Privatinitiative will Nahversorger retten
Die Initiative „Pro Greißler Würnitz-Lerchenau“ führt seit 2013 immer wieder neue Aktionen durch, wie kürzlich eine Kürbis-Schnitzaktion, um den letzten Nahversorger in Würnitz im Weinviertel zu unterstützen.
„Unsere erste Aktion hat ungefähr ein Jahr gewirkt, seither aber muss der Nahversorger immer wieder Umsatzeinbrüche hinnehmen, weil die Leute glauben, wir machen das nur für den Kaufmann und nicht auch für die Dorfbewohner“, erklärt Luise Kasess, Sprecherin der Initiative, gegenüber dem NÖ Wirtschaftspressedienst.
Der Kaufmann Christian Meister hat das traditionelle Lebensmittelgeschäft in Würnitz 2009 übernommen. Trotz vollem Sortiment wird es für ihn immer schwieriger, die Umsätze zu halten oder gar zu steigern. „Wir haben leider zu wenig junge Leute im Ort und keinen Durchzugsverkehr. Daher kann ich zwar gerade noch kostendeckend arbeiten, aber nichts investieren“, stellt Meister fest. Nur zu Beginn hat er eine Förderung bekommen, will sich aber wieder darum bemühen.
Unterstützung für Gemeinden
Förderungen vergibt die Niederösterreichischen Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Einkaufens in Orts- und Stadtzentren (NAFES). Unterstützt werden jedoch in erster Linie die Gemeinden. So erhielt zum Beispiel Stockerau eine Förderung für das Stadtmarketing. Das Land Niederösterreich hingegen vergibt für den Händler eine direkte Nahversorger-Förderung in der Höhe von maximal 30.000 Euro für den Händler.
Würnitz bildet mit Lerchenau eine Katastralgemeinde der Marktgemeinde Harmannsdorf und hat mit den Besitzern einer Zweitwohnung rund 1.200 Einwohner. Die nächsten Nahversorger sind drei bis neun Kilometer entfernt und zu Fuß nur schwer erreichbar. „Jedem von uns kann es passieren, dass er durch Krankheit, Alter oder Behinderung nicht in der Lage ist, auswärts einzukaufen“, sagt Kasess. Wenigstens einen Teil der Einkäufe sollte man aber regelmäßig im Ort erledigen, „um auch in Zukunft noch einen Nahversorger zu haben.“
Immer weniger Greißler
Wie Franz Rauchenberger, Geschäftsführer des Landesgremiums Lebensmittelhandel in der NÖ Wirtschaftskammer, dem NÖ Wirtschaftspressedienst mitteilt, steigt die Zahl der niederösterreichischen Gemeinden, die keinen Nahversorger mehr haben, ständig an. Bereits 7,7 Prozent der Niederösterreicher wohnen in solchen Gemeinden. Besonders betroffen davon sei die ältere Generation. Während sich die Zahl der nichtversorgten Bewohner zwischen 2004 und 2013 nur um drei Prozent erhöhte, ist die Zahl der älteren Bevölkerung um 23,9 Prozent gestiegen. Gleichzeitig wächst aber auch die Zahl der größeren Gemeinden und der Städte, wo es mehrere gut sortierte Lebensmittelgeschäfte gibt. Ein Beispiel ist der Bezirk Korneuburg mit derzeit 128 Nahversorgern. 2005 sind es 121 und 2010 124 gewesen.