Bürgermeister Ziniel
Daniel Ziniel: „Ich bin mit sieben Jahren an Leukämie erkrankt und habe so früh Selbstständigkeit erlernt.“

Mit Lebensqualität gegen Abwanderung

Nur fünf Tage Differenz trennen den 24-jährigen Daniel Ziniel vom Titel „Jüngster Bürgermeister Österreichs“. Seit Jahresbeginn lenkt der Sozialversicherungsangestellte die Geschicke der von Abwanderung betroffenen Gemeinde Badersdorf im Südburgenland.

Herr Bürgermeister, Sie waren bei Amtsantritt erst 23 Jahre alt. Ist es schwierig sich damit Gehör und Respekt zu verschaffen?



Es ist wichtig das, was man sagt und tut, mit Argumenten zu festigen und dahinter zu stehen. Da spielt das Alter eigentlich weniger eine Rolle. Es kommt natürlich auch immer auf das Gegenüber an, bei älteren Leuten auf ihre Einstellung und ob sie auch Meinungen von jüngeren Leuten akzeptieren. In der Gemeinde haben wir dahingehend eine recht große Akzeptanz.



Worin besteht der Vorteil so jung zu sein?



Der Vorteil als Junger, aber auch als Quereinsteiger ist, dass man unvoreingenommen an das Ganze herangeht und Dinge oft von außen mit einem gesunden Hausverstand betrachtet und keinen Tunnelblick hat. Da steckt noch eine Menge Motivation und Energie dahinter, Dinge bewegen und vielleicht auch etwas Neues ausprobieren zu wollen.



Wie schaut der Alltag bei Ihnen aus?



Im Südburgenland als eine der infrastrukturmäßig und wirtschaftlich schwächsten Regionen in ganz Österreich ist es leider schwierig, einen vernünftigen Arbeitsplatz zu bekommen. Ich arbeite bei der Sozialversicherung der Bauern und pendle täglich nach Eisenstadt. Da geht es mir ähnlich wie vielen meiner Bürgerinnen und Bürger und ich kann mich in deren Situation sehr gut hineinversetzen.

Montag vormittags habe ich meine Sprechstunden bis 10 Uhr, dann fahre ich nach Eisenstadt. An allen anderen Wochentagen pendle ich schon früh morgens nach Eisenstadt und komme erst um zirka halb sechs nachhause. Freitags bin ich schon zwischen drei und vier Uhr wieder im Ort. Unter der Woche ist das ein ziemlich dichtes Programm.



Was war die prägendste Erfahrung in Ihrem bisherigen Leben?



Ich bin mit sieben Jahren an Leukämie erkrankt und habe so früh Selbstständigkeit erlernt. Dadurch wurde ich sicherlich für das Leben geprägt. Heute bin ich dankbar dafür. Gottseidank ist alles ausgeheilt und ich bin so gesund wie jeder andere.



Haben Sie Ideen wie man der Abwanderung entgegenwirken kann?



Wichtig ist, dass man den Lebensraum in der Gemeinde so gestaltet, dass er praktisch unverzichtbar wird. Die Leute sollen sagen: „Ich bin zwar in Wien, Graz oder Eisenstadt berufstätig, aber ich komme trotzdem gerne nachhause, weil hier die Lebensqualität einfach stimmt.“ Hier wird man so wahrgenommen, wie man ist. Das ist etwas, das einem die Anonymität der Stadt niemals geben kann.



Der Schwerpunkt liegt also auf der Lebensqualität der Freizeit?



Genau. Ich als kleiner Bürgermeister werde jetzt nicht eine Unsumme an Arbeitsplätzen schaffen können, aber ich kann die Gemeinde so gestalten, dass sie liebenswert und lebenswert ist und weiterhin bleibt. So, dass die Leute sagen: „Hierher komme ich gerne zurück!“ Ich werde zumindest mein Bestmögliches versuchen.



Sind Gemeindezusammenlegungen bei Ihnen auch ein Thema?



Nein. Im Burgenland ist das kein Thema.

Der Mensch hinter dem Bürgermeister



Zuhause ist für mich ...



... die Stätte, an die man immer wieder gerne zurückkommt.



Ein erfülltes Leben bedeutet für mich ...



Freundschaft und Glück



Mein Lebensmotto:



Stets nach vorne schauen!



Gemeinde ist für mich ...



... der Ort, an dem man sich wohl fühlt und gerne leben möchte.



Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre das ...



Im Alter auf ein erfülltes Leben zurückzublicken, und auf das Geleistete stolz sein zu können.



Wovor haben sie angst?



Dass das Leben einmal nicht mehr so schön wie bereits jetzt ist.



Beschreiben Sie sich mit einem Wort:



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