Kaiserin Sisi und die Bürgermeisterin von Bad Ischl, Ines Schiller, begrüßten die Teilnehmer im Grand-Café & Restaurant Esplanade.
„Kaiserin Sisi“ und die Bürgermeisterin von Bad Ischl, Ines Schiller, begrüßten die Teilnehmer im Grand-Café & Restaurant Esplanade.
© Jürg Christandl

Netzwerktreffen

Das war das Kommunalwirtschaftsforum 2024 

Das Kommunalwirtschaftsforum 2024 (KWF) fand gemeinsam mit der Bundesfachtagung des Fachverbands der leitenden Gemeindebediensteten (FLGÖ) Ende April in Bad Ischl statt. Entscheidungsträger aus den Gemeinden trafen auf Experten und Vertreter der Wirtschaft.

Bereits zum elften Mal trafen sich beim Kommunalwirtschaftsforum Entscheidungsträger aus den österreichischen Gemeinden mit Vertretern der Wirtschaft.

In bewährter Weise war der dreitägige Event eine ausgewogene Mischung aus einerseits fundierten Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops und andererseits gemeinsamen Aktivitäten, Unternehmungen und Zusammenkünften, die genügend Raum zum Kennenlernen und Vernetzen boten. Die aktuelle europäische Kulturhauptstadt Bad Ischl war als Ausrichtungsort dafür wie geschaffen.

Umfangreiches Programm

Kernöl-Eierspeise
Die Pausen zwischen  Workshops, Keynotes und Diskussionen boten Gelegenheit zum Netzwerken, etwa bei Kernöl-Eierspeis und Schilcher aus der Südsteiermark.

Im Kongress- und Theaterhaus der Stadt, in der die Kaiserfamilie einst jeden Sommer verbrachte, wurden den rund zweihundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern zehn Keynotes, fünfzehn Workshops und mehrere Podiumsdiskussionen zu den aktuell hochbrisanten Themen Personalnot, künstliche Intelligenz, Digitalisierung, Finanzen und Nachhaltigkeit geboten.

Mehr als vierzig Speakerinnen und Speaker präsentierten ihre Expertise in ihren jeweiligen Fachbereichen. Neben inspirierenden neuen Ideen, Ansätzen und wissenswerten Fakten gab es für die Teilnehmer auch genügend Zeit, um Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.

Beim gemeinsamen Abendessen in den Räumlichkeiten des legendären Zauner-Restaurants Esplanade, bei der Stadtführung durch Bad Ischl oder während des Besuchs der Kaiservilla mit nachfolgendem festlichem Abendessen in den ehemaligen kaiserlichen Stallungen konnte man sich bei bester Unterhaltung und Musikbegleitung besser kennenlernen. 

Der Mensch im Mittelpunkt, die KI unterstützt

Die FLGÖ-Bundesfachtagung am Donnerstag war ganz dem Thema Personal, Mensch und KI gewidmet. In Vorträgen und Keynotes standen Schulung, Recruiting und Ausbildung im Fokus, wobei die Integration von KI als entscheidende Ergänzung zum menschlichen Potenzial betrachtet wurde. Der Mensch wurde dabei bewusst in den Mittelpunkt gerückt, während KI als unterstützendes Element behandelt wurde. 

In Zeiten des „War for talents“ infolge des branchenübergreifenden Fachkräftemangels, der sich aus demografischen Gründen in Österreich weiter zuspitzt, sind auch Gemeinden gefragt, im Personalbereich sinnvolle Strategien zu finden. Mit der Pensionierungswelle der Babyboomer müssen in den Kommunen viele Stellen neu besetzt werden – hier gilt es die besten Mitarbeiter zu finden. Wie man das ­Recruiting maßgeschneidert umsetzt und wo es Sinn macht, selbst Personal auszubilden, wurde am Kommunalwirtschaftsforum von Experten in Keynotes anhand von Best-Practice-Beispielen veranschaulicht.  

Über die Personalthematik in den Gemeinden diskutierten (v. l. n. r.) Prof. Franziska Cecon, FLGÖ-Bundesobmann Franz Haugensteiner, Gemeindebund-Generalsekretär Walter Leiss und Franz Flotzinger, Direktor des Oö. Gemeindebundes.

Die Künstliche Intelligenz wird nicht nur im Personalbereich immer wichtiger. Deshalb gab es im Rahmen der FLGÖ-Fachtagung Gedankenanstöße, wie man KI in die Arbeit der Kommunen integrieren kann und wohin der Weg künftig noch führen könnte. Praktische Ansätze bot beispielsweise Umweltwissenschaftler Markus Manz vom Software Competence Center Hagenberg. Spannende Ausblicke und Einblicke in seine Forschungstätigkeit und einen kritischen Blick auf den Status quo lieferte er in seiner Keynote „Mensch und KI im Team“. 

Neue Technologien unterstützen Ärzte

KI in der Medizin war beim elften Kommunalwirtschaftsforum ebenfalls ein großes Thema. Die Nutzung von ChatGPT stand im Fokus des Vortrags „KI in der Medizin – kann ich mir mit ChatGPT den Arzt ersparen?“ von Klaus Kubin von der Ärztekammer.

Er zeigte den Anwesenden bereits in Anwendung befindliche Lösungen, aber auch ganz klar, wo derzeit die Grenzen der Technologie liegen. Im Workshop „Zukunft Telemedizin: Steirisches Teledermatologie-Pilotprojekt als Vorzeigemodell“, gehalten von der Hautärztin Edith Arzberger, konnten die Teilnehmer erleben, wo Kommunen bei Fachärztemangel erfolgreich ansetzen können. 

