Harald Pitters
Harald Pitters bei seinem Workshop: 91 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Lebensqualität in ihren Gemeinden in den letzten zehn Jahren verbessert habe – trotz multipler Krisenjahre.
© Jürg Christandl

Investitionsbereitschaft trotz Gegenwind

Der aktuelle Gemeindeinvestitionsbericht zeigt: Österreichs Kommunen investieren weiterhin beachtlich, trotz angespannter Finanzlage und wachsender Herausforderungen. Harald Pitters präsentierte auf dem Kommunalwirtschaftsforum in Saalfelden die Ergebnisse der repräsentativen Erhebung und warf einen differenzierten Blick auf Trends, Herausforderungen und Potenziale.

Zum bereits 14. Mal stellte Harald Pitters von Pitters TRENDEXPERT den „Gemeindeinvestitionsbericht“ vor – ein umfassendes Stimmungsbild der österreichischen Kommunen, basierend auf über 300 Interviews mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Amtsleiterinnen und Amtsleitern und weiteren kommunalen Entscheidungsträgern. Die Stichprobe deckt rund 15 Prozent aller Gemeinden ab und ist repräsentativ für die gesamte Kommunallandschaft.

Besonders bemerkenswert: 91 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Lebensqualität in ihren Gemeinden in den letzten zehn Jahren verbessert habe – trotz multipler Krisenjahre.

Finanzielle Lage bleibt angespannt

Weniger optimistisch fällt der Blick auf die finanzielle Situation der Gemeinden aus. Nur 17 Prozent bewerten ihre Lage als gut oder sehr gut, fast die Hälfte spricht hingegen von einer eher schlechten Situation. Die Aussichten auf Besserung sind trübe. 83 Prozent der Befragten rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der finanziellen Lage in den kommenden Jahren. Die Ursachen dafür sind vielfältig, reichen von allgemeinen Teuerungen bis hin zu gestiegenen Anforderungen im Bereich der Verwaltung und Infrastruktur.

Investitionen bleiben stabil – mit leichten Einbrüchen

Trotz der pessimistischen Einschätzungen investieren Gemeinden weiter. Für das Jahr 2025 sind Investitionen in Höhe von rund 5,1 Milliarden Euro geplant. Zwar liegt diese Summe im Schnitt der letzten fünf Jahre, zeigt jedoch im Vergleich zu den besonders investitionsstarken Jahren 2022 bis 2024 einen leichten Rückgang. Auffällig: Vor allem in den Bereichen Bildung und Straßenbau wurden Investitionspläne reduziert. Die größten Finanzierungsquellen bleiben Landes- und Bundesförderungen sowie Eigenmittel. Private Investoren spielen mit lediglich fünf Prozent eine untergeordnete Rolle – auch aufgrund offener rechtlicher Fragen und Informationsdefiziten bei Public-Private-Partnerships.

Elektromobilität im Aufwind

Ein Themenschwerpunkt der diesjährigen Erhebung war die Elektromobilität. Zwei Drittel der Gemeinden verfügen über eigene Energieressourcen zur Nutzung von E-Mobilität, über die Hälfte baut Ladeinfrastruktur weiter aus. Besonders wichtig ist den Kommunen dabei die lokale Wertschöpfung – vom Auto bis zur Finanzierung sollen möglichst regionale Anbieter zum Zug kommen.

Digitalisierung: Zwischen Tradition und Innovation

Während sich Gemeinden bei Finanzdienstleistungen äußerst konservativ zeigen – Bargeld und lokale Banken genießen höchste Priorität – wird das Thema künstliche Intelligenz zunehmend als Chance erkannt. 30 Prozent der Gemeinden geben an, bereits KI-Lösungen im Einsatz zu haben, 92 Prozent fordern gleichzeitig einen verantwortungsvollen Umgang damit. Die große Herausforderung: Wissen, Schulung und Begleitung im Umgang mit neuen Technologien.

Transparenz im Wandel

Mit dem Inkrafttreten des Informationsfreiheitsgesetzes ab September 2025 steht den Gemeinden eine neue Herausforderung bevor. Während die Idee begrüßt wird, sieht man in der Praxis vor allem zusätzlichen Verwaltungsaufwand – besonders für kleinere Gemeinden. Dennoch überwiegt bei vielen die Bereitschaft, diesen Wandel aktiv mitzugestalten.

Fazit: Gemeinden bleiben Motor des Zusammenhalts

Trotz multipler Krisen, angespannten Budgets und wachsender Anforderungen zeigen sich Österreichs Gemeinden resilient, pragmatisch und lösungsorientiert. Harald Pitters betonte abschließend die hohe Qualität der Datenbasis und rief dazu auf, diese als Grundlage für gezielte Investitionen und nachhaltige Entscheidungen zu nutzen. Und er erinnerte daran: Der Erfolg kommunaler Entwicklung liegt nicht allein im Konzept, sondern im Tun.

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