
Christian Poglitsch, Günther Vallant und Gerhard Altziebler leiten die Geschicke des Kärntner Gemeindebundes als Dreiergestirn.
Ein Verband, drei Präsidenten
Seit 2021 führt eine ungewöhnliche Dreierspitze den Kärntner Gemeindebund: Günther Vallant, Christian Poglitsch und Gerhard Altziebler. Unterschiedlich in Stil, Partei und Herkunft, eint sie ein klarer Auftrag – die finanzielle Basis der Gemeinden sichern, Bürokratie abbauen und gemeinsam Zukunft gestalten. Diese drei zeigen, dass Kooperation nicht nur möglich, sondern dringend nötig ist.
Seit 2021 steht der Kärntner Gemeindebund unter einer besonderen Führung: Statt eines Präsidenten gibt es drei gleichberechtigte Präsidenten. Einer von ihnen ist Günther Vallant (SPÖ). Gemeinsam mit seinen beiden Kollegen vertritt er die Interessen von 130 Kärntner Gemeinden und bringt dabei klare Vorstellungen mit: solide Gemeindefinanzen, sachliche Interessensvertretung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Dreierspitze nach dem Vorbild der Gemeinden
Die Dreierspitze sei nicht nur ein politisches Signal, sondern eine pragmatische Lösung, sagt Vallant. „Wir haben uns am Modell der Gemeindevorstände orientiert. Jeder Präsident hat sein Referat und klare Zuständigkeiten, ähnlich wie Stadträte.“ Repräsentative Aufgaben übernimmt Vallant meist selbst, während fachliche Themen nach Referatsverteilung bearbeitet werden.
Günther Vallant wurde 1976 in Kärnten geboren und ist seit seiner Jugend fest in der Kommunalpolitik verwurzelt. Aufgewachsen ist er in Frantschach St. Gertraud, einer Gemeinde mit 2.394 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2025). Er begann bereits 1997 – kurz nach der Wiedererlangung der Gemeindeselbstständigkeit (damit ist Frantschach-St. Gertraud übrigens die „jüngste Gemeinde Kärntens“; Anm.) – seine politische Laufbahn als Gemeinderat. 2004 wurde er zum ersten Vizebürgermeister gewählt und seit 2009 steht er an der Spitze der Gemeinde. Mit seiner pragmatischen Art und einem klaren Fokus auf die Interessen der Bevölkerung wurde er zuletzt mit deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt.
Beruflich ist Vallant gelernter Betriebselektriker und arbeitete viele Jahre bei Mondi Frantschach, bevor er als ÖGB-Regionalsekretär für die Bezirke Wolfsberg und Völkermarkt in die hauptberufliche Interessensvertretung wechselte.
Finanzielle Basis statt „Almosen“
Zentrales Thema für Kärntens Gemeinden bleibt die finanzielle Ausstattung der Gemeinden. Vallant betont, dass ohne ausreichende Mittel kein Kindergarten gebaut, keine Straße saniert und keine Infrastruktur erhalten werden könne. „Wenn die Gemeinden ausgehöhlt werden, gefährdet das letztlich auch das Vertrauen der Bürger. Und Gemeindefusionen lösen das Problem nicht – sie verschieben es nur.“
Der Kärntner Gemeindebund fordert daher eine klare Aufgaben- und Finanzierungszuweisung. Positiv bewertet er die Einsparungen durch das Sparprogramm der Kärntner Landesregierung, von denen auch die Gemeinden profitieren: „Allein im letzten Jahr konnten wir elf Millionen Euro sparen, ohne selbst etwas tun zu müssen.“ Dennoch sei das nur ein Anfang: „Wir brauchen strukturelle Lösungen, keinen permanenten Kampf um jeden Euro.“
Kooperation ist für Vallant unverzichtbar: „Wir müssen regional denken und gemeinsam handeln.“ Interkommunale Projekte und einen stärkeren Austausch zwischen Gemeinden sieht er als Schlüssel, um Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Digitalisierung und Energiewende zu bewältigen. Künstliche Intelligenz bewertet er dabei eher pragmatisch: „Das Potenzial ist da, aber es löst den Personalmangel in der Pflege oder in Kindergärten nicht.“
Energiewende: Von der Volksbefragung zum Windpark
