
KOMMUNAL-Geschäftsführer Michael Zimper im Gespräch mit Kommunalkredit-Chef Alois Steinbichler. Foto: eventfotograf
„Es gibt keine Patentrezepte für den ländlichen Raum“
Bei den Kommunalen Sommergesprächen 2015 fand Kommunalkredit-Boss Alois Steinbichler Zeit, im Interview mit KOMMUNAL „10 Jahre Kommunale Sommergespräche“ Revue passieren zu lassen.
Heuer feiern die Kommunalen Sommergespräche ihr zehnjähriges Jubiläum – Ihr Resümee? Zehn Jahre Kommunale Sommergespräche sind ein sehr positiver Anlass und ein sehr guter Nachweis für eine aktive Kooperation mit dem Österreichischen Gemeindebund. Wenn man sich dazu die diversen Statements ansieht, die wichtige Referenten abgegeben haben, ist es eine Freude, die Kommunalen Sommergespräche Revue passieren zu lassen. In den zehn Jahren – sieben davon habe ich selber mitgestalten dürfen – haben mehr als 2000 Teilnehmer den Weg nach Bad Aussee gefunden. In diesen zehn Jahren ist es immer gelungen, eine sehr gute, kompakte und relevante Tagung mit brennenden kommunalen Themen auf die Beine zu stellen – was uns sehr stolz macht.
Die Diskussionen heuer drehen sich vor allem um den ländlichen Raum: Mit welchen Herausforderungen hat sich dieser auseinanderzusetzen? Und wie sehr haben sich die Herausforderungen seit 2005 geändert?
Das Thema „ländlicher Raum“ ist insofern ein sehr herausforderndes, weil es „den ländlichen Raum“ eigentlich nicht gibt. Innerhalb dieses Begriffs sind die Unterschiede riesengroß, je nachdem, ob sie eine Tourismusgemeinde in Tirol, eine Abwanderungsgemeinde im Waldviertel oder eine Zuwanderungsgemeinde im Bezirk Vöcklabruck, beispielsweise, sind. Es gibt hier keine Patentrezepte, aber relevante Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel Gemeindekooperationen, wo Aufgaben effizienter und strukturierter erledigt werden können. Das Thema ist immer aktuell. Auf einer zweiten Ebene ist es die Frage der Zukunftsgestaltung, der Erreichbarkeit im Sinne des Verkehrs, aber auch auf digitaler Ebene, von Erhaltung und Umgang mit der Kulturlandschaft usw.
Themenwechsel: Die Kommunalkredit Austria wurde am 13. März an ein Konsortium verkauft, in den kommenden Wochen sollte das Closing dazu noch erfolgen. Was können Sie uns dazu erzählen, gibt es eine neue Strategie?
Also, die Strategie der Kommunalkredit als Infrastrukturexperte ist klar definiert und war im Verkaufsprospekt so dargelegt. Alle Bieter haben diese Strategie auch interessant gefunden, soweit wir das erkennen konnten. Die zukünftigen neuen Eigentümer sehen die Bedeutung der Infrastrukturthemen sehr deutlich und wir sind überzeugt, dass wir auch mit den neuen Eigentümern unsere Ausrichtung fortführen und ausbauen werden. Im Kern beruht unsere Strategie darauf, dass wir – wie schon seit 2009 – glauben, dass öffentliche Infrastruktur künftig weniger durch öffentliche Haushaltskredite finanzierbar ist. Vielmehr muss die Finanzierungsbasis, aufgrund vieler Gegebenheiten, verbreitert werden, etwa über Modelle wie ÖPP (Öffentlich Private Partnerschaften, Anm. d. Red.) oder andere Kooperations- und Betreibermodelle.
Für die Gemeinden wichtig: Die Kommunalkredit bleibt als Partner erhalten?
Wir bleiben nicht nur als Partner erhalten, wir brennen darauf, wieder aktiver einzusteigen. Aktiver, weil wir ja mit den Kommunen im täglichen Kontakt stehen, aber aufgrund einer Wettbewerbsauflage der EU durften wir seit 2013 keine neuen Kredite buchen. Unser Ideenaustausch mit den Kommunen wird sich nicht nur fortsetzen, sondern intensivieren. Die Kommunalkredit wird also in Zukunft verstärkt wieder da sein.
Letzte Frage: Wo sehen sie die Kommunalen Sommergespräche in zehn Jahren?
(lacht) … Die Kommunalen Sommergespräche wird’s in zehn Jahren weiter geben und dann werden sie ihr 20jähriges Jubiläum feiern. Eine Institution sind sie bereits. Wenn ich mir ansehe, mit welchem Engagement die Diskussionen geführt werden, ist der Markt für diesen Gedankenaustausch absolut gegeben. Eines ist klar: „Das Kommunale“ war immer bestimmend für das Dasein der Menschen und wird es auch künftig sein. Und daher freue ich mich auf die nächsten Jahre und die Fortführung dieses Denk- und Gedankenforums, das wir auch weiter gerne unterstützen werden.