
Fehlender Schulschwimmunterricht, mangelnde Infrastruktur und wenig familiäre Schwimmerfahrung sind die Hauptgründe für die unzureichenden Schwimmkenntnisse zahlreicher Kinder.
© .shock - stock.adobe.com
Gefahr in der Freizeit
Schwimmkompetenz bei Jugendlichen nimmt dramatisch ab
In den heißen Sommermonaten herrscht Hochbetrieb an Badeseen und in Freibädern. Wie eine aktuelle Studie des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV zeigt, hat sich in den vergangenen Jahren jedoch ausgerechnet die Schwimmkompetenz jener Altersgruppe verschlechtert, die in den meisten Fällen bereits unbeaufsichtigt das kühle Nass aufsucht: die der 10- bis 14-Jährigen.
Schwimmen ist nicht nur eine beliebte Freizeitaktivität und ein gesunder Sport, sondern auch eine wichtige Überlebenstechnik. In einer aktuellen repräsentativen Schwimmstudie hat das KFV die Schwimmkompetenz der Österreicher:innen erhoben.
Dabei zeigte sich: Der Anteil der Personen in Österreich, die nicht schwimmen können, liegt aktuell bei 7 Prozent – das sind rund 630.000 Personen (ab fünf Jahren). Im Vergleich zum Jahr 2024 (670.000) ist die Zahl der Nichtschwimmer somit leicht zurückgegangen, liegt aber weiterhin auf einem bedenklich hohen Niveau. Bei Kindern und Jugendlichen ist der Anteil an Nichtschwimmern noch höher: Aktuell können rund 10 Prozent (137.000) der 5- bis 19-Jährigen nicht schwimmen. Hinzu kommen rund 76.000 Kinder und Jugendliche, die nur unsicher schwimmen können. Bei Personen ab 50 Jahren stagniert der Anteil an (sehr) unsicheren bis mittelmäßigen Schwimmern seit 2021 bei 26 Prozent.
Verschlechterung insbesondere bei Jugendlichen
Insbesondere bei den 11- und 12-Jährigen zeigt sich im Vergleich der letzten Jahre eine weitere leichte Verschlechterung der Schwimmkenntnisse. Waren es 2021 noch 5 Prozent, so ist der Anteil an Nichtschwimmenden in dieser Altersklasse im Jahr 2025 auf 9 Prozent gestiegen – fast jede:r zehnte Jugendliche dieses Alters kann somit nicht schwimmen. Was während der Pandemie mit entfallenen Schwimmkursen versäumt wurde, hat nun also spürbare Folgen.
Gründe für mangelnde Schwimmkenntnisse
Fehlender Schulschwimmunterricht, mangelnde Infrastruktur und wenig familiäre Schwimmerfahrung – das sind die Hauptgründe für die unzureichenden Schwimmkenntnisse zahlreicher Kinder.
So geben rund 17 Prozent der Eltern an, dass ihre Kinder keinen Schwimmunterricht in der Schule erhalten haben. Auch der Anteil jener Familien, die keinen Zugang zu Schwimmbädern oder Badeseen haben, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – von 4 Prozent im Jahr 2021 auf aktuell 10 Prozent. Dabei ist gerade das regelmäßige Üben und Auffrischen der Schwimmkenntnisse essenziell: „Zu viele glauben fälschlicherweise, dass ein einmaliges Erlernen ausreichend ist“, erklärt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.
Fehleinschätzung durch Eltern
Ein besonders kritischer Aspekt, den die Studie beleuchtet, ist die gefährliche Fehleinschätzung der Schwimmkenntnisse von Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren durch ihre Eltern. Diese ordnen die Schwimmkenntnisse ihrer Kinder besser ein als die Kinder selbst. Diese Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung kann fatale Folgen nach sich ziehen, insbesondere dann, wenn Kindern zu viel zugemutet wird und sie sich durch den Einfluss ihrer Eltern in gefährlichen Situationen selbst überschätzen.
Finanzielle Hürden: Schwimmkurse für Kinder gefordert
Neben der Förderung durch die Eltern (64 Prozent) spielen auch professionelle Schwimmkurse (38 Prozent) eine wichtige Rolle beim Erwerb von Schwimmkompetenzen. Private Kurse stellen dabei für finanziell schwache Haushalte jedoch oft eine Hürde dar. Dem Schwimmunterricht an Schulen kommt eine besonders wichtige Bedeutung zu – schließlich werden damit alle Kinder erreicht. Laut aktueller KFV-Studie erlangte rund ein Sechstel der Kinder und Jugendlichen, die bereits schwimmen können, diese Fähigkeiten in der Schule. Etwa jedes 17. Kind hat ausschließlich in der Schule schwimmen gelernt.
Hier bietet sich eine wertvolle Chance für die Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, die allen Kindern und Jugendlichen einen möglichst einfachen Zugang zu Schwimmkursen erlauben: „Unsere Studie zeigt, dass insbesondere bei Menschen mit geringeren Einkommen der Anteil an unsicheren bis mittelmäßigen Schwimmenden sowie der Nichtschwimmenden besonders hoch ist. Um dem entgegenzuwirken, wäre die verstärkte Verankerung des Schwimmunterrichts in der Schule sowie ein begleitender Ausbau von leistbaren und geförderten Freizeitkursen ein wichtiger Schritt“, betont Trauner-Karner.