Buch „Wir alle sind Gemeinde“

Buch „Wir alle sind Gemeinde“

9. Juni 2020
Rund 40 Prozent aller österreichischen Corona-Infizierten, so heißt es, haben sich in und über Tirol angesteckt. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Der Tiroler Gemeindeverband und die GemNova haben ein Buch herausgebracht, das österreichweit für positives Aufsehen sorgen wird.

Wer in diesen Tagen mit einer Bürgermeisterin, einem Bürgermeister aus einer der 2.095 Gemeinden in Österreich spricht, bekommt sinngemäß sehr oft dies zu hören: „Wir alle befinden uns in einer schwierigen Situation. Die Betriebe in unserer Gemeinde haben massive Probleme, viele unserer Einwohnerinnen und Einwohner sind plötzlich arbeitslos geworden, sind in Kurzarbeit. Als Gemeinde verzeichnen wir massive Steuereinbrüche. Gleichzeitig ist der Zusammenhalt in unserem Ort sehr stark, es gibt viele tolle Initiativen und gemeinsam kommen wir da auch wieder raus. Schlussendlich machen wir alle ja unsere Gemeinde aus.“

„Wir alle sind Gemeinde.“

So lautet der Titel jenes brandaktuellen Buches, das in diesen Tagen vom Tiroler Gemeindeverband und der GemNova, dem Unternehmen der Tiroler Gemeinden, gemeinsam herausgegeben wird. Auf rund 200 Seiten geht dieses Praxishandbuch auf aktuelle Fragen, Probleme und Herausforderungen in den verschiedensten Gemeinden ein. Im Detail werden vor allem die Themen Kinderbetreuung, Digitalisierung, Bauen und Wohnen, Pflege und Gesundheit, Gefahrenschutz, kommunale Infrastruktur und, nicht zu unterschätzen, Aus- und Weiterbildung aus den verschiedensten Blickwinkeln behandelt.

Besonders hervorzuheben: die praktische Ausrichtung dieses Buches. So schildern Bürgermeisterinnen und Bürgermeister anhand konkreter und aktueller Fälle, wie sie im Detail nach Lösungen suchten. Wie sie freilich auch immer wieder auf externe Partner zurückgreifen mussten, wenn etwa die Komplexität einer Aufgabenstellung die personellen und fachlichen Ressourcen in der Gemeinde einfach sprengte. Das betraf und betrifft Ausschreibungen genauso wie Förderungen, eine professionelle Nachmittagsbetreuung an den Schulen ebenso wie die Personalsuche für den Pflegebereich, die Organisation und Abhaltung von Deutschkursen für Menschen mit nicht deutscher Muttersprache ebenso wie konkrete Unterstützung rund um die Digitalisierung.

Best-Practice-Beispiele

„Mit diesem Buch liefern wir auch eine Art Handlungsanleitung, eine konkrete Unterstützung, Best-Practice-Beispiele aus der täglichen Praxis“, erklärt Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes und Bürgermeister von Sölden im Ötztal. „Darin findet sich das gesammelte Wissen vieler Expertinnen und Experten, die geballte Erfahrung langjähriger Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, und es gibt nützliche Links zu weiteren Informationen und wichtigen Anlaufstellen.“

Ähnlich argumentiert auch Alois Rathgeb, Mastermind und Geschäftsführer der GemNova, des Unternehmens der Tiroler Gemeinden: „Seit zehn Jahren unterstützen wir die 279 Tiroler Gemeinden bei ihren vielfältigen Aufgaben. Dabei begleiten wir ein Projektvolumen von rund 350 Millionen Euro im Jahr, wodurch sich die Gemeinden in Summe bis zu 30 Millionen Euro sparen. Wir sind damit der größte kommunale Dienstleister Österreichs, und ja, in diesem Buch wird deutlich gezeigt, welche Herausforderungen die Gemeinden Tag für Tag zu bewältigen haben.“

Originelle Illustrationen

Damit es vor lauter Sachlichkeit und Professionalität nicht allzu trocken wird, haben sich die beiden Herausgeber Schöpf und Rathgeb noch etwas Besonderes einfallen lassen. Zur Auflockerung des Inhalts wandten sie sich an eine kleine, kreative Agentur in Tirol und holten sich von deren Illustratorinnen amüsante Anregungen. Das Ergebnis dieser „Mitspieler“, so auch der Name der Agentur, findet sich nun seitenweise im Buch -  durchaus zum amüsanten Schmunzeln und ernsten Nachdenken anregend.

So weit mal die gute Nachricht aus Tirol. Wobei: Im Nachsatz des Buches wird es nochmals sehr ernst. Um der aktuellen Corona-Situation in Österreich Rechnung zu tragen, wird auch diese Thematik auf einigen Seiten sehr kompakt und aus der speziellen Sicht der Gemeinden behandelt – mit durchaus selbstkritischen Anmerkungen zu Tirol versehen. Denn das gehört sich einfach, bei einem sehr problembewussten, sachlichen, ehrlichen Buch.

Wie heißt es also auf den letzten Seiten: „Eine sorgfältige Analyse der Maßnahmen und Ereignisse nach den Gesichtspunkten, was gut funktioniert hat und wo sich Schwächen gezeigt haben, wird auf jeden Fall nötig sein. Speziell auch in Tirol. Nur so können Notfallpläne optimiert und das notwendige öffentliche Leben im Krisenfall garantiert werden. Es sind Aufgaben, an denen wir alle mitwirken können und sollen. Denn: Wir alle sind Gemeinde.“