Demonstration in Bozen/Südtirol
Die Botschaft der Kundgebungsteilnehmer: Sie haben die Vertröstungen der Politik satt! Sie wollen mehr Geld! Sprich: Höhere Löhne. Der Ordnungsdienst schätzte die Teilnehmerzahl anfangs auf 3000, später sogar auf 4000.
© Neue Südtiroler Tageszeitung

Öffentlich Bedienstete protestieren

6. Mai 2019
Alle Erwartungen übertroffen hat die Kundgebung der öffentlichen Bediensteten Südtirols am 10. April 2019 in der Landeshauptstadt Bozen. Die Gewerkschaften hatten zu einem Protestmarsch aufgerufen, um ihrer Forderung nach einer überfälligen Lohnerhöhung Nachdruck zu verleihen. Rund 4.000 der 42.000 Bediensteten in der öffentlichen Verwaltung waren dem Ruf der Gewerkschaften gefolgt und hatten ihrem Ärger vor dem Landhaus lautstark Luft gemacht.

Die Gewerkschaften forderten die sofortige Aufnahme der Verhandlungen für den bereichsübergreifenden Kollektivvertrag des öffentlichen Dienstes und eine Lohnerhöhung von rund zehn Prozent um den Kaufkraftverlust der letzten Jahre auszugleichen.

Groß war der Unmut der Teilnehmer über die Südtiroler Landesregierung, nachdem im Nachtragshaushalt des Landes lediglich zwei Millionen Euro für die anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen veranschlagt wurden.

Lohnerhöhungen reichen gerade für einen Kaffee

Bei rund 42.000 Angestellten im öffentlichen Bereich würde sich damit gerade mal ein Kaffee im Monat für jeden Bediensteten ausgehen. Aus Sicht des Südtiroler Gemeindenverbandes ist das unverständlich, zumal das Land im vergangenen Jahr für die Erneuerung der Verträge der Ärzte und Führungskräfte ein Vielfaches davon locker gemacht hat.

Dementsprechend kritisch war auch der Tenor in den Aussagen der Teilnehmer und Gewerkschaften. „Wir können gar nicht so schlecht arbeiten, wie wir bezahlt werden. Für alles ist Geld da, nur nicht für die eigenen Angestellten. Wir wollen keine Almosen, sondern eine gerechte Entlohnung für unsere Arbeit. Wir waren immer geduldig, aber jetzt ist Schluss“, hieß es von Seiten der Demo-Teilnehmer.

Der Landeshauptmann versuchte zu kalmieren

Landeshauptmann Arno Kompatscher hatte im Vorfeld des Protestes noch versucht die Wogen zu glätten. Er sicherte zu, die Verhandlungen zur Erneuerung des Tarifvertrages noch im April aufzunehmen und innerhalb weniger Monate abzuschließen. Die zwei Millionen Euro im Haushalt seien lediglich ein Platzhalter, und die erforderlichen Geldmittel werde man zur Verfügung stellen.

Betroffen von den anstehenden Vertragsverhandlungen sind auch rund 8000 Bedienstete der Gemeinden und Bezirksgemeinschaften. Am 30. April 2019 wurden die Verhandlungen der Sozialpartner zur Erneuerung des Kollektivvertrages aufgenommen.