Autoschlüssel
Zentrale Sicherheitslücke ist das Signal, mit dem der Transponder mit dem Fahrzeug kommuniziert.
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Sicherheitslücken bei Fahrzeugschlüsseln werden unterschätzt

22. August 2020
Kontaktlose Start- und Schließsysteme gelten als modern und komfortabel – verfügen jedoch über Sicherheitslücken, die Fahrzeugdiebe gekonnt auszunutzen wissen. Die Mehrheit der Nutzer hingegen schätzt die Technologie als sicher ein und trifft keinerlei Vorkehrungsmaßnahmen, so die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV).

Digitalisierung ist längst eine fixe Größe der Automobilbranche – und moderne Technologien aus unseren Fahrzeugen nicht mehr wegzudenken. Für den Nutzer mit einem Mehr an Sicherheit, Fahrspaß und Komfort verbunden, birgt die zunehmende Digitalisierung jedoch auch potenzielle Risiken in Bezug auf die Diebstahlsicherheit. Denn bei jedem neuen System oder Komfortlösung suchen auch Fahrzeugdiebe gezielt nach Schwachstellen, um diese für ihre Zwecke auszunutzen.

Diebstahl auf Distanz

Moderne Fahrzeuge sind oftmals mit sogenannten „Keyless Entry Systemen“ ausgestattet – Technologien, die ein schlüsselloses, automatisches Öffnen und Starten ermöglichen. Die Keyless-Technik ist komfortabel, jedoch auch anfällig für Diebstähle. Zentrale Sicherheitslücke ist das Signal, mit dem der Transponder mit dem Fahrzeug kommuniziert. Dieses kann mit Hilfe eines in die Nähe des Schlüssels gebrachten Funkstrecken-Verlängerers vervielfacht und seine Reichweite auf mehrere hundert Meter ausgedehnt werden.

„Dieben ist es so beispielsweise möglich, ein Auto zu knacken, während der Besitzer nichtsahnend zu Hause fernsieht oder in einem Restaurant zu Abend isst“, warnt Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV.

Bekanntheitsgrad hoch – Misstrauen gering

Wie eine repräsentative Umfrage des KFV unter 1.000 Fahrzeugnutzern ergeben hat, ist der Bekanntheitsgrad von Keyless-Entry-Systemen hoch: 91 Prozent aller Befragten gaben an, die Technologie zu kennen, davon hatten 61 Prozent bereits selbst praktische Erfahrungen damit gesammelt. Die überwiegende Mehrheit von ihnen ist von der Sicherheit der schlüssellosen Zugangssysteme überzeugt: Lediglich 20 Prozent der befragten Nutzer äußerten Sicherheitsbedenken.

Dementsprechend gering ist mit 22 Prozent daher auch die Anzahl jener Nutzer, die Vorkehrungen gegen einen möglichen Missbrauch trifft – beispielsweise, indem sie den Schlüssel in möglichst großer Entfernung zum Fahrzeug aufbewahren (56 Prozent) oder die von Experten empfohlenen Sicherheitsboxen nutzen (37 Prozent).

„Die Mehrzahl der Nutzer ist sich der Risiken der Keyless Technologie nicht bewusst – hier besteht noch großer Aufholbedarf, insbesondere weil in Zukunft mit einer Verschärfung der Problematik zu rechnen ist, da zunehmend mehr Fahrzeuge – auch Kleinwägen – serienmäßig mit schlüssellosen Systemen ausgestattet sind“, so Kaltenegger.

Tipps zum Umgang mit Keyless-Entry-Systemen

  • Der Schlüssel sollte nicht an den Außenseiten des Hauses und vor allem nicht im Vorzimmer in der Nähe von Haus- oder Wohnungstür beziehungsweise Fenster abgelegt werden.
  • Versuchen Sie, das Funksignal durch geeignete Maßnahmen (z. B. Aluminiumhüllen oder Blechdose) abzuschirmen. Testen Sie unbedingt vorab, ob die Schutzhülle funktioniert, in dem Sie sich mit dem abgeschirmten Schlüssel direkt neben Ihr Auto stellen. Das Fahrzeug sollte sich dann nicht wie gewohnt öffnen lassen.

Ein Diebstahl – nicht nur bei Kfz mit Keyless Entry Systemen, sondern auch allgemein – kann den Tätern mit folgenden technischen Lösungen deutlich erschwert beziehungsweise die Fahndungsarbeit der Polizei erleichtert werden:

  • Einbau eines Zündunterbrechers in Form eines versteckten Schalters zur 2-Faktor-Identifizierung.
  • Verlegen des On-Board-Diagnose Steckers im Kfz an eine versteckte Stelle. Die On-Board-Diagnose, kurz OBD, ist ein Diagnosesystem in Fahrzeugen. Das System überwacht das Auto und kann Lenker und Werkstatt Fehlermeldungen und Daten zugänglich machen. Das nutzen jedoch auch Fahrzeugdiebe aus, um sich Zugriff auf die Elektronik des Kfz zu verschaffen und so beispielsweise einen neuen Schlüssel anzufertigen.
  • Der Einbau eines GPS-Ortungssystems in das Kfz ermöglicht es, im Falle eines Diebstahls den Standort des Fahrzeuges zu eruieren.