Vallant gilt als Befürworter der Energiewende und spricht aus Erfahrung: In seiner Gemeinde entsteht gerade nach 14 Jahren (!) Verfahren ein Windpark mit acht Anlagen. „Wir haben unsere Bürgerinnen und Bürger von Anfang an mitgenommen und ehrlich informiert. Nur so entsteht Akzeptanz.“
Ein Teil der Einnahmen aus dem Windpark fließt direkt in die Gemeinde – etwa in die Sanierung von Straßen. „Nur wenn die Menschen sehen, dass sie konkret profitieren, wächst die Unterstützung. Sonst bleiben sie skeptisch.“
Für Vallant beginnt vieles bei der Aufklärung – auch beim Klimaschutz: „Alles ist Bildung. Wir müssen schon den Kindern erklären, wie eine Gemeinde funktioniert, wie Ressourcen verteilt werden und warum es die Energiewende braucht.“ Dieses Verständnis sei die Basis für gelebte Demokratie. „Nur wer versteht, wie das System funktioniert, kann auch verantwortungsvoll mitreden.“
Er versteht seine Rolle weniger als die eines klassischen Ortschefs, sondern als „Gemeindemanager“: „Wir müssen über die Gemeindegrenzen hinausdenken und regionale Projekte wie die Koralmbahn (die im Dezember 2025 in Betrieb gehen wird; Anm.) gemeinsam nutzen.“
Am Ende bleibt für Vallant eine klare Botschaft: „Unsere größte Aufgabe ist es, die finanzielle Basis der Gemeinden zu sichern. Und wir müssen in der Gesellschaft wieder mehr Miteinander schaffen. Denn nur starke Gemeinden können ein starkes Land tragen.“
Land der Seen – zukunftsreich
Christian Poglitsch (ÖVP) ist der zweite Präsident im Triumvirat des Kärntner Gemeindebundes. Der Bürgermeister von Finkenstein am Faaker See hat in seiner über 20-jährigen Laufbahn schon auf allen politischen Ebenen Österreichs mitgewirkt – im Kärntner Landtag ebenso wie im Bundesrat. Und natürlich auch von Anfang an, und bis heute, auf kommunaler Ebene. Vor zehn Jahren wurde er in seiner Heimatgemeinde Bürgermeister und eroberte damit nach 61 Jahren den Chefsessel für die ÖVP.
Der zweifache Vater lebt mit seiner Frau in Faak am See und arbeitet dort als Geschäftsführer des Familiencampings Poglitsch. Faak ist eine von 28 Ortschaften der Marktgemeinde Finkenstein am Faaker See, die entgegen dem Landestrend stetig wächst. Viel fehlt nicht mehr, um die 10.000-Einwohner-Marke zu überschreiten.
In Finkenstein tut sich was
Finkenstein ist nicht nur eine der schnellstwachsenden Gemeinden. Auch bei den Betriebsansiedelungen hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan.
„Dadurch sind wir auch bei der Kommunalsteuer etwas besser aufgestellt und können uns manche Dinge leichter leisten“, so Poglitsch. Viel Geld investiert die Gemeinde aktuell in die Bildung. Für den Neubau der Volksschule in Ledenitzen (Kostenpunkt 7,5 Mio. Euro) hat Finkenstein den österreichischen Schulbau-Oscar erhalten - noch vor Graz und Wien. In Latschach wird eine zweite Kindergartengruppe gebaut, denn „durch das neue Kinderbetreuungsgesetz in Kärnten haben wir ein bisschen Platznot bekommen. Die werden wir damit lösen.“ Und dann ist der Sportplatz in Ledenitzen dran, der ein wenig in die Jahre gekommen ist. „Das machen wir alles, ohne Fremdkapital zu benötigen. Wir versuchen wirklich, sehr konservativ mit den Mitteln umzugehen“, berichtet der Bürgermeister.
Die Finanzen als Steckenpferd
Poglitsch scheint ein geschicktes Händchen für die Finanzen zu haben. Seine Gemeinde ist eine der wenigen, die keine Abgänge, sondern noch kleine Überschüsse produziert. Er definiert sich selbst als konservativ denkenden Menschen, der als Unternehmer gelernt hat, mit Geldmitteln sehr sorgsam umzugehen. Bei den Finanzen fühlt er sich gut aufgehoben und so verwundert es auch nicht, dass er innerhalb des präsidialen Dreiergespanns derjenige ist, der den Verband im Finanzausschuss des österreichischen Gemeindebundes vertritt.
