
Bürgermeister wider Willen
Paul Sutterlüty sprang als Bürgermeister ein, um Egg aus den aktuellen Turbulenzen zu führen. Nach dem aufsehenerregenden Rücktritt der Vorgängerin und dem Rückzug der Nachfolgekandidatin aufgrund anonymer Drohungen soll die Gemeinde wieder zur Ruhe kommen. Angestrebt hat er das Amt allerdings wahrlich nicht.
Herr Dr. Sutterlüty, Sie sind im Hauptberuf Anwalt. Worauf sind sie spezialisiert?
Ich habe eine Kanzlei mit vier Partnern, und Niederlassungen in Dornbirn und in Wien. Mein Bereich ist im Wesentlichen das Immobilienrecht.
Wie sind Sie in die Politik gekommen?
Ich bin 1990 als Jurist in den Vorstand der Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald gekommen, und 1995 ebenfalls in der Funktion als Jurist in die Gemeindevertretung. Nachdem ich bei der Wahl aus heiterem Himmel auf dem vierten Platz gelandet bin, stellte sich die Frage, ob ich in den Gemeindevorstand gehe, und in dem Alter sagt man Ja! (lacht)
Sie werden als polarisierend bezeichnet. Warum?
Es könnte daher kommen, dass ich von Beginn an (1995) in Führungsfunktionen tätig war. Ich war vom ersten Tag weg Finanzreferent, und bin Fraktionsobmann. Wenn man diese Funktionen ernst nimmt und voll ausübt, dann macht man sich nicht nur Freunde. Das ist völlig klar. Man polarisiert insofern, dass man natürlich Entscheidungen treffen muss, die nicht allen passen.
Welche Erfahrungen haben Sie geprägt?
Ich bin mit fünf Geschwistern in einer Unternehmerfamilie aufgewachsen und habe schon früh gearbeitet anstatt Ferien zu machen. Man hat eigentlich immer gearbeitet. Arbeit war ein wichtiger Stellenwert.
Sie arbeiten 70-80 Stunden pro Woche und das seit 20 Jahren.
Meine Frau sagt 90, aber ich bin so aufgewachsen. Das ist bei uns in der Verwandtschaft nichts Außerordentliches. Ich glaube auch, es gibt Menschen, die vertragen mehr Arbeit, und solche die sie nicht vertragen.
Bleibt da noch genug Freizeit?
Das ist der wunde Punkt. Zeit für sich selbst ist sehr rar.
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
Ich bin erst seit zehn Tagen Bürgermeister. Das pendelt sich jetzt erst alles ein. Die erste Woche habe ich jedenfalls auf der Gemeinde locker meine 55 bis 60 Stunden verbracht. In die Kanzlei komme ich nun erst nachmittags, und abends bin ich wieder auf der Gemeinde. Sonntags versuche ich im Regelfall zuhause zu sein und mit den Kindern etwas zu tun, ebenso wie Samstag abend. Der gehört den Kindern und der Familie.
Wie sieht für Sie ein perfekter Tag aus? Wäre das so ein Sonntag?
Nein. Zum perfekten Tag gehört natürlich auch ein Stück sinnstiftende Tätigkeit. Den ganzen Tag nur herumhängen ist nicht so meins.
Haben sie vor, das Amt ehestmöglich wieder abzugeben?
Nein. Es ist für uns jetzt ganz wichtig, dass wir Kontinuität wahren, dass wir in Ruhe weiterarbeiten können, und da wäre ein schneller Wechsel das falsche Signal. Ich hoffe allerdings, dass in den nächsten Jahren aus der Gemeindevertretung ein(e) Junge(r) heranreift und einmal die Ambition entwickelt das Amt auszuüben. Deshalb habe ich jetzt auch zwei Junge in den Gemeindevorstand aufgenommen, die durchaus das Potential zum Bürgermeister hätten.
Der Mensch hinter dem Bürgermeister
Familie ist für mich ...
...der Ort, an dem ich zu 100 Prozent ich sein kann. Da habe ich keine Rolle, die ich einnehmen muss.
Das will ich unbedingt noch erleben ...
Meine Enkelkinder
Mein Lebensmotto:
Ich habe eigentlich keines.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich ...
...alle Entscheidungsträger mit einer Portion Achtsamkeit ausstatten.
Wovor haben sie angst?
Vor unbeherrschbaren Aggressionen
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Nur ein Wort? Ein Wort reicht nicht!