Bürgermeister Luger
Matthias Luger: „.Ich musste bereits lernen, da ich aus der Privatwirtschaft stamme, dass in Behörden die Uhren etwas anders laufen.“

Kontinuität mit eigenem Profil

Matthias Luger ist Bürgermeister der kleinen, aber selbstbewussten Gemeinde Stallehr in Vorarlberg. Gemeinsam mit dem homogenen Gemeinderat (alle Mitglieder gehören der gleichen Liste an) setzt er stark auf Kooperationen mit Nachbargemeinden, pocht aber auf die Unabhängigkeit seines Heimatortes.

Herr Bürgermeister, wie kamen Sie in die Politik?



Vorab, wir sind eine Kleingemeinde und ich möchte das Wort Politik nicht allzu hoch bewerten. Für mich geht es primär einfach um die Weiterentwicklung und die Mitarbeit in der Gemeinde.



Bereits in meinen jungen Jahren war ich in unseren Vereinen tätig, sei es der Musikverein, die Feuerwehr, oder der Faschingsverein. Teilweise bin ich heute noch aktiv dabei. Ich wollte mich seit Jeher bei der Entwicklung des Dorfes einbringen. Vielleicht ist das auch ein bisschen genetisch bedingt. Mein Vater war 25 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Stallehr. Dadurch, dass ich von klein auf mitbekommen habe, welche Aufgaben auf einen zukommen, habe ich mich schon in den Jahren zuvor in der Gemeindevertretung an der Arbeit beteiligt und schließlich den Entschluss gefasst: Ich möchte mich gerne mit all meiner Kraft und Arbeit der Gemeinde Stallehr widmen, und das Bürgermeisteramt übernehmen.



Wie ist das wenn man in die Fußstapfen des Vaters tritt?



Ich will natürlich den Prozess, den mein Vater während seiner Amtszeit über 25 Jahre begleitet hat, weiterführen. Es sind einige Projekte und Prozesse bereits am Laufen gewesen, die man sowieso weiterführen musste. Kontinuität und Konsistenz sind wichtig. Dennoch möchte ich meine Arbeit derart gestalten und mein Amt auf eine Art und Weise ausfüllen, sodass ich als Bürgermeister Luger Matthias wahrgenommen werde, und nicht bloß als Nachfolger, Thronfolger, oder der Sohn vom Altbürgermeister Luger.



Die Gemeinde Stallehr ist mir rund 290 Einwohnern nicht allzu groß. Kennt da jeder jeden?



Das kann man so sagen, ja. Da ich jeden in der Bevölkerung von klein auf kenne, und sie mich kennen, ist es eine außerordentlich schöne Aufgabe und eine besondere Verantwortung. Allerdings ist es auch nicht immer ganz einfach. Schließlich kann man es nicht immer allen recht machen kann, und wenn man die Leute persönlich kennt, ist es natürlich besonders schwer gegen jemanden zu entscheiden.



Wenn ich eine Entscheidung zu treffen habe, fälle ich diese daher immer unter Berücksichtigung zweier Prämissen. Einerseits muss sie natürlich legal sein, und andererseits muss ich mir damit selbst treu bleiben. Darauf basierend versuche ich sämtliche Entscheidungen zum Wohle der Bevölkerung zu treffen. Das ist nicht immer einfach.



Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?



Ich bin seit 15 Jahren im Nachbarort in einem Fenster- und Fassadenbauunternehmen tätig und habe das große Glück, dass mir mein Arbeitgeber ermöglicht auch untertags Bürgermeistertermine wahrzunehmen. Davon abgesehen, habe ich von Schreibtisch zu Schreibtisch eine Entfernung von nur 300 Meter Luftlinie. Ich versuche natürlich die ganzen Aufgaben in die zeitlichen Randbereiche zu schieben, in meiner Freizeit wahrzunehmen, oder gleiche sie durch Arbeitszeitkompensation wieder aus. Der Zeitaufwand, den ich für das Bürgermeisteramt in der Normarbeitszeit benötige, beläuft sich auf etwa 20 Stunden im Monat, alles andere erledige ich in meiner Freizeit. Das Gros der Repräsentationsaufgaben fällt ohnehin in den Abendbereich.



