Kleinschulen in Gefahr

17. März 2015
Mit einer absurden Debatte um die Sinnhaftigkeit von kleinen Schulstandorten hat das Jahr 2015 im Bildungsbereich begonnen. KOMMUNAL geht auf Ursachenforschung.











242 Volksschulen mit nur einer Klasse gibt es in Österreich, den höchsten Anteil hat das Bundesland Tirol, allein dort sind an 78 Standorten die Schüler aller vier Schulstufen in einer Klasse zusammengefasst. „Schluss damit“, ließ die Bildungsministerin in einem Zeitungsinterview im Jänner ausrichten und wollte Mindestgrößen für Schulstandorte verordnen. Gemeint hat Heinisch-Hosek damit nicht nur Volksschulstandorte, sondern auch Neue Mittelschulen. Für diesen Bereich schlug die Ministerin eine Mindestgröße von 300 Schüler/innen pro Schule vor.



Eine Forderung, die sogar einen Landeshauptmann aus den eigenen Reihen auf die Barrikaden steigen ließ. „Würde man diesen Maßstab anwenden, dann gäbe es im Burgenland statt 41 Neue Mittelschulen nur noch fünf Standorte“, rechnete Hans Niessl der Ministerin vor. Auch bei den einklassigen Volksschulen liegt das Burgenland mit 22 Prozent aller Standorte relativ weit vorne.



„Ich kann die Grundlage dieser Debatte nicht verstehen“, seufzt Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. „Nahezu jeder Bildungsexperte sagt, dass die altersübergreifende Arbeit in gemeinsamen Gruppen für die Qualität des Lernens von Vorteil ist. Alle Studien zeigen auch, dass gerade die kleinen Schulstandorte ein extrem hohes Lernniveau haben. Wieso will man das mit aller Macht zerstören“, so Mödlhammer, der auch öffentlich entsprechend heftig reagierte. „An der Gesamtzahl der Lehrer würde sich durch die vorgeschlagene Maßnahme nur wenig ändern“, so Mödlhammer. „Und alle anderen Kosten zahlt sowieso nicht der Bund, sondern die Gemeinden, die ja die Erhalter der Pflichtschulen sind.“ Es sei auch nicht sinnvoll, dass man dann die Kinder und Eltern dazu zwinge, deutlich längere Schulwege in Kauf nehmen zu müssen. „Da lädt man geringe Kosten, die man einspart, in Wahrheit ja nur auf den Eltern ab“, so Mödlhammer.



Auch der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter und sein Amtskollege Markus Wallner konnten dem Vorschlag aus Wien nichts abgewinnen. „Das wäre ein Kahlschlag für den ländlichen Raum“, ließ Platter wissen. Wallner wiederum wollte „diesen zentralistischen Vorschlag aus Wien erst gar nicht ernst nehmen“.



Entsprechend schnell war die Idee dann auch wieder vom Tisch. Nach nur zwei Tagen ruderte die Ministerin zurück. Es sei alles nur ein Missverständnis gewesen, es sei ihr nur um die Effizienz in der Verwaltung gegangen, etwa darum, dass mehrere Schulen unter einer Direktion geführt werden. „Das ist eine Handhabung, die schon lange Realität ist“, erinnerte Mödlhammer. „In vielen Bundesländern ist das seit Jahren gut gelebte Praxis, dass mehrere Schulen unter einer Leitung stehen.“