Das Rathaus in Eppan.
Das Rathaus in Eppan.
© meseberg - stock.adobe.com

42 neue Bürgermeister für Südtiroler Gemeinden

29. Oktober 2020
Am 20. und 21. September 2020 fanden in Südtirol Gemeindewahlen statt. In 113 der 116 Gemeinden wurden Bürgermeister und Gemeinderäte neu gewählt. Gleichzeitig wurde in ganz Italien auch das Referendum für die Verkleinerung der beiden Parlamentskammern abgehalten.

Eigentlich hätten die Wahlen bereits im Frühjahr stattfinden sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten sie aber auf den Herbst verschoben werden. Trotz strenger Sicherheitsvorschriften ist die Wahl reibungslos über die Bühne gegangen.

Mit rund 65 Prozent lag die Wahlbeteiligung noch etwas niedriger als vor 5 Jahren. Ins Auge sticht außerdem der hohe Anteil an ungültigen Stimmen. In Gemeinden, in denen sich nur ein Kandidat zur Wahl des Bürgermeisters stellte, lag der Anteil an ungültigen und weißen Stimmzetteln im Schnitt bei 30 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Schwierig, Kandidaten zu finden

Der Präsident des Gemeindenverbandes Andreas Schatzer sieht dies durchaus kritisch. Grundsätzlich wären mehrere Kandidaten sicher wünschenswert. Konkurrenz belebe auch die Wahlen. Es werde aber zunehmend schwieriger Menschen für das Amt des Bürgermeisters zu gewinnen. Gründe dafür sieht Schatzer in der großen Verantwortung und dem ständig steigenden Arbeitsaufwand, der mit einem Beruf nur schwer vereinbar ist. Auch die Entlohnung ist nicht überwältigend und das Ansehen in der Bevölkerung ist nicht mehr das, was es einmal war.

Südtiroler Volkspartei bleibt dominierend

Trotz einiger Überraschungen wurden die Machtverhältnisse in Südtirols Gemeinden größtenteils bestätigt. Nach wie vor stellt die Südtiroler Volkspartei in den meisten Gemeinden den Bürgermeister und hat auch in vielen Gemeinderäten eine komfortable Mehrheit.

Die traditionellen Oppositionsparteien haben sich auch dieses Mal nicht durchsetzen können. Nur die Bürgerlisten sind der SVP in einigen Gemeinden gefährlich geworden und konnten ihre Positionen behaupten.

Auch künftig stellt die Südtiroler Volkspartei 98 Bürgermeister und Bürgermeisterinnen. Sie gewinnt dabei vier Bürgermeister dazu, muss aber auch vier abgeben. In den Gemeinden Innichen, Prad, Toblach und Pfatten übernimmt die SVP das Amt des Bürgermeisters, in den Gemeinden Niederdorf, Rodeneck, Sand in Taufers und Waidbruck muss sie es an eine Bürgerliste abgeben. In den Gemeinden Auer, Eppan, St. Ulrich, Sterzing und Wolkenstein können die Bürgerlisten ihre Bürgermeister behaupten.

Differenziertes Stimmverhalten

Interessant ist, dass Bürger bei der Wahl von Bürgermeister und Gemeinderat durchaus unterscheiden. Nur so lassen sich die Ergebnisse in den Gemeinden Niederdorf und Sand in Taufers erklären, wo die Südtiroler Volkspartei zwar die Mehrheit im Gemeinderat hat, der Bürgermeister aber von einer Bürgerliste kommt. Hier gilt es einen Konsens zu finden, um Neuwahlen zu verhindern. Schwierig dürfte die Ausschussbildung auch in den Gemeinden Glurns und Waidbruck werden. In beiden Gemeinden stellen SVP und Bürgerliste jeweils sechs Gemeinderäte.

42 neue Bürgermeisterinnen und Bürgermeister

Insgesamt haben 42 neue Bürgermeister den Sprung an die Spitze ihrer Gemeinde geschafft. In 14 Gemeinden durften die bisherigen Bürgermeister aufgrund der Mandatsbeschränkung nicht mehr antreten, in weiteren 18 Gemeinden haben sie aus anderen Gründen auf eine Wiederkandidatur verzichtet.

In zehn Gemeinden wurden die amtierenden Bürgermeister abgewählt, so geschehen in Enneberg, Gsies, Innichen, Klausen, Latsch, Prad, Sand in Taufers, Welsberg-Taisten und Waidbruck.

Vier der neuen Bürgermeister sind genau genommen Rückkehrer, da sie bereits vor Jahren einmal das Amt des Bürgermeisters innehatten.

Leichter Anstieg bei Frauen im Amt

Der Anteil der Frauen im höchsten Amt der Gemeinde ist leicht gestiegen. In Zukunft werden 13 Frauen die Geschicke ihrer Gemeinde leiten. Während die Gemeinden Innichen, Karneid, Klausen, Margreid und Ulten wieder von Männern regiert werden, konnten die Frauen die Gemeinden Hafling, Laas, Neumarkt, Schenna, Lüsen und Tscherms für sich erobern. Bestätigt wurden hingegen die Bürgermeisterinnen von Branzoll, Kaltern, Montan, St. Martin in Passeier, Taufers und Unsere liebe Frau im Walde-St. Felix. Ebenso ist der Anteil der Frauen in den Gemeinderäten gestiegen und liegt nun bei rund 25 Prozent. In Tscherms ist sogar die Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder weiblich und auch in Hafling und Altrei sind fünf von zwölf Räten Frauen.

Klare Ergebnisse mit den Städten

In den Städten Brixen, Bruneck und Leifers konnten sich die amtierenden Bürgermeister bereits in der ersten Wahlrunde behaupten. Peter Brunner bleibt Bürgermeister in Brixen, Roland Grießmair in Bruneck. Die Gemeinde Leifers wird auch in den nächsten Jahren von Christian Bianchi verwaltet. In den beiden größten Städten des Landes war eine Stichwahl notwendig, weil keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht hatte.

In Bozen setzte sich bei der Stichwahl am 4. Oktober 2020 Amtsinhaber Renzo Caramaschi von Mitte links klar gegen Roberto Zanin von Mitte rechts durch. In Meran konnte Paul Rösch von der grünen Bürgerliste sein Amt gegen den Kandidaten der italienischen Bürgerlisten Dario Dal Medico mit 50,1 Prozent der Stimmen denkbar knapp verteidigen. In beiden Städten wird die SVP bei der Regierungsbildung ein gewichtiges Wort mitreden, nachdem sie die Partei mit den meisten Stimmen ist.

Dass es auf jede einzelne Stimme ankommt, zeigen die Ergebnisse in den Gemeinden Auer, Sterzing und Waidbruck. In allen drei Gemeinden konnten sich die Kandidaten der Bürgerlisten nur hauchdünn gegen die SVP-Kandidaten durchsetzen. In Waidbruck machten zwei Stimmen den Unterschied, in Auer und Sterzing gaben jeweils drei Stimmen den Ausschlag.

Der jüngste Bürgermeister

Mit der Gemeinde Pfatten verliert die italienische Sprachgruppe einen weiteren Bürgermeister. Wie schon in der Gemeinde Salurn, in der vor fünf Jahren erstmals ein deutsch sprechender Bürgermeister gewählt wurde, kommt der neue Bürgermeister aus den Reihen der SVP. Dominik Oberstaller ist mit 29 Jahren der jüngste Bürgermeister Südtirols. Er wird für die nächsten fünf Jahre der Gemeinde Welsberg-Taisten vorstehen.