Hans Braun

Schnelles Netz für Touristen, die Bürger müssen warten

"Am Millstättersee entsteht das erste Glasfaserclusterprojekt Kärntens. Sechs Tourismusbetriebe werden an das bereits bestehende Netz angeschlossen. Für die Hotel- und Badegäste bedeutet das ab Sommer schnellere Internetverbindungen. Anschlüsse für Privathaushalte seien zwar geplant, wann in diesem Bereich mit der Umsetzung begonnen wird, sei derzeit aber noch nicht absehbar." Diese Meldung erschien am 16. Mai auf ORF-Online und sie trifft den Nagel auf den Kopf.

Wo immer sich mit einer Investition eine schnelle Rendite machen lässt, werden zukunftsweisende Projekte schnell umgesetzt. Das gilt besonders beim Breitbandausbau. Der viel nachhaltigere Zugang, nämlich auch die Menschen vor Ort anzubinden, spielt da keine Rolle.

Natürlich kostet der Ausbau viel Geld. Und bindet man die Menschen an und macht man die Zugänge leistbar, dann ermöglicht man den unbeschränkten Zugang zu Wissen und neuen Technologien. Man legt damit die Grundlage für eine Gesellschaft, die fit für die Zukunft ist. Aber das dauert – und die Rendite kommt erst viel später, das ist auch klar.

Die Anbieter reden sich dann gerne darauf aus, dass „von der Bevölkerung keine Nachfrage an den Angeboten komme". Wenn man sich ansieht, wie die Nachfrage angekurbelt werden soll, wundert mich das nicht. Mich hat beispielsweise ein Call-Center ein paarmal angerufen und mir vorgeschwärmt, dass ich eine doppelt so schnelle Anbindung haben könnte. Sogar die Umstellung würde für mich als langjährigen Kunden gratis sein. Meine monatlichen Kosten würden nur um 20 Euro steigen. Ich müsste nur am Telefon eine Zusage geben, alles andere würde gemacht. Als ich angemerkt habe, dass ich gerne ein schriftliches Angebot hätte, weil ich solche Entscheidungen nicht zwischen Tür und Angel treffen will, wurde mir mitgeteilt, dass das leider nicht möglich sei. Schon sonderbar, diese Vorgangsweise ...

Es wird wohl doch besser sein, der Staat versteht den Breitbandausbau als „Daseinsvorsorge für die Bürger" und übernimmt den Ausbau wieder selbst.