Glas wird mit Wasser aus der Leitung befüllt
Österreich ist in der glücklichen Lage, den Trinkwasserbedarf zu 100 Prozent aus Grund- und Quellwasser decken zu können.
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Wie die Wasserversorgung gesichert werden kann

Ohne Wasser gibt es kein Leben. In Österreich kann das kostbare Nass bedenkenlos und in hervorragender Qualität jederzeit aus dem Wasserhahn getrunken werden. Der Klimawandel stellt die Wasserversorgung aber vor große Herausforderungen.

Auf der Erde gibt es rund 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser. Über 97 Prozent davon sind Salzwasser. Nur 35 Millionen Kubikkilometer sind trinkbar und damit für Pflanzen, Tiere und Menschen genießbar. Diese Menge an kostbarem Nass bleibt immer gleich und wird im ewigen Kreislauf von Regen und Verdunstung ständig wiederverwertet. Tendenziell wird das verfügbare Wasser eher weniger – nämlich dann, wenn es so stark verschmutzt wird, dass es sich nicht mehr reinigen lässt.

Würde man das ganze vorhandene Trinkwasser gleichmäßig verteilen, würde es die Erde mit einer rund 68 Meter hohen Wasserschicht bedecken. Doch von diesen 68 Metern steht nur ein kleiner Teil wirklich zur Verfügung. Mehr als zwei Drittel des Süßwassers liegen im – zumindest bisher – „ewigen“ Eis der Polarkappen und Gletscher.

Inwieweit der Treibhauseffekt diesen Speicher schon angetaut hat, ist unklar, aber die Abbrüche riesiger Eisberge von den Gletschern der Antarktis haben sich in den letzten Jahren vermehrt.

Es gab übrigens durchaus schon Überlegungen, Eisberge zum Beispiel nach Arabien zu schleppen, um sie zur Trinkwasserversorgung zu nutzen.

Industrie ist größter Wasserverbraucher

In Österreich werden laut Statistik des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus fast 2,5 Kubikkilometer Wasser verbraucht. Das sind nur drei Prozent der verfügbaren Menge. Zum Vergleich: In Belgien werden bereits 30 Prozent des vorhandenen Wassers verbraucht.

Von den 2,5 Kubikkilometer werden ca. zwei Drittel in Gewerbe und Industrie verwendet. Ein knappes Drittel geht in die Haushalte. In der Landwirtschaft werden lediglich knapp 7 Prozent verbraucht.

Der durchschnittliche Verbrauch (ohne Einbeziehung von Gewerbe, Industrie oder Großverbrauchern) liegt bei etwa 130 Litern pro Tag und Person. Das bedeutet, dass ein Vierpersonenhaushalt ca. 190 Kubikmeter Wasser pro Jahr verbraucht.

Wassernutzung

In Österreich wird nur Grundwasser getrunken

Österreich ist, im Gegensatz zu anderen Ländern, in der glücklichen Lage, seinen Trinkwasserbedarf zu 100 Prozent aus Grund- und Quellwasser decken zu können. Dieses ist, aufgrund der Tatsache, dass es sich eben im Untergrund befindet, deutlich besser geschützt als Oberflächenwasser und damit wesentlich sauberer.

Trinkwasser kommt in Österreich aus Quellen

Mehr als ein Viertel des Wassers kann laut Österreichischer Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) ohne jegliche Behandlung sofort getrunken werden. Zwei Drittel müssen lediglich desinfiziert werden, nur ein geringer Anteil des Wassers muss stärker behandelt werden, bevor es genießbar ist.

Zahlreiche Versorgungsunternehmen

Die Trinkwasserversorgung ist hierzulande sehr kleinteilig strukturiert. Etwa 5.500 Wasserversorger (kommunale Anlagen, Wasserverbände, Genossenschaften) liefern das kostbare Nass an die Haushalte.

90 Prozent der Bevölkerung werden durch zentrale Wasserversorgungsanlagen bedient; das Leitungsnetz ist 78.000 Kilometer lang. Die restlichen zehn Prozent der Bevölkerung beziehen ihr Trinkwasser über eigene Hausbrunnen und Quellen. Dieser Bereich liegt nicht in der öffentlichen Verantwortung. Die Besitzer sollten selbst regelmäßige Kontrollen zur Qualität des Wassers und zum Bauzustand des Brunnens etc. durchführen.

Wasserreserven

Klimawandel wirkt sich auf die Wasserversorgung aus

So gut die Wasserversorgung in Österreich bisher funktioniert hat: in Zukunft könnte es auch hierzulande, vor allem im Sommer, eng werden. Alle aktuellen Untersuchungen betreffend die Klimaänderungen sagen einen weiteren wesentlichen Temperaturanstieg in den nächsten Jahrzehnten voraus.

„Das hat Auswirkungen auf das Verbrauchsverhalten der Konsumenten“, stellt Roman Neunteufel von der Universität für Bodenkultur fest. Die Verbrauchsspitzen seien eindeutig temperaturabhängig und auf intensive Gartenbewässerung sowie auf eine zunehmende Zahl privater Swimmingpools zurückzuführen.

Andererseits kann sich durch den Klimawandel auch die zeitliche und örtliche Verteilung des Niederschlages ändern. „Dies hat dann Einfluss auf die Neubildung von Grundwasser. Gerade für die niederschlagsarmen Regionen im Osten Österreichs können dadurch auch Rückgänge der Grundwasserstände eintreten“, warnt Neunteufel.

