
Elisabeth Feichtinger: „Ich bin mehr der ‚Augen zu und durch‘-Typ.“
"Mein Freiraum ist Motorsägenschnitzen“
Die 28-jährige Elisabeth Feichtinger ist jüngste Bürgermeisterin Österreichs. Sie ist seit 70 Jahren die erste sozialdemokratische Bürgermeisterin im oberösterreichischen Altmünster und der Typ, der frischen Wind in eine Gemeindestube bringen wird.
Die Bürgermeisterwahlen 2015 sind geschlagen. Wie ist Ihre Gefühlslage jetzt?
Es hat sich nichts verändert, auch wenn mich das ganz viele Leute fragen. Aber es ist schon sehr intensiv im Moment. Und die Leute sagen mir, dass es anders ist als früher, dass es noch mehr Bürgernähe gibt. Auch wenn ich oft nur fünf Minuten Zeit habe, weil ein Termin den anderen jagt. Man muss sich halt seiner Wurzeln bewusst sein und schauen, dass man immer wieder zurückfindet.
Haben Sie die Befürchtung, dass die Bürgernähe manchmal zu viel wird?
Man muss sich seine Freiräume schaffen – und das ganz bewusst. Ich habe meine Imkerei und meine Esel und Schafe, ich gehe viel in den Wald, mache Waldarbeiten und Motorsägenschnitzen – das sind meine Freiräume ...
Also eine Imkerei, Esel und Schafe, Waldarbeiten – und Bürgermeisterin einer 10.000 Einwohner-Kommune. Geht sich das aus?
Es geht sich aus. Mein Ehemann und ich machen alles gemeinsam, wenn ich mal nicht kann, dann übernimmt er diesen Bereich ...
Wie viele Tiere haben Sie?
Zwei Zwergesel, zwei Waliser Schwarznasenschafe – wobei nach der Stichwahl unerwartet Nachwuchs gekommen ist. Dann haben wir noch vier Hauskatzen und – ja … gefühlte 10.000 Bienen … (lacht)
Sie wollten schon vor Jahren politisch aktiv werden, wurden aber zuerst auf den chancenlosen Platz 16 gesetzt. Muss man „härter im Nehmen“ sein, wenn man als Frau in die Kommunalpolitik will?
Die Liste ist noch vor der konstituierenden Sitzung präsentiert worden. Ich habe dann gesagt, dass, nach dem, was ich an Leistung bisher beigetragen und gebracht habe, ich mir eine Änderung erwarte ... Aber es stimmt, als Frau muss man ein bisschen mehr zeigen, gerade wenn man jung ist. Man trifft oft auch auf veraltete Strukturen.
Wie viele Frauen sind auf Ihrer Liste?
Fünf von unseren zwölf Gemeinderäten sind Frauen.
Sie haben keine Mehrheit im Gemeinderat. Gibt es eine Art „Koalition“ oder suchen Sie sich Ihre Mehrheiten nach Themen?
Bei und ist allen Fraktionen wichtig, dass wir was für unsere Altmünster Bürgerinnen und Bürger tun. Von da her gibt es keine Koalitionen, sondern ich glaube, dass wir uns nach Themen zusammenreden werden ...
Sie haben mit 12 Jahren ein Buch von Bruno Kreisky gelesen und damit Ihr politisches Interesse geweckt. Wie kommt eine 12-jährige auf so eine für dieses Alter eher ungewöhnliche Lektüre?
Das Buch habe ich zu Weihnachten bekommen, nachdem ich den Namen in einer Zeitung gelesen habe – mein Papa ist ja auch politisch aktiv. Da war so ein kurzes Porträt von Bruno Kreisky und ich hab‘ mir gedacht, das interessiert mich ... Ich war dann von der charismatischen Persönlichkeit Bruno Kreisky sehr beeindruckt.
War Ihr Vater auch schon Bürgermeister?
Nein, mein Vater nicht – in Altmünster hat es seit 70 Jahren keinen SP-Bürgermeister gegeben.
Wovor haben sie Angst?
Angst ist ein schlechter Begleiter. Und ich bin auch nicht der „Angst-Mensch“. Eher der „Augen zu und durch“-Typ.
Beschreiben sie ihren perfekten Tag.
Mein Tag ist perfekt, wenn ich wen glücklich machen kann.
Ergänzen Sie bitte:
Mein Lebensmotto:
Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.
Der perfekte Mann trägt für mich …
... das Herz am rechten Fleck.
Das will ich unbedingt noch erleben:
Ich würde gerne einmal für zwei, drei Monate in Afrika in einer Schule unterrichten.