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Herausfordernde Rahmenbedingungen

Gebaut und saniert werden muss immer

Ob Schulen, Kindergärten, Wassernetze oder Straßen – die Gemeinden sind für den Erhalt und den Ausbau wichtiger Infrastrukturen verantwortlich. Doch während der Sanierungsbedarf steigt, bringen Teuerung und Ressourcenmangel viele Projekte ins Stocken. Neue Finanzierungsmodelle und innovative Baukonzepte könnten eine Lösung sein. Gerade in Zeiten von Klimaschutz und Digitalisierung ist die Modernisierung kommunaler Infrastruktur unverzichtbar. Wie kann das gelingen?

Österreichs Gemeinden sind gesetzlich verpflichtet, essenzielle Infrastrukturen zu errichten und instand zu halten. Dazu gehören Bildungseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen, Verwaltungsgebäude, Feuerwehrhäuser, Wohnanlagen, Straßen, Geh- und Radwege sowie Wasserversorgungs- und Abwassersysteme. 

Darüber hinaus sind Sport- und Freizeitanlagen, kulturelle Einrichtungen wie Bibliotheken und Museen, Gesundheitszentren, Parks und Erholungsgebiete Teil der kommunalen Daseinsvorsorge – auch wenn dieser Teil weniger eine gesetzliche Verpflichtung ist, sondern mehr eine „Leistung im Sinn und Interesse der Bürger“ darstellt.

Viele dieser Bauten wurden bereits vor Jahrzehnten errichtet und müssen heute saniert oder modernisiert werden, um aktuellen Sicherheits- und Umweltstandards zu entsprechen. Besonders die EU-Energieeffizienzrichtlinie (EED III) verpflichtet Gemeinden ab 2025 dazu, jährlich mindestens drei Prozent ihrer öffentlichen Gebäude auf Niedrigstenergie- oder Nullemissionsniveau zu sanieren.

Dies betrifft mehr als 57.000 kommunale Gebäude in Österreich. Allerdings gilt hier eine Abstufung: Ab Oktober 2025 sind es zuerst die größten Städte, die sanieren müssen. Für Gemeinden mit weniger als 50.000 Einwohnern gilt das erst ab dem 1. Jänner 2027, für Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern erst ab dem 1. Jänner 2030. Dennoch ein ganz schöner Brocken, der da in den kommenden Jahren auf Österreichs Gemeinden zukommt.

Die finanzielle Belastung der Gemeinden und Auswirkungen der Teuerung

Auch wenn konkrete Zahlen zu den jährlichen Bauausgaben aller österreichischen Gemeinden nicht zentral verfügbar sind, da diese je nach Größe, Einwohnerzahl und spezifischen Bedürfnissen variieren, stellen vor allem die steigenden Baukosten für Gemeinden eine erhebliche finanzielle Herausforderung dar. 2024 sind die Kosten für den Wohnhaus- und Siedlungsbau um 3,6 Prozent gestiegen, während der Straßenbau um 3,5 Prozent und der Siedlungswasserbau um 4 Prozent teurer wurde.

Besonders betroffen sind Materialkosten für Beton, Stahl und Holz, ebenso wie Personalkosten aufgrund von Lohnerhöhungen im Baugewerbe. Zusätzlich sorgen Fachkräftemangel und Lieferengpässe für Verzögerungen und steigende Kosten bei kommunalen Bau­projekten.

Alternative Finanzierungsmöglichkeiten

Um die finanziellen Herausforderungen zu bewältigen, können Gemeinden folgende Strategien in Betracht ziehen:

  • Öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP): Durch Kooperationen mit privaten Investoren können Projekte realisiert werden, ohne die gesamte finanzielle Last allein zu tragen.
  • Fördermittel: Die Inanspruchnahme von nationalen und europäischen Förderprogrammen kann finanzielle Entlastung bieten. Der Österreichische Aufbau- und Resilienzplan 2020-2026 sieht Investitionen in Bildung, Forschung und Nachhaltigkeit vor, von denen auch Gemeinden profitieren können.
  • Interkommunale Zusammenarbeit: Gemeinden können durch Kooperationen Ressourcen bündeln und gemeinsame Projekte effizienter realisieren.
  • Bürgerbeteiligung: Die Einbindung der Bevölkerung in Planungsprozesse fördert Akzeptanz und kann innovative Ideen hervorbringen.

Durch die Umsetzung dieser Strategien können österreichische Gemeinden den aktuellen und zukünftigen Anforderungen gerecht werden und eine nachhaltige Entwicklung ihrer Infrastrukturen sicherstellen.

