
Roland Gruber_Christof Isopp (C) Michèle Pauty Photography
Standortfaktor Innovationskultur
Das Projekt „Zukunftsorte braucht das Land“ hat sich zur Aufgabe gemacht, innovative Gemeinden vor den Vorhang zu holen und sie untereinander sowie mit der Kreativwirtschaft zu vernetzen. KOMMUNAL sprach mit Christof Isopp, der das Projekt zusammen mit Roland Gruber initiierte, über die Herausforderungen der vergangenen drei Jahre, die Bedeutung von Innovation für die kommunale Entwicklung und die Zukunft der Zukunftsorte.
Innovative und kreative Gemeinden stehen im Fokus des Projekts „Zukunftsorte braucht das Land“. Welche Rolle spielen Kreativität und Innovation für österreichische Gemeinden? Wie beeinflussen sich Kreativität und Innovation gegenseitig?
Das Wesen der Kreativwirtschaft ist es, ständig Neues, Innovatives zu schaffen. Wenn Gemeinden mit Kreativen zusammenarbeiten und sich damit einen neuen Blick, neue Impulse von außen holen, können innovative Projekte schneller ent- und in vielen Fällen nachhaltiger bestehen. Gemeinden, die in ihrem Handeln kreativ und offen sind – egal ob es um Baukultur, Kommunikation oder Gestaltung der kommunalen Lebenswelt geht – haben auch eine Anziehungskraft nach außen hin. Eine kommunale Innovationskultur wird in Zukunft zu einem noch wichtigeren Standortfaktor werden. Innovatoren im Kleinen und im Großen, Einzelpersonen und Unternehmen, werden dort hingehen, wo sie ein offenes, innovationsfreudiges, kreatives Klima vorfinden.
Das Projekt „Zukunftsorte braucht das Land“ hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Kreativschaffende mit kommunalen Entscheidungsträgern zusammenzubringen. Wie gelang dies und was waren die konkreten Ergebnisse?
Wir haben Formate für Vernetzungsveranstaltungen entwickelt, bei denen z. B. abwechselnd Inputs aus der Gemeindepolitik bzw. -verwaltung und der Kreativwirtschaft kamen. Dabei war uns ein gemütlicher, kommunikativer Rahmen wichtig, in dem die Leute zusammenkommen und sich unverbindlich austauschen können. Was daraus schlussendlich entstanden ist, sieht man oft erst einige Zeit später. So haben sich etwa bei unserer Kick-off Veranstaltung im Jänner 2013 der Bürgermeister von Moosburg und der Fotokünstler Kurt Hörbst kennengelernt, der für Moosburg das Projekt „people_scans“ umgesetzt hat. Der Amtsleiter vom Munderfing, Erwin Moser hat uns später erzählt, dass ihm bei derselben Veranstaltung bewusst wurde, wie wichtig Kreativschaffende auch für seine Gemeinde sein können. Aktuelle Projekte in Munderfing haben das gezeigt: z. B. eine neue Website, ein neues Konzept zur Ortskerngestaltung und Landart-Projekte mit Architekturstudierenden.
Ist die Schaffung eines kreativ-innovativen Gemeindeklimas planbar?
Unserer Ansicht nach nicht, nein. Das Schaffen eines kreativen, innovationsfreudigen Klimas kann man eher mit dem Setzen einer Folge von Nadelstichen an der richtigen Stelle vergleichen – wie bei der Akupunktur: Der „Coworking-Space“ und anspruchsvoll gestaltete Gemeinde-Medien, das Kultur-Festival und eine klare Corporate Identity – all das kann den Humus bilden, auf dem innovative Projekte und eine zukunftsorientierte Gemeindekultur wachsen können. Die treibende Kraft dahinter können Mitarbeiter der Gemeinde, engagierte Bürgerinnen und Bürger oder auch externe Impulsgeber oder Begleiter sein – entscheidend ist, die jeweiligen Gegebenheiten in der Gemeinde zu kennen.
Und es braucht eine breite Kooperation aller „Gemeinde-Akteure“. Themen wie das kommunale Bauen betreffen jeden in der Gemeinde. Der Auftraggeber ist dabei nicht nur der Bürgermeister sondern die Gemeinde als Ganzes, also alle Bürgerinnen und Bürger. In einer Zeit, in der Partizipation eine immer größere Rolle spielt, sind Kreativexperten gefragt, die mit Beteiligungsinstrumenten umgehen können und die die Bürgerinnen und Bürger in den Gestaltungsprozess einbinden.
Wo sehen Sie die größten Reibungspunkte zwischen Kommunalpolitik und Kreativwirtschaft?
Gemeindepolitik möchte verständlicherweise Fehler vermeiden. Kreativschaffende und Innovatoren wissen, dass sie Fehler machen werden, ja müssen. Sie lernen aus ihnen und begreifen sie als wesentlichen Anstoß für Innovationen. Trifft eine experimentierfreudige Kultur auf die Bereitschaft zu langfristigem Denken, dann lassen sich Dinge umsetzen, die morgen vielleicht nicht sofort populär sind, aber übermorgen zur Verbesserung der Lebensqualität in der Gemeinde beitragen. Eine große Portion Mut und ein langer Atem sind für die Trägerinnen und Träger dieser Veränderungsprozesse allerdings unabdingbar.
Wie geht es weiter mit den Zukunftsorten?
Das vom Förderprogramm „impulse“ der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) geförderte Projekt „Zukunftsorte braucht das Land“ ist nun abgeschlossen. Es hat dazu beigetragen, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des Kooperierens mit der Kreativwirtschaft in vielen Gemeinden zu schaffen. Die Zukunftsorte haben erkannt, dass eine kreative Atmosphäre in einer Gemeinde auf viele Menschen anziehend wirkt und die es daher zu erhalten und weiter auszubauen gilt. Die Zukunftsorte werden als Netzwerk auch weiterhin aktiv bleiben, voneinander lernen und Kooperationsprojekte durchführen – Schwerpunktmäßig soll es nun, neben der Kreativwirtschaft, um Themen wie Bildung, Mobilität oder Energie gehen.
www.zukunftsorte.at