Familie mit Baby in Österreich
53 Prozent der Befragten einer Umfrage wünschen sich ländliche Idylle, während es 2015 noch lediglich 45 Prozent waren! Weitere 19 Prozent ziehen ein Leben in einer Bezirksstadt dem in der Bundeshauptstadt Wien oder einer der Landeshauptstädte vor. Foto: Fotolia

Bevölkerungsentwicklung als Chance und Herausforderung

23. September 2016
In den kommenden Jahren werden Mobilität, Demografie und die Bevölkerungsverschiebungen die Strukturen und das Aussehen der Städte und Gemeinden verändern.

Noch nie waren die Menschen so mobil wie heute und noch nie gab es eine solche enorme Vielfalt an Wünschen und Vorstellungen das Wohnen betreffend. Während ein großer Prozentsatz der jungen Menschen auf das Land will, zieht es die älteren wieder zurück in die Stadt. Daraus ergeben sich Veränderungen am Immobilienmarkt und in weitere Folge in den Strukturen der Städte und Gemeinden.



Diese Entwicklungen lassen sich aber im Vorfeld erkennen und daraus lassen sich die entsprechenden Maßnahmen setzen. „Die Makler der WKO  sind direkt am Markt tätig und daher ist ihre Kenntnis in Bezug auf sich abzeichnende Trends unbezahlbar“, erklärt Georg Edlauer, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer. Trends, die sich erst abzeichnen und für einen Einzelnen gar nicht wahrnehmbar sind, werden in den meisten Fällen schon im Vorfeld erfasst, „denn die Unternehmen, ob Makler, Bauträger oder Hausverwalter, tauschen sich regelmäßig untereinander aus. Zudem werden unsere Mitglieder mit den neuesten Informationen versorgt“, so Edlauer. So lassen sich aus der internen Kommunikation zwischen Makler, Bauträger und Hausverwalter Trends erkennen, die oftmals auch nur auf bestimmte Regionen beschränkt sind. Informationen also für Gemeinden und Städte, mit denen man sich auf die kommenden Entwicklungen einstellen und für die Kommune zukunftsfähige Entscheidungen treffen kann.

Zurück zur Natur



Laut einer aktuellen Umfrage hat sich der Wunsch, auf dem Land zu leben bei den Österreicherinnen und Österreichern im Vergleich zu den Vorjahren sogar noch verstärkt: 53 Prozent der Befragten wünschen sich ländliche Idylle, während es 2015 noch lediglich 45 Prozent waren! Weitere 19 Prozent ziehen ein Leben in einer Bezirksstadt dem in der Bundeshauptstadt Wien oder einer der Landeshauptstädte vor. „Das heißt allerdings, dass sich diese gesuchten Gemeinden auf eine verstärkte Nachfrage einstellen müssen“, meint Gerald Gollenz, Obmann-Stv. des Fachverbandes der Immobilien –und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich. Damit könnten Häuser in der Peripherie oder in „abgelegenen“ Gegenden wieder in den Fokus rücken. Zumal etliche dieser Häuser einen enormen Vorteil in der jetzigen wirtschaftlichen Lage haben: sie sind leistbar. Kombiniert mit Mobilität und den technischen Neuerungen in Bezug auf Arbeit könnte damit in nicht so gefragten Gebieten wieder blühendes Leben entstehen.

Zukunftspotenzial Grundstücksreserven



Aber die Kommunen sollten darauf vorbereitet sein. Denn mehr Einwohner heißt auch einen höheren Bedarf an neuen Infrastrukturprojekten, die jedoch nicht nur kommunalen Zwecken dienen können, sondern auch als intelligente Immobilien für gemischte Nutzungen durch öffentliche und private Investoren entwickelt werden können. Entwicklungsprozesse für eine Zukunft können in den Städten und Gemeinden konkret gesteuert werden und man arbeitet einem Wildwuchs entgegen, der letztendlich erst Jahre später seine Probleme zeigt. „Grundstücksreserven sind das Zukunftspotenzial der Gemeinden. Daher sollte man bei diesen Flächen sehr genau schauen, was dort gebaut werden kann und wo die Umwidmungs- und Wachstumspotentiale stecken.“, meint Reinhold Lexer, Obmann-Stv. des Fachverbandes der Immobilien – und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich: „Die Makler, Bauträger und Hausverwalter der WKO haben nicht nur einen professionellen Zugang zu diesen Fragen, sondern auch Jahrzehnte lange Erfahrungen und damit auch ein hervorragendes Netzwerk zum Beispiel auch zu privaten Investoren.“



Aus Sicht von Gollenz gibt es große Möglichkeiten der Vernetzung zwischen den Gemeinden und Städten und den Immobilientreuhändern der WKO bei der Entwicklung neuer Gemeindeimmobilien, wie zum Beispiel Schulen, Heimen oder Verwaltungsgebäuden, bei der Verwertung dieser und bestehender Gebäude und bei der Verwaltung und dem Substanzerhalt im Rahmen von Private Public Partnerships. Für Gollenz sind das klassische „Win-win Situationen“. Im Laufe der Gemeindestrukturreformen in der Steiermark kann der Fachgruppenobmann der steirischen Immobilientreuhänder auch auf einige Best Practice Beispiele verweisen.



„Mit einer professionellen Zusammenarbeit, in der all unser Know How einfließt können viel konkreter Projekte sinnvoll gesteuert werden“, sieht Lexer die Chance auf eine Zusammenarbeit: „Wichtig ist bei jeder Projektentwicklung, dass man sich den Standort und das Umfeld anschaut und überlegt, was passen könnte und was nachgefragt ist – mit dem Zusatzgedanken: Was bringt das der Gemeinde?“ Letztendlich sind Immobilien ein sinnvolles Steuerungsinstrument für die Stadtentwicklung, denn damit kann man sehr genau definieren, in welche Richtung sich eine Gemeinde oder eine Stadt entwickeln soll. Ein Projekt, das einmal unüberlegt in sein Umfeld gebaut wurde, ist nur mehr sehr schwer in eine andere Nutzung überzuführen. Immobilien sind zwar unbeweglich, stellen aber eine der größten Finanzreserven der Gemeinden und Städte dar. „Das ist Chance und Verantwortung zugleich“, meint Edlauer, „man muss sich aber dieser Möglichkeiten bewusst werden und dann auch gezielt die Ziele umsetzen.“



Die heimische Immobilienwirtschaft hat rund 9000 Unternehmen, die sich über ganz Österreich verteilen, mit dem jeweiligen regionalen Markt bestens vertraut sind und untereinander in einem kontinuierlichen Austausch stehen.