Trotz aller Probleme: Gemeinden planen Investitionen

Aktuelle Daten aus dem Gemeindeinvestitionsbericht 2025 verdeutlichen die Schwerpunkte und finanziellen Herausforderungen dieser Investitionen. Investitionsschwerpunkte und finanzielle Aufwendungen sind vor allem in folgenden Bereichen geplant:

  • Bildungseinrichtungen: Mit einem Investitionsvolumen von rund 1,53 Milliarden Euro bleibt dieser Bereich der größte Posten. Der Fokus liegt auf der Modernisierung und dem Neubau von Schulen und Kindergärten, was sowohl der Bildungsqualität als auch der lokalen Wirtschaft zugutekommt.
  • Straßen und öffentliche Plätze: Hier planen Gemeinden Investitionen von 681 Millionen Euro – ein Rückgang um 18 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2020–2024. Maßnahmen wie Verkehrssicherheit und der Ausbau öffentlicher Plätze stehen im Vordergrund.
  • Siedlungswasserwirtschaft: Mit 680 Millionen Euro – ein Anstieg um 21 Prozent – konzentrieren sich die Gemeinden auf die Modernisierung und den Ausbau von Wasser- und Abwasserinfrastrukturen. Dies ist entscheidend für die Umwelt und eine nachhaltige Wasserversorgung.
  • Katastrophen- und Naturschutz: Investitionen in Höhe von 452 Millionen Euro – ein Zuwachs von 31 Prozent – umfassen Projekte für Hochwasserschutz, Feuerwehr und Rettungsdienste. Diese Maßnahmen zielen auf die Resilienz gegenüber Naturkatastrophen und Klimawandel ab.
  • Freizeit- und Tourismuseinrichtungen, Kunst & Kultur: Geplante Ausgaben von 343 Millionen Euro – ein Plus von 8 Prozent – unterstreichen die Bedeutung von Erholung und Kultur für die Lebensqualität in Gemeinden.
  • Energie, Umweltschutz und Klima: Rund 172 Millionen Euro werden für Energieeffizienz und Klimaschutz bereitgestellt – das ist allerdings ein Rückgang um 24 Prozent. Die Projekte reichen von erneuerbaren Energien bis zu Energiemanagementsystemen.
  • Fuhrpark und Geräte: 144 Millionen Euro – ein Rückgang von 23 Prozent – investieren Gemeinden in die Modernisierung ihrer Flotten, insbesondere durch Elektromobilität.
  • Gesundheit und Soziales: Dieser Bereich verzeichnet mit 190 Millionen Euro einen Rückgang von 35 Prozent.

Neben den bereits diskutierten Strategien können auch die folgenden Ansätze zusätzliche Vorteile bieten:

Der Einsatz von digitalen Zwillingen: Das sind virtuelle Abbilder physischer Bauwerke, die Echtzeitdaten nutzen, um den aktuellen Zustand eines Gebäudes oder einer Infrastruktur präzise darzustellen. Ihr Einsatz ermöglicht Transparenz und Effizienz sowie Kosten- und Zeiteinsparungen. 

Auch die Zusammenarbeit mehrerer Gemeinden in Form von Verbänden bietet die Möglichkeit, Ressourcen zu bündeln und gemeinsam Infrastrukturprojekte zu realisieren. Ein Vorteil dieser Kooperationen ist natürlich die Kosten­effizienz. Und: Gemeinsame Projekte, wie der Bau von Schulen oder Freizeiteinrichtungen, verteilen die finanziellen Lasten auf mehrere Schultern und ermöglichen größere Vorhaben, die für einzelne Gemeinden nicht realisierbar wären.

Auch könnte eine Spezialisierung einzelner Gemeinden auf bestimmte Dienstleistungen oder Einrichtungen zu einer effizienteren Nutzung von Personal und Infrastruktur führen.

Holzbauten in Betracht ziehen

Noch ein Aspekt, der immer mehr in den Vordergrund drängt: die Vorteile von Holzbauten. Der Baustoff Holz gewinnt im modernen Bauwesen zunehmend an Bedeutung. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der während seines Wachstums CO₂ bindet und somit aktiv zum Klimaschutz beiträgt. Dank hervorragender Wärmedämmeigenschaften fördert Holz ein angenehmes Raumklima und reduziert den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung.

Und: Die Möglichkeit der Vorfertigung von Holzelementen ermöglicht eine zügige ­Montage vor Ort, was die Bauzeit verkürzt und ­Kosten senkt. Ein Punkt, der allerdings auch für Beton­elemente gilt. Überhaupt geht es auch bei Holzbauten nicht ganz ohne Beton – Fundament und Elemente wie Aufzugschächte (im mehrgeschoßigen Holz-Wohnbau) werden wohl ohne Beton nicht auskommen.

Durch die Integration dieser Ansätze können Gemeinden ihre Bauprojekte nachhaltiger, kosteneffizienter und zukunftsorientierter gestalten.

Vor- und nachteile von Holzhäusern

Die Gemeinden stehen also vor der enormen Herausforderung, ihre Infrastruktur für kommende Generationen zu sichern. Steigende Baukosten, Fachkräftemangel und gesetzliche Vorgaben machen die Umsetzung dringend notwendiger Projekte anspruchsvoller denn je. Doch gerade jetzt ist es essenziell, in Schulen, Wasserversorgung, Verkehr, Wohnraum und soziale Einrichtungen zu investieren – nicht nur, um den aktuellen Bedarf zu decken, sondern um langfristig leistbare, klimafreundliche und zukunftsfähige Gemeinden zu schaffen.

Digitale Technologien wie der digitale Zwilling können Bauprozesse effizienter machen, interkommunale Zusammenarbeit ermöglicht eine gerechtere Verteilung der finanziellen Last und nachhaltige Bauweisen wie Holzbauten bieten ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alterna­ti­ven. Nur durch kluge Planung, ­innovative Finanzierung und entschlossenes Handeln können Gemeinden weiterhin als stabile Säulen der Gesellschaft fungieren und ihren Bürgerinnen und Bürgern jene Lebensqualität bieten, die diese erwarten – heute und in Zukunft. 

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