Umspannwerk Wien-Südost
Städte müssen sich auf den Ernstfall vorbereitet und regelmäßig Energielenkungsübungen durchführen. Im Bild: Das Umspannwerk Wien-Südost.
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Wie eine Stadt die Energieversorgung im Krisenfall sicherstellt

Andreas Eigenbauer ist Leiter der Gruppe Strategische Versorgungssicherheit bei der Stadt Wien und warnt: „Die Stromversorgung in Europa ist nicht so sicher ist, wie man es gerne hätte.“

Sollte die Stromversorgung, etwa durch einen Hackerangriff, gezielt angegriffen werden oder durch einen anderen Grund zusammenbrechen und im schlimmsten Fall ein Blackout verursachen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch andere Energieversorgungsformen davon betroffen sind. Durch eine schematische Darstellung des Wiener Energiesystems hat Eigenbauers Gruppe die Interdependenzen sichtbar gemacht, die zwischen den vier für die Stadt Wien maßgeblichsten Energieformen (Strom, Gas, Fernwärme und Treibstoffe) bestehen. 

Alle Energieformen hängen an der Stromversorgung

Natürlich ist Wien nur bedingt mit anderen Gemeinden in Österreich vergleichbar, nicht nur wegen seiner Größe. So sei beispielsweise Biomasse in Wien kein großes Thema. „Das wird in anderen Kommunen, mit anderen Größenordnungen, anders ausschauen.“ Zu eruieren, wovon das eigene System überhaupt abhängt und welche Wechselwirkungen bestehen, sei aber in jeder Verwaltungseinheit notwendig, ganz egal, wie groß sie ist.

Im Falle Wiens wurde etwa sichtbar, dass alle anderen Energieformen stark von der Stromversorgung abhängen. So funktioniert etwa keine Tankstelle und keine Fernwärmepumpe ohne Strom. Fällt hingegen die Fernwärme aus, spielt das für die anderen drei Energieformen keine Rolle. Das klingt banal, aber „man muss es vorher einmal durchdacht haben. Im Ernstfall damit zu beginnen, ist zu spät.“

In der organisatorischen Vorbereitung gelte es zuerst die eigene Rolle festzustellen und diese durch Festlegen der Zuständigkeiten zu verankern. Um einen Lagebericht zu erstellen, rät Eigenbauer, verschiedene Quellen anzuzapfen: „Es gibt üblicherweise besonders gute Berichte aus dem deutschen Umfeld. Die Bundesnetzagentur gibt zum Beispiel viele Zahlen und sehr transparente Lageeinschätzungen heraus, an denen man sich selbst orientieren kann.“

Gemeinden müssen sich vorbereiten

Das Versorgungsmonitoring und eine Kurzfristvorschau für verschiedene Krisenszenarien ist nämlich genauso wesentlich, wie es nach Eintritt eines Störfalls das Krisenmanagement und eine allfällige Energielenkung sind.

Beim Kommunalwirtschaftsforum erklärte Eigenbauer im Detail die organisatorischen Vorbereitungen der Stadt Wien auf eine Mangellage oder Störung bei der Strom- sowie bei der Gasversorgung. Er erläuterte den grundsätzlichen Ablauf im Falle eines Engpasses bzw. Ausfalls und betonte den Wert regelmäßiger Energielenkungsübungen. Grundsätzlich gilt, wie bei allen Cyberattacken, dass Prävention das beste Mittel ist, um die Konsequenzen eines Störfalls so gering wie möglich zu halten.