Pärchen auf dem Weihnachtsmarkt
Viele sehen Alkohol als Belohnung. 83 Prozent haben in den letzten sechs Monaten mindestens einmal bewusst auf Alkohol verzichtet, obwohl andere getrunken haben
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Genuss oder Rausch?

Wie die Österreicher Alkohol konsumieren

18. November 2025
Die Punschzeit hat begonnen, und auf den Weihnachts- und Christkindlmärkten wird kräftig gebechert. Aber wie gehen die Österreicherinnen und Österreicher generell mit Alkohol um, welche Rolle spielt er in ihrem Alltag und wie verändern sich die Gewohnheiten über die Generationen hinweg? Eine aktuelle Umfrage des Online Research Instituts Marketagent zeigt: Während für viele Alkohol noch immer zum gesellschaftlichen Leben gehört, wächst gleichzeitig die Offenheit für Verzicht und Null-Prozent-Alternativen.
  • Alkoholkonsum: 6 von 10 trinken mindestens 1 Mal pro Monat Alkohol. Millennials konsumieren am häufigsten regelmäßig (68%).
  • Trinkverhalten: Viele sehen Alkohol als Belohnung („Ich gönne mir was“: 54%). 83% haben in den letzten sechs Monaten mindestens einmal bewusst auf Alkohol verzichtet, obwohl andere getrunken haben (Generation Z: 91%). Gleichzeitig haben 62% mehr getrunken als geplant (Generation Z: 77%). Fast die Hälfte ärgerte sich zumindest einmal über das eigene Trinkverhalten (47% | Generation Z: 69%).
  • Alkoholverzicht: Rund jede*r Fünfte (19%) trinkt nie Alkohol (m:14% | w:24%). Dieser Anteil hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt (2022: 11%). Verzichtet wird vor allem aus gesundheitlichen Gründen (36%) und des nicht gefälligen Geschmacks (36%). Ein generelles Alkoholverbot fänden 39% schade bis schwierig, die Mehrheit wäre eher gelassen (48%). Abstinenz wird im Umfeld vornehmlich neutral aufgefasst. Die Generation Z (26%) und Millennials (22%) erleben auch sanften Gruppendruck.
  • Alkoholfreie Alternativen: Jeweils zwei Drittel haben bereits alkoholfreies Bier bzw. „Virgin“ Cocktails / Mischgetränke probiert. Besonders aufgeschlossen zeigt sich die Generation Z. Jede:r Dritte Österreicher:in wünscht sich mehr alkoholfreie Alternativen (Generation Z: 46%).
  • Generationen im Vergleich: Die Generation Z ist offener für alkoholfreie Alternativen und probiert Neues aus. Babyboomer bleiben stärker bei traditionellen Konsumgewohnheiten. Insgesamt zeigt sich ein Trend zu bewusstem Konsum und Akzeptanz von Verzicht.

61 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher greifen mindestens einmal im Monat zu Alkohol, am häufigsten die Millennials, also die 30- bis Mitte-40-Jährigen (68 %). 

Alkohol ist dabei vor allem ein soziales Event: Zwei Drittel der Befragten trinken meist in Gesellschaft und selten allein (65 %). 

Gleichzeitig zeigt sich ein bemerkenswerter Gegentrend: Fast ein Fünftel verzichtet gänzlich auf Alkohol, bei Frauen ist es sogar jede Vierte (24%). Dieser Anteil hat sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt. 2022 lag die Abstinenz-Rate österreichweit noch bei lediglich elf Prozent. Hauptmotive für den Verzicht sind gesundheitliche Bedenken: Jeweils gut ein Drittel empfindet Alkohol als ungesund (36 %) bzw. möchte den eigenen Körper nicht mit Alkohol belasten (35 %). 36 Prozent mögen den Geschmack von Bier, Wein und Co. nicht.

Gönn dir – aber nicht zu viel

Alkohol erfüllt für viele Österreicher*innen nach wie vor eine emotionale Funktion: Mehr als die Hälfte verbinden den Konsum mit einem kleinen persönlichen Genussmoment und „gönnen sich was“ (54 %). 

Gleichzeitig zeigt sich ein deutlicher Trend hin zu bewussterem Umgang: 83 Prozent haben in den vergangenen sechs Monaten mindestens einmal bewusst verzichtet, obwohl andere in ihrem Umfeld getrunken haben. 

Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten bei der Generation Z, also der 15- bis 30-Jährigen: 91 Prozent von ihnen haben in einer solchen Situation freiwillig auf Alkohol verzichtet. 

Gleichzeitig haben sechs von zehn Österreicherinnen und Österreichern im gleichen Zeitraum zumindest einmal mehr getrunken als geplant, in der jüngsten Generation sogar mehr als drei Viertel (77 %). Und fast die Hälfte (47 % | Generation Z: 69 %) musste sich im Nachhinein über das eigene Trinkverhalten ärgern. Diese Werte machen die große Rolle von Selbstkontrolle in Zusammenhang mit Alkoholkonsum deutlich.

Die aktuelle Trinkkultur ist geprägt von einem Spannungsfeld aus Genuss, Gruppendynamik und Selbstkontrolle. Alkohol bleibt ein fixer Bestandteil vieler gesellschaftlicher Rituale und viele schätzen den kleinen Genussmoment, das berühmte ‚Gönn dir‘. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Kontrolle und bewusstem Verzicht. Ein Balanceakt, der besonders bei jungen Menschen sichtbar wird“, analysiert Marketagent-Gründer Thomas Schwabl. 

Alkohol bei Feiern nicht zwingend notwendig

Auch das gesellschaftliche Bild wandelt sich: 40 Prozent fänden es positiv, wenn bei Festen kein Alkohol angeboten würde. Ein generelles Alkoholverbot würde 39 Prozent als schade oder schwierig empfinden, die Mehrheit wäre allerdings erstaunlich gelassen (48%). 

Abstinenz wird im Umfeld vornehmlich neutral aufgefasst (55 %). Vor allem die Generation Z (26 %) und Millennials (22 %) erleben aber auch sanften Gruppendruck, wenn sie beim Ausgehen keinen Alkohol trinken. 

Junge treiben den Null-Prozent-Trend voran

Alkoholfreie Alternativen haben längst den Sprung aus der Nische geschafft. Je zwei Drittel der Österreicher*innen haben bereits alkoholfreies Bier oder „Virgin“-Cocktails probiert, alkoholfreien Wein bzw. Spirituosen jeweils rund jeder Vierte. 

Die Generation Z zeigt sich als klarer Treiber dieses Trends: 4 von 10 jungen Erwachsenen haben schon alkoholfreien Gin, Rum und Co. getestet, deutlich mehr als ältere Befragte. Insgesamt wünscht sich jede*r Dritte ein breiteres Angebot an Null-Prozent-Getränken, bei den Unter-30-Jährigen sogar fast jeder Zweite. 

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