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Gemeindetag und Kommunalmesse
Lindwurm-Stadt im Aufbruch
Zwischen Renaissance-Charme und digitaler Zukunft: Klagenfurt am Wörthersee hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass Tradition und Innovation keine Gegensätze sein müssen. Mit ehrgeizigen Klimazielen, kostenlosem City-WLAN, einem pulsierenden Forschungsstandort und mutigen politischen Weichenstellungen hat sich die Kärntner Landeshauptstadt als moderner Herzschlag des Alpen-Adria-Raums etabliert – ohne dabei ihre Wärme und Bodenständigkeit zu verlieren.
Klagenfurt, erstmals zwischen 1192 und 1199 urkundlich erwähnt, wurde 1246 auf sicherem Boden neu gegründet und erhielt 1252 sein Stadtrecht. Die Stadt blühte im 16. Jahrhundert zur modernsten Festungsstadt der Region auf und wurde, unterstützt durch den ersten Bürgermeister Christoph Windisch, ein architektonisches und administratives Vorbild ihrer Zeit.

Heute ist Klagenfurt – amtlich „Klagenfurt am Wörthersee“ – nicht nur Statutarstadt und größte Stadt Kärntens, sondern auch ein lebendiges Zentrum, das Geschichte atmet und gleichzeitig Zukunft gestaltet. Mit dem Österreichischen Gemeindetag und der Kommunalmesse ist Klagenfurt ebenfalls fest verbunden – ist es heuer doch bereits die vierte Auflage der Erfolgskombi Gemeindetag und Messe, die in der Lindwurm-Stadt stattfindet.
Doch Klagenfurt steht nicht nur für Wohlfühlbilder, sondern auch für ambitionierte Nachhaltigkeit: 2018 verabschiedete der Stadtsenat die erste „Smart City“-Strategie mit 241 Maßnahmen in Bereichen wie Mobilität, Energie, Digitalisierung, Stadtentwicklung und mehr. Sie dient als lebender Plan, wird stets überarbeitet und ist Herzstück der Klimapolitik. 2019 konnte die Stadt bereits erhebliche Erfolge vermelden: Zwischen 2011 und 2018 sanken die Treibhausgas-Emissionen um 49 Prozent, bis 2021 sogar um 54 Prozent. Das ehrgeizige Ziel: bis 2030 bilanziell klimaneutral zu sein – ein Versprechen, das durch die Teilnahme an der EU-Mission „100 Climate-Neutral and Smart Cities“ unterstrichen wird.
Parallel dazu wurde 2018 der digitale Alltag aufgewertet: An zentralen Plätzen wie dem Neuen Platz, Alten Platz, Benediktinerplatz, Pfarrplatz und der Bahnhofstraße wurde kostenloses City-WLAN eingeführt – verbunden über ein flächendeckendes Glasfasernetz der Stadtwerke: „Ein ,Must have‘ für eine moderne und besucherfreundliche Landeshauptstadt“, so Tourismusreferent Markus Geiger beim Start. Schon Ende 2019 reichte das Netz bis in den Lendhafen – Nachfrage gesteuert, Ausbau gelungen.
Zwischen Klimazielen, WLAN und Stadtentwicklung erblühte Klagenfurt als Forschungsstandort: Alpen-Adria-Universität und Lakeside Science & Technology Park bilden gemeinsam eine Innovationszone – mit Fraunhofer-Institut, Robotik-Labs und Forschungskooperationen, die über regionale Grenzen hinausstrahlen.
Politische Spannungen
Politisch pulsiert die Stadt sowieso. 2025 entstand die Freie Soziale Bürgerpartei (FSP) als neue Plattform: moderner, regional, sozial orientiert. Bürgermeister Christian Scheider wurde – ganz im Sinne des Gründungsimpulses – zum Ehrenobmann ernannt, während Vizebürgermeister Patrick Jonke als Parteiobmann fungiert. Gemeinsame Werte: Bürgernähe, soziale Verantwortung, Heimatverbundenheit, Zukunft.
Doch Politik kennt auch Schattenseiten: Zwischen Scheider und seinem Ex-Vize Liesnig gab es teils öffentlich ausgetragene Spannungen. Liesnig sprach von einem „stark unterkühlten“ Verhältnis – Scheider klagte wegen dessen Vorwurf, er würde „Rufmord“ begehen. Und während politisch diskutiert wird, schlägt die Stadt neue Kapitel auf: In „hi Harbach“, dem ersten klimaneutralen Stadtquartier, zeigt sich, wie nachhaltiges Wohnen und smarte Technik Hand in Hand funktionieren. Ein digitaler Zwilling liefert die Stadtveränderung in Vorschau – etwa zur Solarpotenzial-Berechnung auf dem eigenen Dach. Ganz nebenbei formt Klagenfurt einen urbanen Alltag, der radfreundlich und fußgängerorientiert ist – mit Plänen für minimale Wartezeiten und maximale Mobilität.
Der Haken: Klagenfurt geht es finanziell nicht wirklich gut: Angesichts einer prekären Finanzlage konnte für 2025 kein Budget beschlossen werden, die Stadt arbeitete, überwacht durch die Gemeindeaufsicht, mit der sogenannten „Zwölftelregelung“ (jeder Kostenstelle wird monatlich ein Zwölftel ihres Vorjahresbudgets zugewiesen). Ausgaben durften nur noch aufgrund einer gesetzlichen oder sonstigen rechtlich bindenden Verpflichtung erfolgen.
Klagenfurt ist weit mehr als eine hübsche Landeshauptstadt. Sie ist ein Herzschlag im Alpen-Adria-Raum – modern und freundlich, nachhaltig und offen. Die letzten zehn Jahre zeigen ein Stadtbild voller Fortschritt: ambitionierte Klimaziele, besseres WLAN, spannende Forschungslandschaften, urbane Projekte und politische Dynamik gepaart mit sichtbarem Engagement und Bürgernähe.

Die Stadt lebt durch Menschen, die sichtbare Zeichen setzen – sei es in der Sicherheitspolitik, beim kostenlosen WLAN oder bei der Partei-Neugründung – und denen ein bisschen Feuerwehr-Sirene zum 60er ebenso Authentizität verleiht wie die strategische Weitsicht hinter Smart City und Klimaneutralität.
Klagenfurt präsentiert sich dadurch als Stadt, die gestaltet – mit Herz, Humor und Substanz. Ein Ort, an dem Visionen zu Straßen und Plätze zu Begegnungsorten werden und wo Verantwortung zu spürbarer Lebensqualität wird.
Quellen // wikipedia.com / klagenfurt.at / mein-klagenfurt.at // derstandard.at // kurier.at // investinklagenfurt.at // neuezeit.at