Contact-Tracing
Da Gemeindebedienstete die Betroffenen kennen, ist es für sie oft einfacher, Infektionsketten nachzuvollziehen.
© petovarga - stock.adobe.com

Contact-Tracing durch die Gemeinden

6. Januar 2021
Seit November werden in Salzburg die Bezirkshauptmannschaften beim Nachverfolgen der Covid-19-Infektionenswege durch Gemeindemitarbeiter unterstützt - mit Erfolg, wie eine Zwischenbilanz zeigt.

Die zweite Corona-Welle brachte das Contact-Tracing in Salzburg an seine Grenzen und überforderte zunehmend die Gesundheitsbehörden des Landes. Ein Großteil der Kontaktpersonen konnte nicht mehr verständigt werden und erhielt zunehmend keine Bescheide mehr. Das gestand auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer ein und bat die Gemeinden um Amtshilfe, sie mögen die Bezirkshauptmannschaften beim Contact-Tracing unterstützen.  

Rathaus Oberndorf
Die Stadtgemeinde Oberndorf mit knapp 6000 Einwohnern hat zehn Mitarbeiter als Contact-Tracer beim Land gemeldet.

Seit der zweiten Novemberwoche sind daher in über 100 Landgemeinden weit über 300 Gemeindebedienstete im Einsatz, um nachträglich die Kontakte von infizierten Bürgern zu eruieren.

Erfahrung der Gemeindemitarbeiter ermöglichte kurze Einschulungsphase

Günther Mitterer, der Bürgermeister von St. Johann im Pongau und Obmann des Salzburger Gemeindeverbandes, war von Beginn an in den Prozess eingebunden und erklärt die näheren Umstände. So sei die Einschulung der Gemeindemitarbeiter durch die Bezirkshauptmannschaften erfolgt, von denen man auch die Fragebögen und Kontaktdaten erhalte. Die Einschulungsphase selbst konnte relativ kurz gehalten werden, da die Gemeindebediensteten sowohl im Umgang mit Computern und den Programmen als auch im Parteienverkehr in der Regel bereits zuvor geschult und versiert waren.

Die Zusammenarbeit mit den Bezirkshauptmannschaften ist gut. Pro Gemeinde gibt es eine Ansprechperson, die alles für die Gemeindebediensteten regelt und die in Abstimmung mit der Bezirkshauptmannschaft ist. Die Gesamtzahl der Contact-Tracer in Salzburg wurde durch die Mitarbeiter in den Gemeinen annähernd verdoppelt. Insgesamt sind nun rund fünfmal so viele im Einsatz wie während der ersten Welle im Frühjahr.

Das Nachverfolgen der Infektionskette durch örtliche Gemeindebedienstete hat zudem laut Mitterer einen Vorteil: „Dadurch, dass wir das in unseren eigenen Gemeinden machen und wir auch sehr viele über persönliche Kontakte kennen, gestalten sich diese Nachverfolgungen oft viel einfacher, als es von einer zentralen Stelle aus der Fall wäre.“ Wichtig ist ihm aber auch die Klarstellung: „Wir unterstützen die Bezirkshauptmannschaften nur. Wir ersetzen sie nicht und wir sind selbst keine eigenständigen Contact-Tracer.“ Verantwortung und Organisation liegen weiterhin bei den Bezirksverwaltungen, die Gemeinden unterstützen bei der Durchführung.

Günther Mitterer
Günther Mitterer: „Wir unterstützen die Bezirkshauptmannschaften nur. Wir ersetzen sie nicht und wir sind selbst keine eigenständigen Contact-Tracer.“

Wie lange die Amtshilfe durch die Gemeinden noch andauert, ist laut Mitterer noch nicht absehbar: „Das kommt sicher sehr stark auf die Fallzahlen an. Derzeit ist eine leichte Entspannung in Salzburg zu bemerken, allerdings auf sehr hohem Niveau. Ich denke, dass es doch noch einige Zeit dauern wird. Man sollte auch nicht vergessen, dass das Personal auf den Bezirkshauptmannschaften seit März unter Dauerstress steht. Ich glaube, es ist auch wichtig, dass wir da eine gewisse Entlastung bieten können.“

Wie medial kolportiert wurde, forderte der Oberndorfer Bürgermeister Georg Djundja bereits zu Beginn der Amtshilfe im November, dass man auch über eine finanzielle Abgeltung reden müsse, da die Gemeinden nun eine hoheitliche Aufgabe des Landes übernommen haben.  

Über eine derartige Abgeltung wurde laut Mitterer bislang noch nicht gesprochen: „Wichtig ist jetzt einmal, dass wir unterstützen und mithelfen, wo wir können. Es ist so weit geklärt, dass Überstunden des Gemeindepersonals bezahlt werden, und sollte es notwendig sein, sonntags zu arbeiten oder Wochenendstunden zu machen, auch diese bezahlt werden. Ich glaube, das ist der Beitrag, den die Gemeinden leisten können, dass wir die Bezirkshauptmannschaften  da unterstützen, wo es sinnvoll und hilfreich ist. Es sehen alle, dass das sehr wichtig ist, um dadurch die Infektionskette zu unterbrechen und diese Pandemie in den Griff zu bekommen.“

Das Einbinden der Gemeinden in die Nachverfolgung funktioniert laut Mitterer sehr gut: „Die Unterstützung war notwendig, und dieser Schulterschluss sehr wichtig, weil wir damit ein Zeichen setzen, dass wir gemeinsam gegen diese Pandemie ankämpfen müssen, um erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen.“ Tatsächlich ist der Rückstand, der Anfang November bei der Nachverfolgung bestand, dank der Contact-Tracer in den Gemeinden vollständig aufgearbeitet und beseitigt worden.

Zusammenarbeit von BH und Gemeinden entscheidet über Erfolg

Auf die Frage, ob er dieses Vorgehen auch für andere Bundesländer empfehlen würde, meint Mitterer: „Es liegt mir fern, anderen Bundesländern Vorschriften zu machen. Es kommt auf die Zusammenarbeit zwischen den Bezirkshauptmannschaften und den Gemeinden an. Wenn da ein gutes Verhältnis besteht und um Amtshilfe angesucht wird, bin ich mir sicher, wird man das auch durchführen. Ausgehend von der Situation in Salzburg kann ich das anderen Bundesländern allerdings raten.“  

Der Zusammenbruch des Contact-Tracings in Salzburg wurde dank der Gemeinden jedenfalls abgewendet. Der Einsatz von gemeindeeigenem Personal böte sich auch in anderen Bundesländern vor allem für jene Kommunen an, die Bedienstete nicht in ihrem regulären Betätigungsfeld einsetzen können (beispielsweise weil das Schwimmbad geschlossen hat), diese aber auch nicht in Kurzarbeit schicken können. Mitarbeiter, die im menschlichen Umgang versiert sind und die lokale Bevölkerung kennen, sind für die effektive Rückverfolgung der Infektionsketten auf jeden Fall ein Gewinn.