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Wege zu Fremdkapital für Gemeinden
Trotz Förderungen und Eigenmitteln ist man als Gemeinde bei größeren Vorhaben immer wieder auf Fremdkapital angewiesen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Aber Achtung: Von manchen Instrumenten des Kapitalmarkts sollte man auf jeden Fall besser die Finger lassen.
Förderungen und Eigenmittel reichen bei kommunalen Großprojekten selten aus. Fast immer stellt sich die Frage, wie Gemeinden die verbleibende Finanzierungslücke schließen können. Dabei geht es weniger um die Theorie, dass Förderungen manchmal sogar ein ganzes Projekt tragen können, sondern um die Praxis:
In den meisten Fällen bleibt ein Eigenmittelanteil, den viele Kommunen nicht stemmen können. Steigende Baukosten verschärfen dieses Problem zusätzlich. Deshalb braucht es verlässliche und möglichst günstige Fremdfinanzierungen.
Günstige Kommunaldarlehen
Ein erster, aber teurer Weg ist der Kassenkredit, also ein kurzfristiger Überziehungsrahmen. Für längere Laufzeiten ungeeignet, sollte er nur als Notlösung genutzt werden.
Weitaus relevanter sind Kommunaldarlehen, die von Banken oder speziell der Kommunalkredit Austria angeboten werden. Sie gelten als vergleichsweise günstig, auch über lange Laufzeiten, wobei Experten angesichts steigender Zinsen zu Fixzinssätzen raten. Grundsätzlich empfiehlt es sich, mehrere Angebote einzuholen.
Projektfinanzierung
Eine weitere Möglichkeit ist die Projektfinanzierung: Wenn eine Infrastruktur mittelfristig Einnahmen bringt, kann sie direkt aus dem Cashflow bedient werden. Dabei ist die Bonität der Gemeinde weniger entscheidend, da das Investitionsobjekt als Sicherheit dient.
Alternativ kann auch die Bevölkerung eingebunden werden: Bürgerbeteiligungen – etwa bei erneuerbaren Energieanlagen – werden immer beliebter. Sie sichern nicht nur Kapital, sondern stärken zugleich die Akzeptanz in der Bevölkerung.
Darüber hinaus gibt es rückzahlbare Zuschüsse von Institutionen wie der Europäischen Investitionsbank (EIB) oder der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws). Diese bieten günstige projektbezogene Kredite und Haftungen. Abzuraten ist hingegen von riskanten Kapitalmarktinstrumenten wie Schuldscheinen oder Forderungsankäufen, die in der Vergangenheit vielen Gemeinden böse Überraschungen beschert haben.
Konditionen nachverhandeln
Zentral ist die laufende Überprüfung bestehender Finanzierungen. Gemeinden sollten regelmäßig ihre Konditionen nachverhandeln, Finanzchecks durchführen und prüfen, ob sich ein Wechsel von variablen auf fixe Zinssätze lohnt. Ein zu hoher Schuldendienst kann sonst den gesamten Handlungsspielraum vernichten – und macht jede Förderung wertlos.
Insgesamt zeigt sich: Wer strategisch auf mehrere Finanzierungsquellen setzt, Risiken streut und bewusst zwischen klassischen Darlehen, Projektmodellen und Bürgerbeteiligung wählt, kann auch in schwierigen Zeiten notwendige Investitionen sichern.
Stichwort Finanzierungen
Finanzcheck. Nicht nur neue, auch laufende Finanzierungen sollten regelmäßig einem Finanzcheck unterworfen werden.
Zinsen. Die Zeit der Niedrigzinsen ist vorbei, mit einer weiteren Erhöhung des Leitzinssatzes ist zu rechnen. Ein variabler Zinssatz ist jetzt eine ganz schlechte Idee. Im Zweifelsfall zahlt es sich aus, hier externe Expertise einzuholen.
Projektfinanzierung. Eine Alternative zur Darlehensaufnahme ist die Projektfinanzierung durch Partner. Das ist auch eine Möglichkeit bei schwacher Bonität.
Bürgerbeteiligung. Bei erneuerbaren Energiequellen kann sich die Bevölkerung finanziell beteiligen.
Dieser Beitrag ist in der „Bürgermeister Zeitung“ 10/2025 erschienen und wurde hier redaktionell gekürzt. Lesen Sie die Langversion auf www.buergermeisterzeitung.at