Ebenso naheliegend ist die Zuständigkeit des Campingplatz-Betreibers für den Tourismusausschuss. Übrigens ist der Bürgermeister aus der oscarprämierten Gemeinde auch für den Bereich Schulen verantwortlich. Das alles passt wie die Faust aufs Auge – weil es kein Zufall ist. „Die Aufteilung haben wir untereinander ausgeredet – nach Kompetenzen und Präferenzen. Und die Zusammenarbeit funktioniert auch nach bald viereinhalb Jahren immer noch hervorragend“, freut sich Poglitsch.
Das größte Problem. Gefragt nach der größten Herausforderung für die Kärntner Gemeinden, zögert Poglitsch keine Sekunde: „Natürlich die finanzielle Situation der Gemeinden. Durch die Umlagenpolitik des Landes und die Mindereinnahmen bei den Ertragsanteilen stehen alle mit dem Rücken zur Wand – durch die Bank! Bei manchen vielleicht etwas weniger, wenn sie mehr Kommunalsteuern haben, aber bei vielen ist es wirklich dramatisch, denn ohne Geld können keine Entscheidungen getroffen werden, die die Zukunft der Gemeinde gestalten. Da leidet jetzt jede Gemeinde darunter.“ Ohne Unterstützung des Landes für allfällige Investitionen gehe nirgends mehr etwas, stellt Poglitsch klar.
Der „Dritte im Bunde“
Last but not least im Bunde der Kärntner Gemeindebundchefs ist Gerhard Altziebler. Der Bürgermeister von Fresach im Bezirk Villach-Land kam als Vertreter der FPÖ ins Präsidium, trat aber 2022 aus der Partei aus, um einem Parteiausschlussverfahren zuvorzukommen. Ihm war „öffentliche Liebäugelei“ mit dem Team Kärnten, dem früheren Team Stronach vorgeworfen worden. Mittlerweile regiert er in Fresach mit einer eigenen Liste.
Auf seine Arbeit im Gemeindebund hat das Ende der Parteimitgliedschaft keine Auswirkungen. Die Funktionsperiode der Präsidenten dauert von der Bestellung bis zur darauffolgenden Bestellung. Letztere erfolgt nach der nächsten Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl.
Von der Landwirtschaft in die Politik
Altziebler wuchs in einem Landwirtschaftsbetrieb auf und ist Mitarbeiter beim Kärntner Rinderzuchtverband „CaRINDthia“. In die Politik verschlug es ihn, „weil ich gefragt worden bin“ – und das gleich von zwei Parteien. Bürgermeister ist er seit nunmehr bereits zehn Jahren.
Die Gemeinde Fresach hat rund 1.200 Einwohner. Aktuellstes Projekt ist derzeit die Errichtung einer Kindertagesstätte und die thermische Sanierung des bestehenden Kindergartens. Dafür müssen über zwei Millionen Euro investiert werden. Als Nächstes stehen dann der Bau eines neuen Feuerwehrhauses und die Modernisierung der Ausrüstung der Feuerwehr auf dem Programm.
Zufrieden ist der 49-jährige Bürgermeister mit dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger: „Wir sind eine sehr landwirtschaftlich geprägte Gemeinde. Aus dieser Prägung gibt es viele Vereine, die gute Arbeit leisten.“
Herausforderungen für die Gemeinden
Als größte Herausforderung für die Gemeinden nennt Altziebler das Thema Finanzen. „Da sollten den Lippenbekenntnissen zur Unterstützung der Gemeinden endlich Taten folgen.“ Weitere Problemfelder: die Themen Haftung und Bürokratie sowie die Frage der Gemeindeautonomie. „Die Gemeinden sind am Gängelband von Bund, Land und BH. Da geht oft nichts weiter, dabei könnten wir als Gemeinden meist viel schneller auf Herausforderungen reagieren.“
Es kritisiert, dass vielfach nicht auf die Gemeinden gehört werde. Als Beispiel nennt er das Kärntner Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz: „Jetzt haben wir ein Gesetz, aber es fehlen uns die Mitarbeiter!“
Die Verantwortung für den Arbeitskräftemangel ortet er bei der „hohen Politik“: „Da wird jetzt auf die Teilzeitkräfte hingehaut, aber keiner kommt auf die Idee, diejenigen Leute, die gar nichts tun, in den Arbeitsprozess zu bringen!“
BHs abschaffen
Aufhorchen lässt Gerhard Altziebler mit einer Forderung nach Abschaffung der Bezirkshauptmannschaften: „Die könnte man sofort auflösen und einen Teil der Aufgaben– etwa im Passwesen – den Gemeinden und den anderen Teil dem Land übergeben. Das würde die Gemeinden aufwerten und viel Geld sparen“, ist Altziebler überzeugt.