wasserzähler in Neuhaus
In Neuhaus gibt es 376 Wasserzähler, die nun mittels Sensoren den Wasserverbrauch messen und melden.
© Gemeinde Nwuhaus

Klimawandelanpassung

Genaue Daten über den Wasserverbrauch

31. Juli 2023
Die FH Campus Wien, Österreichs größte Fachhochschule, kooperiert als wissenschaftliche Partnerin seit rund einem Jahr mit der Kärntner Gemeinde Neuhaus im Projekt „Smart Village Neuhaus“. Schwerpunkt ist die Versorgungssicherheit in Zeiten der Klimakrise. In einem ersten Schritt geht es um die Wasserversorgung der Kärntner Gemeinde mit knapp über 1.000 Einwohnern. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor.

Steigende Temperaturen und lange Trockenperioden führen zu einem erhöhten Wasserverbrauch, budgetäre und personelle Einschränkungen verschärfen die Versorgungssicherheit zusätzlich. Die Folge: Technische Lösungen sind gefordert.

„Europaweit haben sich viele Forschungseinrichtungen auf die Bedürfnisse von ,Smart Cities‘ spezialisiert. Wir haben uns bewusst für den Forschungsschwerpunkt ,Smart Village‘ entschieden, denn in fast zwei Drittel der österreichischen Gemeinden leben weniger als 2.500 Einwohner. Der Bedarf nach digitalen Lösungen, insbesondere mit Blick auf die Anpassung an die Klimakrise, ist hier besonders gefragt“, sagt Projektleiter Heimo Hirner, Leiter des Kompetenzzentrums Vienna Institute for Safety and Systems Engineering an der FH Campus Wien.

Digitalisierung als Antwort auf die Klimakrise

Unter der wissenschaftlichen Leitung der FH Campus Wien wird im zweisemestrigen Software Engineering-Projekt „Argos“ mit Unterstützung der Kooperationspartner Kelag, Minol Zenner-Gruppe und RSE eine österreichweit einzigartige Anwendung für digitale Überwachungslösungen entwickelt. Diese bietet der Gemeinde eine verlässliche und effiziente Basis für den Betrieb der Wasserversorgung und erhöht somit die Versorgungssicherheit.

Bürgermeister Patrick Skubel: „Im Jahr 2022 sanken die Quellschüttungen unserer drei dezentralen kommunalen Trinkwasserversorgungsanlagen auf historische Niedrigststände mit Rückgängen zwischen 21 und 54 Prozent vom 20-jährigen Mittel. Gleichzeitig stieg auch der Wasserbedarf aufgrund der anhaltend hohen Temperaturen, aber auch aufgrund von Poolfüllungen. Weniger verfügbares Wasser und gleichzeitig mehr Verbrauch stellen unsere kommunalen Wasserversorgungsanlagen vor gänzlich neue Herausforderungen und lassen den Druck hinsichtlich der Versorgungssicherheit steigen. Budgetäre und personelle Einschränkungen verschärfen die Versorgungssicherheit zusätzlich. Wir suchen daher auch als kleine Gemeinde aktiv nach neuen technischen und wissenschaftlichen Lösungsansätzen, um die Versorgungssicherheit langfristig zu sichern.

Digitale Lösungen maßgeschneidert für Bedürfnisse von Kleinstgemeinden

Um die Bedürfnisse der Gemeinde Neuhaus bestmöglich abbilden zu können, wurde im Dezember 2022 auf Initiative von FH-Prof. Heimo Hirner eigens ein UI/UX-Anwender-Workshop unter fachlicher Leitung von Hrn. Roland Skof-Peschetz mit den Gemeindemitarbeiterinnen und Teilen des Argos-Teams in der Gemeinde Neuhaus veranstaltet.

Hirner: „Die Bedienungsfreundlichkeit von digitalen Anwendungen ist essentiell, um diese bestmöglich in den Arbeitsalltag zu integrieren. Ziel war es gemeinsam mit der Gemeinde Neuhaus und mit dem UX/UI Designer Roland Skof-Peschetz ein digitales Wassermanagement zu entwickeln, dass für die wenigen Mitarbeiter der Gemeinde Neuhaus die Arbeitsprozesse vereinfacht und gleichzeitig professionalisiert.“

Meilenstein der kommunalen Wasserversorgung

Die Anwendung verfügt über adaptive Alarmierungslösungen für digitale Wasserzähler. Darüber hinaus wurden Wasserbilanzen pro Wasserversorgungsanlage programmiert, die nun auf stündlicher, täglicher und wöchentlicher Basis die Einspeisung aus den Hochbehältern ins Leitungsnetz sowie die Entnahme überwachen.

Diese Berechnungen und Visualisierungen bringen erstmals einen detaillierten Einblick über Wasserverluste im jeweiligen System, auch Rohrbrüche lassen sich schneller detektieren.

Bei Wasserengpässen ist es nun für Gemeindemitarbeiter möglich, aktiv in das Wassermanagement einzugreifen. Zudem können Ereignisse und Alarmierungen in der Wasserversorgung systemtechnisch hinterlegt werden.

Der Prototyp wird seit Juli 2023 im Echtbetrieb in der Gemeinde Neuhaus verwendet. In weiterer Folge ist geplant, die Monitoring-Lösungen auch auf andere Bereiche, wie etwa den Winterdienst, auszuweiten.