Baustelle zum Straßenbau in Österreich
Die Bautätigkeit muss lärm- und staubarm erfolgen.
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Nachhaltigkeitsanforderungen für den Straßenbau

23. März 2019
Der verstärkte Einsatz von Recyclingmaterialien steht im Mittelpunkt des Aktionsplans für eine nachhaltige, öffentliche Beschaffung (naBe), der derzeit überarbeitet wird.

Auf Wunsch der österreichischen Bundesregierung[1] werden derzeit unter Federführung des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus die Nachhaltigkeitskriterien[2] des Aktionsplans für eine nachhaltige, öffentliche Beschaffung (naBe) überarbeitet.

Der naBe enthält Kriterien für 16 Produktgruppen, unter anderen auch für Hoch- und Tiefbau. Diese wurden im Herbst 2018 unter Einbindung von Expertinnen und Experten aus Bund , Ländern und der Wirtschaft überarbeitet und werden aktuell bis Ende des ersten Quartals 2019 nach Abschluss eines Stellungnahmeverfahrens optimiert. Anschließend wird erwartet, dass der Ministerrat die aktualisierten Kriterien als verbindliche Vorgabe für die Beschaffungsvorgänge der Bundesbehörden beschließen wird.

Verstärkter Einsatz von Recyclingmaterialien

Die Anforderungen für den Tiefbau zielen im Wesentlichen auf den zukünftig verstärkten Einsatz von Recyclingmaterialien ab. Ein Vorbild für die hier tätigen Auftraggeber könnte die mythologische Gestalt des Sisyphos sein – nicht wegen der Aussichtslosigkeit seiner Handlungen, sondern wegen seiner Bereitschaft, den gleichen Felsbrocken immer wieder zu verwenden.

Nachhaltigkeitsanforderungen

Die drei wichtigsten Nachhaltigkeitsanforderungen der naBe-Kriterien für den Tiefbau lauten:

  1. Auftraggeber müssen in der Planungsphase des Bauprojekts ein Materialkonzept erarbeiten (lassen), das Auskunft über Art und Qualität der anfallenden Materialien, den internen Massenbedarf sowie Einsatzmöglichkeiten von Recyclingbaustoffen gibt. Das Materialkonzept ist bei der Ausschreibung der Bauleistungen zu berücksichtigen.
  2. Bituminös gebundene Deck- und Tragschichten müssen zu mind. 10 % aus Recyclingasphalt bestehen und
  3. die Bautätigkeit muss lärm- und staubarm erfolgen.

Aufkommen an Bau- und Abbruchabfällen steigt

Abschließend noch ein kurzer Blick auf die wesentlichen Entwicklungen bei den mineralischen Massen, die in Österreich im Hoch- und Tiefbau[3] bewegt werden: denn in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten wurde viel gebaut. Im Jahr 2015 lag der Einsatz an nichtmetallischen Mineralien für Bauzwecke (Primärmaterial) bei 80 Millionen Tonnen[4].

Umgelegt auf die Bevölkerungszahl und die Tage eines Jahres sind das 26 Kilo pro Person und Tag. Die Masse der anfallenden Bau- und Abbruch­abfälle ist im Vergleich zu dem verwendeten Primärmaterial eher gering. Sie betrug 10 Millionen Tonnen im Jahr 2016[5], also knapp 13 Prozent. Mit den immer gleichen Felsbrocken können die österreichischen Bauprojekte derzeit noch nicht ihr Auslangen finden.

Das Aufkommen an Bau- und Abbruchabfällen jedoch steigt, der Anstieg betrug zwischen den Jahren 2009 und 2016 rund 52 Prozent. Hier setzen die oben dargestellten Nachhaltigkeitsanforderungen an. Mit der Recycling-Baustoffverordnung 2015 wurde die Herstellung von hochqualitativen Recycling-Baustoffen gänzlich neu geregelt, Recycling-Baustoffe der besten Qualität gelten bei Inverkehrbringen nicht mehr als Abfälle (Produktstatus).

In einem nächsten Schritt geht es nun darum, durch die Anwendung der naBe Tiefbaukriterien via recyclinggerechter Ausschreibungen die mineralischen Recycling-Baustoffe verstärkt in den Materialkreislauf – sprich zur Herstellung von Asphaltmischgut, Beton bzw. als Tragschichten etc. – einzubringen

[1] Siehe Protokoll der Sitzung des Ministerrats am 10. Oktober 2018.

[2] Dies geschieht im Zuge der Aktualisierung des Österreichischen Aktionsplans für nachhaltige öffentliche Beschaffung (naBe) aus dem Jahr 2010 (siehe www.nachhaltigebeschaffung.at).

[3] Es wird geschätzt, dass 40-50% der Massen dem Tiefbau und 50-60% dem Hochbau zuzurechnen sind.

[4] „Umweltgesamtrechnungen, Modul Materialflussrechnung (Zeitreihe 2000-2015)“, Statistik Austria, 2017, S. 34

[5] „Die Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft in Österreich, Statusbericht 2018“, BMNT, April 2018, S. 48