Allerheiligen 2025
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Allerheiligen, Allerseelen und Halloween

Zwischen Kürbislicht und Kerzenschein

30. Oktober 2025
Die letzten Oktobertage stehen bei vielen jungen Menschen ganz im Zeichen der Vorfreude auf die kommende Halloween-Party, die kleinsten basteln an ihren Kostümen und freuen sich schon auf den Streifzug durch die Nachbarschaft. Während die ältere Generation sich mit Blumen, Gestecken und Kerzen auf die Friedhöfe begibt.

Wenn Ende Oktober die Nächte länger werden, beginnt in Österreich eine besondere Zeit des Jahres: Kinder ziehen mit Masken und Laternen durch die Gassen, Kürbisse leuchten in Vorgärten, und gleichzeitig verwandeln sich Friedhöfe in Lichtermeere des Gedenkens. Halloween, Allerheiligen und Allerseelen liegen eng beieinander – und doch trennen sie Welten. Zwischen Spaß und Stille, Kommerz und Kontemplation, ausgelassener Feier und stiller Erinnerung spannt sich ein faszinierender Bogen, der auch Gemeinden, Einsatzkräfte und Familien gleichermaßen fordert.

Zwei Bräuche – ein Ursprung

Beide Feste haben ihre Wurzeln in alten Übergangsriten. Halloween geht auf das keltische „Samhain“ zurück, ein Fest zum Ende des Sommerhalbjahres, bei dem die Grenze zur Welt der Toten als offen galt. Das Christentum legte später Allerheiligen auf denselben Zeitraum, um heidnische Bräuche zu überlagern. Allerheiligen ehrt alle Heiligen, Allerseelen gedenkt der Verstorbenen. Trotz unterschiedlicher Ausdrucksformen verbinden beide Traditionen das Bedürfnis, den Toten nahe zu bleiben.

Heute treffen diese Welten erneut aufeinander. Halloween bringt Popkultur und Kommerz, Allerheiligen Stille und Symbolkraft. Viele Familien leben beide Seiten: Am 31. Oktober ziehen Kinder von Tür zu Tür, am 1. und 2. November besuchen sie mit Eltern und Großeltern die Gräber. Die Bräuche schließen sich nicht aus – sie spiegeln die Vielfalt moderner Gesellschaft wider.

Kommunaler Spagat zwischen Party und Pietät

Für Gemeinden bedeutet die Woche um den 1. November organisatorisch Hochbetrieb. Halloween-Veranstaltungen, nächtliche Feiern und Umzüge erfordern Koordination und Sicherheitsmaßnahmen. Kurz darauf gilt die Aufmerksamkeit der Friedhofspflege, der Verkehrslenkung und der Beleuchtung rund um Allerheiligen.

Gerade kleinere Kommunen stehen hier vor logistischen Herausforderungen: Mitarbeitende der Bauhöfe, Ordnungsdienste und Feuerwehren sind in beiden Rollen gefordert – erst als Absicherung von Veranstaltungen, dann als Garant für einen würdigen Ablauf des Gedenkens. Es zeigt sich, dass Traditionen im kommunalen Alltag ineinandergreifen: Vom Lichterlauf bis zur Friedhofsandacht reicht der organisatorische Spagat innerhalb weniger Tage.

Verkehr und Sicherheit im Fokus

Rund um Allerheiligen steigen laut ÖAMTC und Polizei die Verkehrsaufkommen deutlich an. Viele Menschen besuchen in den Nachmittagsstunden Friedhöfe, oft bei früh einsetzender Dämmerung, Nebel oder Nässe. Gleichzeitig sind am Vorabend Kinder und Jugendliche zu Halloween unterwegs – häufig in dunklen Kostümen und in Wohngebieten mit schwacher Beleuchtung.

Diese Kombination erhöht das Risiko von Unfällen. Verkehrsexperten empfehlen, Kinder mit reflektierenden Elementen auszustatten und Autofahrer zu erhöhter Vorsicht anzuhalten. Gemeinden richten temporäre Parkzonen ein, verstärken die Beleuchtung an Friedhofszugängen und informieren in Gemeindezeitungen über sichere Wege und Verkehrsregelungen. In vielen Regionen sind auch Freiwillige Feuerwehren und Rettungsdienste in erhöhter Bereitschaft, um auf mögliche Zwischenfälle schnell reagieren zu können.

Die Verkehrssicherheitskampagnen der letzten Jahre zeigen Wirkung: Wo Gemeinden rechtzeitig informieren und Verkehrsströme lenken, lassen sich gefährliche Situationen meist vermeiden. Dennoch bleibt Aufmerksamkeit entscheidend – für spielende Kinder am Halloween-Abend ebenso wie für ältere Menschen auf Friedhofswegen.

Kultureller Wandel und neue Formen des Gedenkens

Während Halloween in Österreich seit den 1990er-Jahren stetig an Popularität gewonnen hat und heute auch wirtschaftlich Bedeutung besitzt, verändern sich zugleich die Rituale rund um Allerheiligen und Allerseelen. Immer mehr Friedhöfe bieten Naturbestattungen, Urnenwände oder barrierefreie Wege an. Gemeinden investieren in nachhaltige Beleuchtung.

Parallel entstehen neue Formen gemeinschaftlichen Gedenkens – etwa Lichtaktionen, Musikandachten oder digitale Erinnerungsangebote. Die traditionellen Gräberbesuche bleiben aber ein zentraler Bestandteil des familiären Zusammenhalts, insbesondere in ländlichen Regionen.

Zwischen Lärm und Licht – Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt

Halloween enttabuisiert den Tod spielerisch, Allerheiligen verleiht ihm Würde. Beide Rituale machen auf unterschiedliche Weise sichtbar, dass Erinnerung, Zusammenhalt und Vergänglichkeit Teil des Lebens sind. Für die öffentliche Hand bedeutet das, Feiern und Gedenken organisatorisch wie kulturell auszubalancieren – und Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen beides Platz hat.

Viele Gemeinden nutzen die Gelegenheit, über Themen wie Verkehrssicherheit, Gemeinschaft oder Nachhaltigkeit zu informieren. Die Tage rund um Allerheiligen werden so zu einer Phase, in der das öffentliche Leben kurz innehält – und doch auf vielfältige Weise sichtbar bleibt.

Ein gemeinsames Licht

Wenn Anfang November die letzten Kürbisse von der Bildfläche verschwinden und die Kerzen auf den Gräbern noch flackern, bleibt eine gemeinsame Botschaft: Halloween und Allerheiligen sind Ausdruck von Gemeinschaft und Verbundenheit – im Feiern wie im Erinnern.