Margit Kropik
Margit Kropik: „NEIN, es wird nicht an jeder Ecke ein neuer 5G-Standort gebaut werden!“
© FMK/Leitner

Kommt der 5G-Antennenwald?

Was haben 5G und Fußball hierzulande gemeinsam? Richtig! – Acht Millionen Experten, aber kaum einer versteht wirklich was davon.

Der neue Mobilfunkstandard 5G ist in aller Munde. Das ist einerseits gut, weil die Qualität der Infrastruktur der Nährboden des Wirtschaftsstandorts Österreich ist, und andererseits schlecht, weil viele „Experten“ meinen, darüber reden zu müssen

So hört man – neben ganz offensichtlich Falschem wie beispielsweise den toten Vögeln von Den Haag* – vieles, das auch für Gemeinden beunruhigend klingt. Etwa dass an jeder Ecke eine Sendeanlage gebaut werden muss, damit 5G überhaupt funktioniert. Mehr noch – vor zwei Jahren erregte die RTR mit der Meldung, dass 10.000 neue Antennen notwendig seien, großes Aufsehen. Technisch gesehen stimmt das sogar, nur mit dem kleinen Unterschied, dass in der Öffentlichkeit angenommen wird, mit „Antennen“ seien ganze „Mobilfunkmasten“ gemeint.

Naturgemäß sind nun BürgermeisterInnen wegen der scheinbar zu erwartenden Flut an Bauverfahren wenig erfreut.

Es sind bereits genügend Antennen vorhanden

Dazu eine klare Antwort: NEIN, es wird nicht an jeder Ecke ein neuer 5G-Standort gebaut werden! Das wäre auch gar nicht notwendig, weil wir in Österreich schon heute über ein sehr gut funktionierendes Standorte-Netz verfügen.  Der Großteil der bestehenden Standorte wird in den nächsten Monaten und Jahren mit 5G-Antennen bestückt. Nur in wenigen Ausnahmen, wo beispielsweise aus statischen oder anderen Gründen dies nicht möglich ist, müssen neue Standorte errichtet werden.

Woher aber kommt diese Zahl? 5G kommt, so wie übrigens in dicht besiedelten Gebieten auch schon  4G, nicht ohne „Füllsender“ aus. Das sind so genannte Small-Cells in der Größe eines Schuhkartons, die dort zum Einsatz kommen, wo Makro-Mobilfunkstationen nicht ausreichen, um den Kundenbedarf abzudecken. Das können Tiefgaragen, Fußgängerzonen, Einkaufszentren genauso wie Verkehrsknotenpunkte sein. Die Small Cells werden also dort errichtet, wo der Bedarf es verlangt und damit die etwa 18.000 Makro-Mobilfunksender in Österreich „unterstützen“.

Übrigens: Wer erinnert sich noch an die ersten tragbaren Koffergeräte im C-Netz Ende der 1980er? Eine 5G-Small-Cell hat eine Sendeleistung wie Public-WLAN, was deutlich weniger ist als die Sendeleistung des guten alten C-Netz-Telefons damals. Es muss sich also auch niemand Sorgen wegen der Emissionen machen. 

* Anfang des Jahres schockierte eine Horrormeldung die Internet-Community: in Den Haag sollen 300 Vögel wegen 5G-Tests tot vom Himmel gefallen sein.  Die Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer, unseriöse Medien berichteten ohne Hintergrundrecherche. Aber: zu diesem Zeitpunkt gab es weder 5G-Antennen vor Ort noch wurden 5G-Tests gemacht und heute weiß man auch, dass die Vögel am giftigen Sekret von frisch geschnittenen Eiben-Ästen starben.