Mann und Kinder vor Windrädern im Sonnenuntergang
Symbolbild. Trumau fand einen Stromproduzenten, der genügend Strom für den gesamten Ort liefern kann und mit dem man einen fixen Preis ausmachen konnte.
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Wie Trumau günstigen Strom für alle produziert

Im niederösterreichischen Trumau hat man mit der Gründung einer „Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft“ einen wichtigen Schritt für den Klimaschutz gesetzt, von dem alle Menschen in der Gemeinde profitieren.

Die Gemeinde Trumau ließ Ende April aufhorchen, als Bürgermeister Andreas Kollross bekanntgab, den Einwohnerinnen und Einwohnern künftig Strom deutlich unter dem derzeitigen Marktpreis anbieten zu können. „Alle Haushalte, Vereine, Klein- und Mittelbetriebe, sowie die Gemeinde selbst, bekommen zukünftig Strom um nur 12 Cent brutto pro Kilowattstunde. Das ist 52 Prozent günstiger als der derzeit marktübliche Preis von 25 Cent pro Kilowattstunde. Alle sparen damit sehr viel Geld.“

Gemeinsame Sache mit Mehrwert

Möglich wird dies durch die Schaffung einer „Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft“. Zusammen mit den Partnern „Heimwatt“/BLOCH3 und Nobile Group geht man nach akribischer und jahrelanger Vorbereitung jetzt bestens gerüstet an den Start. Die Gründung und Abwicklung erfolgt durch die Trumauer Kommunal GmbH (TKG). Geschäftsführerin Kerstin Bieringer erläutert: „Wir beziehen den Strom künftig aus Windkraftanlagen, PV-Freiflächen und Biogas-Werken, außerdem sind in Trumau weitere Projekte geplant.“

Bürgermeister Kollross betont, dass es ihm besonders wichtig war, alle Einwohnerinnen und Einwohner einzubeziehen, „Energiegemeinschaften klingen gut. Ich persönlich kenne aber österreichweit keine Energiegemeinschaft, wo alle Verbraucher eines Ortes wirklich weniger für ihren Strom zahlen. Für mich kam nur die Gründung einer Energiegemeinschaft in meiner Gemeinde in Frage, bei der wirklich alle Trumauerinnen und Trumauer eine Kostensenkung deutlich in der Geldbörse spüren.“

Günstiger Strom für alle zugänglich

Er sieht zwei Problemfelder bei bereits bestehenden Energiegemeinschaften in Österreich:

„Erstens: Mit herkömmlichen Energiegemeinschaften ist keine Gesamtversorgung möglich, sondern vielmehr geht es um die Verteilung von ein wenig Überschussstrom. Zweitens: Es gibt einen Widerspruch, der teilweise nur schwer aufzulösen ist“, erläutert er, „jemand hat eine Photo­voltaikanlage und kann entweder normal ins Netz einspeisen oder den Überschussstrom an die Energiegemeinschaft abliefern. Hierbei geht es logischerweise darum, den größtmöglichen Ertrag dafür zu erzielen. Jemand anderer möchte den Strom beziehen, aber natürlich so wenig wie möglich dafür bezahlen.“

Energiegemeinschaft Trumau
„Energiegemeinschaften klingen gut. Ich persönlich kenne aber österreichweit keine Energiegemeinschaft, wo alle Verbraucher eines Ortes wirklich weniger für ihren Strom zahlen.“ Andreas Kollross, Bürgermeister von Trumau (Mitte)

In diese Problemfelder wollte er sich mit seiner Gemeinde nicht begeben. Und so fand man einen Stromproduzenten, der genügend Strom für den gesamten Ort liefern kann und mit dem man einen fixen Preis ausmachen konnte. So ersparte man sich jegliche Debatte über den Preis mit privaten Einspeisern. „Unsere Energiegemeinschaft ist deshalb so aufgebaut, dass zwar jeder Strom von uns beziehen kann, aber wir nehmen keinen Strom von privaten Haushalten entgegen“, so Kollross abschließend.

Im ersten Ausbauschritt sei es für alle Haushalte möglich, jährlich 2.500 kWh zum günstigen Preis zu beziehen. Betriebe und Vereine können sogar jährlich 4.000 kWh Strom zum Preis von 12 Cent brutto/kWh beziehen. In der zweiten Ausbaustufe erhöht sich der Bezug. Haushalte können dann 5.000 kWh, Betriebe und Vereine 7.500 kWh beziehen.

Informationen für die Bevölkerung

Der Startschuss fiel am 2. Juni mit einem Tag im Zeichen von Bürger:innen-Informationsveranstaltungen. Ab diesem Tag konnte man beitreten, im Juli kann der Strom dann zu 12 Cent/kWh inklusive Mehrwertsteuer bezogen werden. „Ganz wichtig ist uns aber auch, dass man jederzeit innerhalb eines Monats wieder austreten kann. Wir wollen hier niemanden binden und wenn man kurzfristig am Markt den Strom günstiger beziehen kann, soll man das tun.“ Der Strompreis sei auf jeden Fall für 20 Jahre garantiert.

Leuchtturmprojekt auf dem Weg zur Energiewende. Martin Blochberger, Geschäftsführer von „Heimwatt“/BLOCH3, sieht in der Energiegemeinschaft in Trumau ein „Leuchtturmprojekt“. Peter Gönitzer, Geschäftsführer von Nobile, ergänzt: „Für uns bei Nobile ist der Weg in eine stabile, erneuerbare Energieversorgung klar. Diese findet lokal statt. Die Marktgemeinde Trumau ist bereits seit langer Zeit Vorreiterin in Fragen der erneuerbaren Energien.“