einsamer Schwimmreifen in einem Pool
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Ertrinkungsunfällen bei Kindern vorbeugen

8. Juli 2024
Von Planschbecken bis zum Naturteich: Im Sommer erfreuen sich kühle Gewässer sowohl in privaten Gärten als auch im öffentlichen Raum großer Beliebtheit. Allerdings stellen sie auch eine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle für Kinder dar.

Ertrinken ist die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache bei Kindern unter 15 Jahren in Österreich. Jedes Jahr sterben bis zu fünf Kinder an den Folgen eines Ertrinkungsunfalls. Besonders Kleinkinder sind gefährdet, denn sie können bereits bei einer Wassertiefe von zehn Zentimetern ertrinken.

„Ertrinkungsunfälle von Kindern geschehen oft unbemerkt, denn – anders als Erwachsene – versinken Kinder lautlos im Wasser. Sie verfallen in eine Schockstarre mit Atemsperre, ertrinken still und schlagen nicht um sich. Es ist daher von größter Bedeutung, dass Kinder – auch wenn sie bereits schwimmen können – sich niemals unbeaufsichtigt in der Nähe von Gewässern aufhalten“, so Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. Gerade bei Kleinkindern gilt: Befindet sich die Aufsichtsperson nicht in unmittelbarer Reichweite, bleibt für die Rettung wenig Zeit – oftmals zu wenig, um schwerwiegende Folgen zu verhindern. Kinder sollten in der Nähe von Gewässern daher stets lückenlos beaufsichtigt werden. 

Ertrin­kungs­unfällen Mit baulichen Maßnahmen vorbeugen

Mittels entsprechender Planung kann die Gefahr von Ertrinkungsunfällen bereits im Vorfeld reduziert werden.

Gewässer sollten prinzipiell nur an gut einsehbaren Stellen angelegt werden. Instabile Uferbereiche wie lose Platten, Steine oder gar rutschigen, schlammigen Untergrund gilt es zu vermeiden. Besitzer eines privaten Swimmingpools oder Biotops im eigenen Garten sollten die offenen Wasserflächen umzäunen oder abdecken.

Aber Achtung: Ein abgedeckter Pool verleitet auch zum Betreten – und nicht jede Abdeckung ist stabil genug, um das Gewicht eines Kindes zu tragen. Hier gilt es das richtige System zu wählen: Spezielle Abdeckplanen oder Schiebeabdeckungen sind eigens darauf ausgelegt, Pools kindersicher zu machen.

Für kleinere Wasserflächen wie Brunnen oder Zierbiotope haben sich Gitterkonstruktionen unter der Wasseroberfläche bewährt. Das Gitter muss jedoch einwandfrei montiert sein und darf sich auch bei Belastung nicht durchbiegen.

Swimmingpool mit Umzäunung
Um Unfälle zu verhindern, rät das KFV ergänzend zu baulichen Vorkehrungsmaßnahmen. Foto: Marco - stock.adobe.com

Zwar sind Grundstücksbesitzer rechtlich nicht verpflichtet, bauliche Sicherungen an Gewässern vorzunehmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie im Schadensfall nicht haftbar gemacht werden können. Den Eigentümer eines Grundstücks oder einer Immobilie trifft die Verkehrssicherungspflicht – er muss alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit von seinem Besitz keine Gefahren für Dritte ausgehen. Doch selbst umfangreiche bauliche Maßnahmen ersetzen nicht die Aufsichtspflicht. 

Unterstützung von Schwimmoffensiven auf Gemeindeebene

Johanna Trauner-Karner
„Dem Schwimmunterricht an den Schulen kommt eine besonders wichtige Bedeutung zu. In der Schule erreicht man alle Kinder.“ Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.

Neben der strikten Aufsichtspflicht ist es von Bedeutung, Kindern von klein auf schwimmen beizubringen: „Viele Kinder haben nicht die Möglichkeit, außerhalb der Schule schwimmen zu lernen, beispielsweise weil die Eltern nicht die zeitlichen oder finanziellen Ressourcen haben. Deswegen kommt dem Schwimmunterricht an den Schulen eine besonders wichtige Bedeutung zu. Dort erreicht man alle Kinder – unabhängig vom sozioökonomischen Status der Erziehungsberechtigten. Allerdings benötigt man dafür auch adäquate finanzielle und personelle (externe) Ressourcen sowie die Verfügbarkeit einer flächendeckenden Bäderinfrastruktur. Aufgrund der Covid-19-Pandemie sind viele Schwimmkurse im Rahmen des Schulsportunterrichts ausgefallen und konnten oft auch nicht nachgeholt werden. Viele Kinder und Jugendliche können aktuell gar nicht, unsicher oder im besten Fall nur mittelmäßig schwimmen“, sagt Trauner-Karner und appelliert, Anstrengungen auf allen Ebenen zu unternehmen.

Durch das Angebot von Förderungen und Schwimmoffensiven in zahlreichen Kommunen werden etliche Kinder bereits zum Erlernen und Festigen der Schwimmkompetenz motiviert. Um für den Ernstfall im Wasser gut gewappnet zu sein, ist eine Erweiterung entsprechender Angebote in vielen Gemeinden jedoch noch dringend notwendig. Nur so können auch künftig tragische Unfälle im Wasser verhindert werden.