Stallehr ist eine verhältnismäßig kleine Gemeinde. Ist eine Gemeindezusammenlegung bei ihnen ein Thema?



Nein. Das muss ich ganz klar verneinen. Wenn Projekte anstehen versuchen wir immer viel über Kooperationen umzusetzen. Im Feuerwehrwesen, im Bereich Schule, und auch was das Altstoffsammelzentrum betrifft arbeiten wir eng mit der Ortschaft Bings, die zur Stadt Bludenz gehört, zusammen. Das ist naheliegend, da schon unser gesamtes Vereinswesen über die Gemeindegrenzen hinweg geht, und eine lange Tradition hat. Da werden Kooperationen mitunter seit vielen Jahrzehnten hinweg gelebt. Diese Art Synergien zu nutzen halte ich für vernünftig, die Gemeindezusammenlegungen sehe ich hingegen sehr kritisch.



In Stallehr gibt es nicht die übliche Parteienlandschaft. Sämtliche Gemeinderatsmitglieder gehören der gleichen Liste an.  



Die Arbeit in der Gemeindevertretung ist bei uns eine verhältnismäßig einfache, weil das ganze "Parteigeplänkel" wegfällt. Wir können uns ganz auf sachorientierte Arbeit konzentrieren und werden nicht durch irgendwelche Klubzwänge in eine Richtung dirigiert. Darüber bin ich sehr froh. Wir können Entscheidungen mit Hausverstand und Sachorientierung treffen.



Welche Schwerpunkte sind ihnen ein persönliches Anliegen?



In der laufenden Legislaturperiode haben wir einen ganz großen Schwerpunkt auf der Infrastrukturseite: die Neuerrichtung des Trinkwasserbrunnens inklusive der Erneuerung eines Großteils des Rohrleitungsnetzes. Dieses Vorhaben kommt jetzt in die heiße Phase. Im Bereich der baulichen Maßnahmen wollen wir darüber hinaus eine Photovoltaikanlage auf dem Davennasaal, unserem Gemeindesaal, verwirklichen. Diesbezüglich sind in Nachbargemeinden schon tolle Projekte umgesetzt worden und in diese Richtung möchten auch wir uns orientieren. Ein weiterer großer Schwerpunkt ist das Thema Kinder- und SchülerInnenbetreuung – insbesondere die Mittagsbetreuung und Ganztagsbetreuung, bzw. die Ganztagsschule.



Was war ihre bisher prägendste Erfahrung als Bürgermeister?



Ich bin noch nicht lange Bürgermeister. Ich musste allerdings bereits lernen, da ich aus der Privatwirtschaft stamme, dass in Behörden die Uhren etwas anders laufen. In Erinnerung bleibt mir sicherlich der wahnsinnig tolle Zuspruch und die Unterstützung aus der Bevölkerung für meine Kandidatur. Auf der privaten Ebene prägt mich natürlich, dass ich im September Vater geworden bin. Auch in dieser Hinsicht laufen jetzt die Uhren ein bisschen anders und wir sind ein wenig fremdbestimmt, denn jemand anderes gibt das Tempo vor.

"Word Rap"



Was ist für sie Zuhause?



meine Familie



Wovor haben sie Angst?



vor Herausforderungen, die ich nicht mehr selbst bewältigen kann.



Wie würden sie sich selbst mit einem Wort beschreiben?



lösungsorientiert



Haben sie ein Lebensmotto?



nein, eigentlich nicht



Das will ich unbedingt noch erleben:



Fernreisen



Wenn ich einen Wunsch frei hätte ...



Gesundheit und eine glückliche Zukunft für meine Familie