Die Kölnbreinsperre im Kärntner Maltatal.

Ungenutzter Rohstoff Energie

Reich an Bodenschätzen ist Österreich nicht gerade. Zumindest nicht, was man in klassischem Sinne darunter versteht. Wertvolle Rohstoffe birgt das Alpenland dennoch. Sei es die saubere Luft, das kristallklare Quellwasser oder die Kraft der Natur. Diese Urgewalt in ihren zahlreichen Erscheinungsformen zu nutzen ohne sie dabei zu zerstören, ist der richtige Weg in Richtung Energieautarkie.





Erneuerbare EnergienMillionen Euro rinnen uns täglich durch die Finger, wehen uns um die Ohren, blenden uns im wahrsten Sinne des Wortes, und dennoch nehmen wir sie nicht einmal wahr. Sie tun das nämlich nicht in gedruckter, oder geprägter Form, sondern viel subtiler. Sie stecken in dem Rohstoff Energie.



Energie gibt es in Österreich im Überfluss. Trotzdem befinden wir uns in der kuriosen Lage, große Mengen an Energie(trägern) importieren zu müssen. Das fängt bei diversen fossilen Brennstoffen an und geht bis zu Stromimporten aus Gewinnungsarten, die als nationales Tabu gelten. Aber warum ist das so?



Wir befinden uns in dieser Lage, weil wir die natürliche Energie, die uns umgibt, erst einfangen, bändigen und transformieren müssen, um sie für uns nutzbar zu machen, und das geschieht noch viel zu wenig.



In Österreich schlummert ein riesiges, ungenutztes Potenzial an natürlichen Energien, und das in unterschiedlichen Formen: Da gibt es die Windenergie, die Wasserkraft, die Solarenergie, Geothermie und Wärmepumpen oder die Power, die in Biomasse steckt – um nur einmal die gängigsten zu nennen.



Diese Kräfte für sich nutzbar zu machen, ist der Schlüssel zur nachhaltigen Lebensstandardsicherung, zu mehr Unabhängigkeit und zu einem Ausweg aus dem fortschreitenden Raubbau an Mutter Erde. Eine zweifellos gute Sache. Wie also stellt man es am besten an? Sicherlich auf die effizienteste Art und und Weise. Doch welche ist das? Nun, das ist abhängig von der Umgebung. Ein Solarkraftwerk in Rattenberg sollte wohl ebensowenig die erste Wahl sein wie ein Laufkraftwerk am Donau-Oder-Kanal oder ein Windrad im tief bewaldeten Alpental.



Im Rahmen des Projekts „Energie der Zukunft“ identifizierten mehrere Forschungsgruppen und Institutionen gemeinsam für jeden Bezirk Österreichs die meistversprechenden Energiegewinnungsarten. In einigen Regionen werden diese ermittelten Energiegewinnungsformen schon eifrig angewandt. Es zeigte sich aber auch, dass in manchen Gegenden noch sehr viel ungenutztes Potential auf seinen Gebrauch wartet.



Im Falle der Windkraft sind gegenwärtig die Bezirke Neusiedl am See, Gänserndorf, Bruck an der Leitha und St. Pölten-Land, jene mit der höchsten Stromerzeugung. Sie liegen auch in jenen Regionen, die als am günstigsten für die Gewinnung der Windenergie angesehen werden: dem hügeligen Alpenvorland und dem östlichen Flachland. An den Grenzen zur Slowakei und zu Ungarn hin befindet sich auch nach wie vor das größte noch auszuschöpfende Zuwachspotenzial. Interessant ist aber auch die Erkenntnis, dass im nördlichen Waldviertel, in der Gegend um Waidhofen und Horn, in Kärnten im Raum Villach, und im oberösterreichischen Innviertel, vor allem um Ried, noch einiges an Windkraft eingefangen werden will. Nichtsdestotrotz ist Strom aus Windkraft ein zu 90 Prozent ost-österreichisches Phänomen.



Geht es um die Wasserkraft, verhält sich das Ost-West-Gefälle genau umgekehrt. Dem windkraftlastigen Osten steht ein wasserkräftiger Westen gegenüber. Schneeschmelze, Speicherkraftwerke und die naturgegebene Entwässerung der Täler über Bäche, Flüsse, Aachen und Ströme prädestinieren die Gebirgsregionen zur Energiegewinnung aus dem flüssigen Nass. Vor allem in Tirol, und da in Imst, Schwaz und Innsbruck Land, aber auch in den benachbarten Bludenz und St. Johann im Pongau ließe sich künftig noch mehr Strom produzieren. Die Forscher fanden aber auch heraus, dass um das oberösterreichische Steyr und um Perg, ebenso wie im Kärntner Völkermarkt und in Wien dem Wasser noch weit mehr Energie abgetrotzt werden könnte als bisher.



Wiederum anders zeigt sich das Bild, sobald es um die Stromgewinnung mittels Photovoltaik geht. Abgesehen vom östlichen Weinviertel steckt das meiste Entwicklungspotential entlang des Alpenhauptkammes, in der Tauernregion und in Osttirol. Wohlgemerkt wenn es um die Stromerzeugung geht. Bei der Solarthermie gibt es nämlich in noch stärkerem Ausmaß vor allem um die Ballungszentren theoretische Zuwachmöglichkeiten: Im oberösterreichischen Zentralraum beispielsweise, im Grazer Umland, im Innviertel und im Salzkammergut, in großen Teilen Tirols sowie in und um Wien. Dabei sollten aber nicht die Relationen außer Acht gelassen werden. Im Vergleich zur Wind und Wasserkraft spielt die Photovoltaik eine marginale Rolle. Der Löwenanteil an erneuerbarer Energie entfällt in Österreich auf die Wasserkraft, und deren Potenzial ist großteils ausgeschöpft. An zweiter Stelle folgt die Windkraft, bei der es sich genau andersrum verhält und der größte Anteil am theoretisch möglichen noch gar nicht ausgeschöpft wird. An dritter Stelle käme dann die Energiegewinnung aus Biomasse, bei der die Verwertung jener aus dem Forstbereich bereits höhere Ausbaugrade aufweist als etwa die aus Äckern oder der Viehwirtschaft. Starke Potenziallagen hat Biomasse übrigens in der Steiermark und im nördlichen Nieder- und Oberösterreich.



Tatsächlich steckt in Österreichs Umwelt so viel erneuerbare Energie (die mit dem heutigen Stand der Technik auch bereits gewonnen werden könnte), dass hinsichtlich der Stromproduktion eine Vollversorgung absolut realistisch ist. Mehr als die Hälfte aller Bezirke können ein Vielfaches ihres eigenen Energiebedarfs abdecken und so die dicht besiedelten urbanen Regionen mitversorgen. Anders sieht es hingegen noch bei der Wärmeversorgung aus. Mit der forstlichen Biomassse als Hauptquelle könnten ländliche Gebiete bis zu zwei Drittel ihres Wärmebedarfs abdecken. Dicht besiedelte Gebiete halten dabei aber nicht mehr mit. Weiterentwicklungen von Technologien wie der Geothermie sind also gefragt.