Dank der „Road Safety Inspections“ (RSI) konnten Strecken mit hohem Maßnahmenbedarf identifiziert werden. Auf den mit Hilfe des Selektionsmodells ausgewählten Strecken wurden 15-mal mehr Maßnahmenvorschläge eingebracht als auf Strecken mit unauffälligem Unfallgeschehen. Der Großteil dieser Vorschläge waren „Low-Cost-Maßnahmen“.
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Sicherheitscheck für Österreichs Straßen

19. März 2019
Die Überprüfung von Straßenabschnitten auf Sicherheitsdefizite – Road Safety Inspection genannt – wird im österreichischen Autobahn- und Schnellstraßennetz bereits seit 2004 regelmäßig erfolgreich durchgeführt.

Die Erhaltung beziehungsweise Sanierung der Straßeninfrastruktur ist eine bedeutende Aufgabe der öffentlichen Hand und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrssicherheit auf unseren Straßen. Um Schwachstellen im bestehenden Straßennetz zeitgerecht erkennen und beheben zu können, ist eine regelmäßige Überprüfung nötig.

Diese Überprüfungen erfolgen im Rahmen sogenannter „Road Safety Inspections“ (RSI). Die RSI stellt somit einen wesentlichen Teil eines umfassenden Qualitätsmanagements für die verkehrssichere Gestaltung und Ausrüstung bestehender Straßen dar.

Da eine flächendeckende Anwendung von RSI im untergeordneten Straßennetz praktisch nicht sinnvoll ist, hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) eine Methode zur Selektion von Strecken mit Sanierungspotenzial entwickelt und getestet.

Was geschieht bei einer RSI?

Im Zuge einer RSI werden auf Basis detaillierter Unfallanalysen Abschnitte des Straßennetzes von eigens geschulten und zertifizierten Road-Safety-Inspektoren befahren und systematisch untersucht.

Die Durchführung einer RSI ist in Österreich über die Richtlinie RVS 02.02.34 geregelt.

Über jede RSI wird von den jeweiligen Inspektoren ein Bericht erstellt, der Maßnahmenvorschläge zur Sanierung aller festgestellten Mängel enthält. Diese können von schnell behebbaren Mängeln, wie beispielsweise der Erneuerung von Bodenmarkierungen, bis hin zu tiefgreifenden baulichen Maßnahmen, wie der Umplanung eines gesamten Straßenabschnitts, reichen.

Aber nicht nur allein der Zustand der Straßen, auch Baustellen werden mit Hilfe der RSI-Methode auf Linienführung, Beschilderungen und folglich auf ihre Sicherheit hin kontrolliert. 

Ziele und Nutzen der Verkehrssicherheitsüberprüfung   

Unfallprävention und Verminderung von Unfallfolgen sind die Hauptziele der „Road Safety-Inspection“.

Zusätzlich zu den Road Safety InspektorInnen werden daher auch jene Personen, in deren zuständigen Wirkungsbereich die zu untersuchende Strecke fällt –, wie beispielswiese Straßenmeister oder Exekutive – in die RSI mit einbezogen. Auf diese Weise fließen nicht nur wertvolle praktische Erfahrungen über den Streckenabschnitt in die Analyse mit ein, die aktive Auseinandersetzung mit der Thematik hat überdies positive Auswirkungen auf das Sicherheitsbewusstsein aller Beteiligten. 

Selektion von Strecken mit Sanierungspotenzial

Road Safety Inspections (RSI) werden bereits seit 2004 regelmäßig im hochrangigen Straßennetz Österreichs (Autobahnen und Schnellstraßen) durchgeführt. Auch für das Transeuropäische Netz (TEN-Netz) sind laut EU-Infrastrukturrichtlinie (2008/96/EG) regelmäßig RSI durchzuführen. Das österreichische Verkehrssicherheitsprogramm sieht die Umsetzung verstärkter Straßenverkehrssicherheits-Inspektionen auch abseits des hochrangigen Straßennetzes vor. 

Road Safety Inspection
Bei der Flächenbetrachtung wurde das österreichische Bundesgebiet in Rasterfelder („Zellen“) unterteilt. Auf dieser Basis wurden auffällige Bereiche ermittelt.
Road Safety Inspection
Im nächsten Schritt wurde die Verteilung der Unfälle in einer Rasterzelle, die zu den auffälligen Bereichen zählt, aufgezeigt.

Eine Anwendung von RSI im gesamten untergeordneten Straßennetz (Landesstraßen B und L) ist jedoch schon allein aus finanziellen Gründen kurzfristig nicht realisierbar.

Daher hat das KFV im Rahmen einer Studie eine effektive Methode entwickelt, um jene Straßenabschnitte im untergeordneten Straßennetz zu ermitteln, die ein besonders hohes Sanierungspotenzial aufweisen.

Ausgehend von einem streckenbasierten Ansatz wurden die erforderlichen Parameter zur Auswahl geeigneter Strecken festgelegt und anschließend einem Praxistest unterzogen. Die so entwickelte Auswahlmethode erwies sich im Test als effektiv und hat das Potenzial, als Basis zur Entwicklung einer Methode zur Einstufung der Sicherheit des Straßennetzes (NSM – Network Safety Management) zu dienen.