Fair gehandelter Kaffee
Wenn Bund, Länder und Gemeinden sozial-fairer einkaufen, könnte weltweit viel an Armut vermieden werden.
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Wie Gemeinden fair beschaffen

28. November 2018
Rund 40 Milliarden Euro geben Bund, Länder und Gemeinden jedes Jahr für Beschaffung aus. Dieses enorme Ausmaß für den Einkauf kann viel stärker zum gezielten Steuern für die Bevorzugung sozialer, fairer und ökologischer Produkte verwendet werden. So könnten Armut und Kinderarbeit weltweit verringert und die Ziele nachhaltiger Entwicklung und des Klimaschutzes entscheidend gepusht werden. Die Initiative SO:FAIR will erreichen, dass die öffentliche Hand bewusster einkauft.

Für die für Beschaffung Verantwortlichen ist es oft schwierig einen Überblick zu bekommen, welche Produkte tatsächlich sozial-fair sind und bei welchen beispielsweise Greenwashing betrieben wird.

Beschaffungsverantwortliche aus Bund, Länder, Gemeinden, öffentlichen Einrichtungen und Organisationen sowie Anbieter von Produkten werden daher durch SO:FAIR unterstützt, ihre Routinen in Richtung nachhaltiger sozial-fairer Beschaffung zu verändern, durch: 

  • Bereitstellung von Informationen und Ausschreibungsunterlagen
  • Schulungen und Beratungen
  • Erstellung von Kriterienkatalogen
  • Einsatz für rechtliche Spielräume für faire Beschaffung (Vergabe-RL, BundesvergabeG)
  • Öffentlichkeitsarbeit

Dabei ist es wichtig, dass sozial-faire Produkte, wie Lebensmittel, Textilien und IT Geräte auf unterschiedlichen Ebenen vermehrt zum Einsatz kommen, das Angebot für sozial-faire Beschaffung und nachhaltigen Konsum sukzessive erweitert und der Zugang erleichtert wird. Ebenso wird die Sichtbarkeit erhöht und die Öffentlichkeit sensibilisiert.

Faire Beschaffung am Beispiel der Stadt Traun

Die oberösterreichische Stadt Traun wurde bereits 2015 zur FAIRTRADE-Stadt ernannt.

Das Trauner Stadtamt stellt seither seine Beschaffung unter das Motto „regional, saisonal, biologisch und fair“.

Produkte aus der Umgebung und aus biologischem Anbau werden bevorzugt, um Natur und Boden zu schonen und hohe CO2-Emissionswerte durch unverhältnismäßig lange Transportwege zu vermeiden.

Die logische Weiterführung dieses verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen ist es, Nahrungsmittel und Rohstoffe, die aufgrund der klimatischen Gegebenheiten in Österreich nicht gedeihen, wie etwa Kaffee, Kakao, Südfrüchte oder Baumwolle, aus fairem Handel zu beziehen. 

Umgesetzte Maßnahmen

  • Beschaffung von jährlich rund 400 Stück Schokoriegeln

    Die Trauner Volksschulen besuchen regelmäßig das Stadtamt, um Infos und Einblicke in den Ablauf einer Stadtverwaltung zu erhalten. Ein Besuch im Büro des Bürgermeisters steht dabei auch am Programm. Hier erhalten die Schülerinnen und Schüler einen EZA Fairetta-Schokoriegel aus dem Weltladen Traun.
  • Beschaffung von Säften für das Bürgermeisterbüro sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

    Gästen werden FAIRTRADE-Säfte beim Besuch des Bürgermeisters angeboten. Überdies stehen den Mitarbeitern FAIRTRADE-Säfte in der Mitarbeiterküche zur Verfügung. Jährlich werden ca. 1.000 Flaschen FAIRTRADE-Saft angekauft.
  • Beschaffung von Kaffee für das Bürgermeisterbüro sowie für die Mitarbeiter der Stadtgemeinde Traun

    Jährlich werden für o.a. Stellen ca. 100 kg Kaffee vom Weltladen angekauft.
  • Bevorzugung von regionalen, saisonalen und Bio-Produkten in der Zentralküche. 
  • Verwendung von biologischen Saunadüften im Badezentrum.

Konkrete Beschaffungsvorgänge

  • Beschaffung von ca. 30 Sonnenbrillen als Arbeitsschutz 

    Gemäß Arbeitsschutzgesetz wurde den Bediensteten des Badezentrums, die ihren Dienst im Freien versehen, Sonnenbrillen der Marke „Antonio Verde“ zur Verfügung gestellt. Diese Öko-Sonnenbrillen werden nachhaltig und unter fairen Bedingungen aus hochwertigen Materialien hergestellt werden. Die Bügel aus Bambus, die Fassung aus recycelten Computerteilen.
  • Beschaffung von Arbeitsbekleidung

    Alle zwei Jahre werden als Arbeitsbekleidung für verschiedenste Bedienstete der Stadtgemeinde Traun (Kindergärten, Schülerhorte, Reinigungskräfte, Feuerwehr, Wasserrettung etc.) Poloshirts angekauft. Es handelt sich um rund 500 Stück.
  • Versuch mit FAIR-Phone und „fairer“ Computermaus

    Derzeit läuft ein Versuch mit neu gekauften FairPhones und den Computermäusen von NagerIT.
  • Beschaffung von 2.000 Stück Stofftaschen aus Bio-Baumwolle

Traun beschafft fair
Die oberösterreichische Stadt Traun wurde bereits 2015 zu FAIRTRADE-Stadt ernannt. Im Bild: Landesrat Rudi Anschober, Michaela Meindl (Stadt Traun), Felicitas Egger (Projekt SO:FAIR) und Norbert Rainer (Klimabündnis).

SO:FAIR – das Projekt

Die Initiative SO:FAIR setzt sich seit mehr als zehn Jahren dafür ein, sozial-faire öffentliche Beschaffung voranzutreiben und besteht als Konsortium von Klimabündnis, Südwind, FAIRTRADE und der Florian Schönthal-Guttmann Unternehmensberatung. Ziel der SO:FAIR-Initiative ist es, dass öffentliche Beschaffer/innen nur solche Produkte aus Billiglohnländern beziehen, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurden. 

Das Projekt verfolgt das übergreifende Ziel, die Nachfrage nach sozial-fairen Produkten zu steigern und damit verbunden zu einer Erreichung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) beizutragen. Durch die Beschaffung nachhaltiger Produkte verbessern sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzent/innen und Arbeitnehmer/innen im Globalen Süden. Gefördert wird die Initiative von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg.

Die SO:FAIR-Landkarte zeigt, welche Gemeinden sich fairer Beschaffung verpflichtet haben.