Kostenaspekte ist ungebrochen hoch. Österreichs Gemeinden waren und sind in der Umsetzung von Maßnahmen aktiv.


Energieeffizienz ist für alle befragten Gemeinden wichtig



Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz spielen in allen befragten Gemeinden eine wichtige Rolle. Dies hat zweierlei Gründe: Einerseits wird auf Umweltschutzaspekte verwiesen, da „Ressourcen nicht unendlich da“ sind. Die Gemeinden wollen in diesem Sinne eine Vorbildwirkung entfalten und „als gutes Beispiel vorangehen“, sodass die Wirtschaft und Privatpersonen „nachziehen“. Andererseits – und dies gilt in besonderem Ausmaß für bevölkerungsstarke Gemeinden – werden ökonomische Aspekte angeführt, da die Gemeinden oftmals eine „namhafte Energieverbrauchssumme haben und damit natürlich große Potenziale zur Einsparung vorhanden sind“.



Geplante und bereits umgesetzte Projekte der Gemeinden fokussieren hierbei auf die Bereiche


  • Energiegewinnung (Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden, Geothermalenergie, Nahwärme- und Bürgerbeteiligungskraftwerke),

  • Mobilität (Car-Sharing, Umstellung des öffentlichen Verkehrs auf Erdgas und Gratisparken für Elektroautos),

  • thermische Sanierung (diverse Maßnahmen beim Gebäudebestand und bei Neubauten),

  • Beleuchtung (Straßen- und Gebäudebeleuchtung) und

  • Energie-Monitoring.



Die Schwerpunktsetzungen unterscheiden sich hierbei aufgrund der inhomogenen Struktur der befragten Gemeinden (städtische und ländliche Gemeinden). In einer befragten Gemeinde spielt die Stabilitätspakt- bzw. Maastricht-schonende Finanzierung dieser Energieeffizienzprojekte eine wesentliche Rolle.



Jedoch verwiesen mehrere Gemeinden auf die angespannte finanzielle Lage und die Notwendigkeit, solche Projekte budgetneutral umzusetzen. Die Lauf- bzw. Vorbereitungszeit von Energieeffizienzprojekten liegt in den befragten Gemeinden zwischen zwei und fünf Jahren.



Die gemeindeinterne Erzeugung von erneuerbaren Energien spielt in allen befragten Gemeinden eine Rolle. Vor allem Photovoltaikanlagen, aber auch Geothermal- und Hackschnitzelheizungen werden hier als Energiequellen angeführt. Windenergie spielt (aus baurechtlichen oder ideologischen Gründen) in keiner der befragten Gemeinden eine Rolle.





KO_2017_06_PRODUKTION.indd

Mangel an Personal, Know-how und Geld



Als größte Barrieren bei der Umsetzung von Energieeffizienzprojekten werden fehlende personelle Ressourcen in der Verwaltung, fehlendes Know-how und mangelnde freie Investitionsspielräume genannt. Aber auch interne Widerstände wirken: „Selbst wenn sich Energieeffizienzprojekte wirtschaftlich sehr gut darstellen lassen, ist es schwierig, intern positive Entscheidungen zu bekommen, weil beispielsweise die Budgetkonsolidierung höchste Priorität hat und daher die Einsparung sehr kurz- bis mittelfristig wirken müssen.“





KO_2017_06_PRODUKTION.indd

Externe Beratung und Unterstützung



Der laufende Betrieb der gemeindeeigenen Gebäude wird überwiegend von internem Personal bewerkstelligt. Vereinzelt werden Teilaufgaben an Dritte ausgelagert, beispielsweise in der Hausbetreuung oder in Belangen der Haustechnik- und Heizungssysteme. Eine systematische Schulung aller Gemeindebediensteten in Hinblick auf Energieeffizienz erfolgt in keiner der befragten Gemeinden. Meist werden im Zuge eines Projekts einzelne Haustechniker und Instanthalter geschult.



Im Rahmen von Energieeffizienzprojekten haben alle der befragten Gemeinden bereits unterschiedliche externe Beratungsleistungen in Anspruch genommen. Eine Person gab dahingehend zu bedenken, dass sie durch das Bundesenergieeffizienzgesetz mittlerweile „schon in der Beglaubigung auf einen externen Audit zugreifen“ müsse. Der Beantragungsaufwand unterscheide sich hierbei vor allem in Hinblick auf die Fördergeber: „Landesförderungen sind in Hinsicht der Komplexität sehr einfach. Bundesförderungen sind tendenziell schwieriger.“



Interessanterweise postulierten vier von sechs Befragten ein grundsätzliches Misstrauen der Verwaltung gegenüber privatwirtschaftlichen Kooperationspartnern. Private Anbieter hätten „logischerweise eine andere Systemphilosophie in sich. Ihnen geht es da um Ertrag und Gewinn und um nackte Zahlen.

Sensibilisierung in Bevölkerung und Verwaltung noch nicht abgeschlossen



Das Thema Energieeffizienz hat in jeder Gemeinde mittlerweile einen hohen Stellenwert. Zum einen sieht man die Chancen, durch effizientere Maßnahmen Geld einzusparen, auf der anderen die Bevölkerung identitätsstiftend einzubinden, wie beispielsweise durch Gratisparkplätze für Elektroautos. Die Inanspruchnahme externer Berater, Contracting-Modelle oder Förderungen wird vor allem dann gebremst, wenn diese kurzfristig Kosten verursachen und Einsparungen erst mittel- bis langfristig zu erwarten sind. Zudem bestehen sowohl in der Bevölkerung emotionale als auch in der Verwaltung finanzielle Vorbehalte gegenüber externen Versprechen. Der wichtigste Abschnitt in der Zusammenarbeit ist die konzeptionelle Phase, „hier entscheidet sich das Gelingen des Projekts in überwiegendem Maße“. Eine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Gemeinden mit ihren traditionellen Eigenheiten und privaten Anbietern ist definitiv kein Selbstläufer.



Die Überwindung dieses Misstrauens und die Sensibilisierung von Entscheidungsträgern für die Wichtigkeit des Themas, sowie zusätzliche finanzielle und personelle Kapazitäten werden als zentrale zukünftige Herausforderungen in den Gemeinden identifiziert. „So wie man seinen Privatbetrieb nachhaltig gestaltet, auch wenn es zunächst etwas kostet, muss man auch mit der Gemeinde umgehen.“ Vor allem kleinere Gemeinden könnten durch „Informationen darüber, was sich am Markt tut und was Vorzeigeprojekte im Bundesland oder auch in Österreich sind“ unterstützt werden.