Wo die KI noch helfen kann

Künstliche Intelligenz ist in allen Lebensphasen nützlich, wie im Workshop von Katharina Zaloudek (McWerk) am Beispiel des Einsatzes von iPads in der Volksschule gezeigt wurde.

Um bei der Digitalisierung am Ball zu bleiben und die laufend optimierten Technologien sicher zu nutzen, wurde auch dem ­Thema Cybersecurity genügend Raum gegeben, beispielsweise in einem Workshop von Martin Krammer (Siemens). Durch die NIS- und NIS-2-Richtlinien der EU werden öffentliche und private Einrichtungen auch gesetzlich verpflichtet, sich besser vor Hackern zu schützen.

Doch auch ohne gesetzliche Verpflichtung sollte mit umfassenden Maßnahmen dafür Sorge getragen werden, dass Hacker keine Chance mehr haben, so Krammer. Er erklärte anschaulich, wie sich die Sicherheitslandschaft verändert, und gab einen aufschlussreichen Einblick in den Wandel der Gebäudeautomatisierung. Dabei schilderte er unter anderem die Problematik mit dem überalterten, aber immer noch weit verbreiteten BAC-Standard und erklärte die Vorteile des neuen „BACnet secure connect.“ Dieses besitzt verschiedene Mechanismen, die den Angriffsvektor für Cyberkriminelle minimieren.

Dauerthema Glasfaserausbau

Doch was bringen die größten Fortschritte in Sachen Digitalisierung und KI, wenn das Internet nicht stabil funktioniert und der Netzausbau nicht voranschreitet? Auch dazu gab es am KWF wichtige Informationen. Zum Thema Glasfaserausbau lieferte Johannes Gungl (Alpen Glas­faser) hilfreiche Praxistipps für Gemeinden. Aber auch Michael Berger, Oliver Szigethy und Martin Zobel (Magenta Telekom) gaben den Besuchern in ihrem Workshop Tipps und berichteten über praktische Anwendungsbeispiele. Zum Thema Netzentwicklung bot Alfons Haber (E-Control) einen Workshop mit wissenswerten Hintergrundinformationen. 

Gemeinden in schwierige finanzieller Lage

Die finanzielle Lage ist in Österreichs Gemeinden angespannt. Deshalb wurde auch dieses Thema in Bad Ischl facettenreich behandelt. Im Zentrum stand ein Update zur aktuellen finanziellen Lage samt Förderungen und Antragsverfahren.

 Moderatorin Sabine Kronberger, Arthur Wechselberger von der Ärztekammer, Alexander Biach von der WKO, Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl, Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger und Alexander Schmidecker von Raiffeisen Leasing.
Einen finanziellen Ausblick wagten (v. l. n. r.) Moderatorin Sabine Kronberger, Arthur Wechselberger von der Ärztekammer, Alexander Biach von der WKO, Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl, Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger und Alexander Schmidecker von Raiffeisen Leasing.

Themen wie Finanzausgleich, Finanzierungsmaßnahmen und Strategien gegen steigende Zinsen wurden prägnant beleuchtet.

Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Bewältigung von Herausforderungen durch steigende Preise. Ob in der Keynote von Peter Biwald mit dem Titel „Gemeindefinanzen 2024/25 – Herausforderungen und Lösungsansätze“ oder jener von Beat Mungenast (Raiffeisen Leasing), der über „Nachhaltige Finanzierungen unter ESG-Kriterien“ informierte: Das Thema Finanzen erfuhr höchste Aufmerksamkeit der Teilnehmer. In einer Podiumsdiskussion mit dem Präsidenten des Österreichischen Gemeindebundes Johannes Pressl versuchte man sich in einem Zukunftsdialog und einem – soweit möglichen – finanziellen Ausblick. 

Nachhaltigkeit und Energie

Gelebter Nachhaltigkeit widmete sich das KWF in Form einer nachhaltigen Agenda für Gemeinden, insbesondere in den Bereichen Versorgungssicherheit, Energie, Umweltschutz und Gesundheit. Mit Blick auf erneuerbare Energien und Herausforderungen in der Stromverteilung wurden praxisnahe Workshops zu Themen wie Energiegemeinschaften, umweltfreundliches Bauen und Lichtverschmutzung angeboten. Die Veranstaltung ist somit nicht nur Impulsgeber für aktives Handeln, sondern fördert auch den Dialog auf lokaler und nationaler Ebene zur Förderung nachhaltiger Maßnahmen.

Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern nimmt Fahrt auf. Bernd Vogl, der Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, fasste diesbezüglich den aktuellen Stand der Dinge in seinem Eröffnungsvortrag am zweiten Tag des KWF zusammen, inklusive eines Ausblick in die nähere Zukunft. Über die Möglichkeiten von CO₂-freien Baustellen informierten Andreas Geiger (Swietelsky) und Gerald Warter (OÖ Automobil-Cluster) in ihrem Workshop. Schon jetzt gibt es bereits einige Baumaschinen, die vollelektrisch arbeiten. Neben der umweltfreundlicheren Antriebsenergie ist auch die geringere Lärmentwicklung ein weiterer Vorteil von E-Baustellengeräten. 

Das Kommunalwirtschaftsforum 2024 in Bad Ischl ging inhaltlich am Freitag mit der Abschluss-Keynote von Monika Herbstrith-Lappe mit dem Titel „Zuversichtlich in die Zukunft“ zu Ende. Etliche Teilnehmer des KWF nutzen jedoch die Gelegenheit, mit dem anbrechenden Wochenende ihren Aufenthalt im Salzkammergut mit neuen und alten Bekannten noch ein wenig zu verlängern.   

Hier geht es zu den detaillierten Informationen zum Kommunalwirtschaftsforum