Auswirkungen auf die Wasserqualität

Die Trockenperioden wirken sich nicht nur auf die Quantität des zur Verfügung stehenden Wassers, sondern auch auf die Qualität aus, denn aufgrund von Verdünnungseffekten kann es etwa zu steigender Nitratbelastung kommen.

Wenn es dann doch regnet, dann ordentlich. Starkregen können vom Boden nicht aufgenommen werden, sodass das Wasser auf der Oberfläche abläuft. Das kann zu Überschwemmungen führen.

Echte Versorgungseinschränkungen gab es bisher nur in den Jahren 2003 und 2015, nicht aber im vermeintlichen Rekordsommer 2018. „Das zeigt, dass Anpassungsmaßnahmen wirksam waren“, so der Experte.

Beim durchschnittlichen Wasserverbrauch pro Person ist jetzt wahrscheinlich die Talsohle erreicht. Es ist eher damit zu rechnen, dass der Verbrauch steigen wird, meint Neunteufel.

Wassermengen

Wasserverschwendung für Swimmingpools

Steigen wird vor allem der Verbrauch zur Bewässerung von Feldern und zur Befüllung von Swimmingpools.

Das zeigt sich bereits jetzt: In Siedlungen mit Einfamilienhäusern, von denen fast jedes einen Swimmingpool hat, steigt der Wasserverbrauch enorm an.

Karl Bader, Bürgermeister der Voralpengemeinde Rohrbach an der Gölsen, appelliert daher vor dem Einlassen von Swimmingpools mit der Gemeinde Kontakt aufzunehmen, damit diese den Wasserverbrauch koordinieren kann. „Wir haben sonst regelmäßig das Problem, dass alle Gartenbesitzer am ersten schönen Wochenende im Mai ihre Pools befüllen. Da kann das Wasser knapp werden“, sagt Bader.

Wasserversorgungsunternehmen in manchen Regionen Österreichs haben schon damit begonnen, „Time slots“, eben etwa für das Befüllen von Pools, zu erteilen, um eine gleichmäßige Verteilung des Verbrauchs zu erreichen.

Wassersparappelle haben oft den gegenteiligen Effekt

Franz Dinhobl, Chef von EVN Wasser, der Wasserversorgungssparte des niederösterreichischen Landesenergieversorgers, und ÖVGW-Präsident, hält nicht viel davon, während Trockenperioden die Bevölkerung zum Wassersparen aufzurufen. „Das hat oft den gegenteiligen Effekt, weil die Menschen dann beginnen Wasser zu hamstern und vorsorglich ihre Badewannen befüllen“, stellt er fest.

Dinhobl meint aber, dass sich Wasserversorgungsunternehmen stärker vernetzen müssen, um Spitzenverbräuche auszugleichen. In Niederösterreich werde beispielsweise schon jetzt Wasser aus dem Kremser Gebiet in das Waldviertel gepumpt. Und es müsse seitens der Wasserversorger auch kräftig investiert werden, um auch künftige Spitzenperioden abdecken zu können. Dazu gehöre unter anderem, dass zusätzliche Quellen erschlossen und mehr Speicherkapazitäten bereitgestellt werden.

Wie kann sich eine Gemeinde vorbereitet?

„Jede Gemeinde sollte ihre Kennzahlen kennen, etwa die zur Verfügung stehenden Behälterkapazitäten, die Ressourcenkapazitäten oder die Ausfallskapazitäten, also ob es redundante Versorgungsmöglichkeiten gibt, die im Notfall Wasser liefern können“, meint BOKU-Experte Roman Neunteufel. Wichtig ist auch zu wissen, wann es Verbrauchsspitzen gibt. „Wenn diese Zahlen bekannt sind, weiß man, wo man ansetzen muss, um die Wasserversorgung sicher zu stellen“, so Neunteufel.

Auch Innsbruck muss vorsorgen

Selbst in alpinen Regionen kann das Trinkwasser knapp werden. So etwa in der Tiroler Landeshauptstadt.

„Derzeit gibt es für Innsbruck noch genug Trinkwasser“, meinte Robert Gschleiner von den Innsbrucker Kommunalbetrieben kürzlich auf orf.at. Doch eine Bedarfsprognose zeige, dass in den nächsten 50 Jahren zusätzlich 350 Liter pro Sekunde nötig sind, um die Innsbrucker Bevölkerung ausreichend mit Wasser versorgen zu können.

Um in Zukunft keine Wasserknappheit fürchten zu müssen, muss man jetzt handeln. Darum will man jetzt das Stollensystem tief in der Nordkette erweitern und einen 800 Meter langen neuen Stollen graben. Außerdem hat man Liefervereinbarungen mit der Stadtgemeinde Hall abgeschlossen, damit werde gegenseitig die Ersatz- und Notwasserversorgung so gut wie möglich sichergestellt. Hall würde im Notfall an Innsbruck 100 Liter Trinkwasser pro Sekunde liefern, so könne zumindest für einige Zeit die Versorgung sichergestellt werden.

Etappensieg für Düngemittel-Begrenzung

Belastet wird Trinkwasser auch durch Düngemittel. Im April gab die EU-Generalanwaltschaft dem Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland (WLV), der niederösterreichischen Gemeinde Zillingdorf und einem Biobauern aus Lichtenwörth recht, die Düngemittel-Begrenzungen gefordert haben. Der Europäische Gerichtshof muss der Ansicht der Generalanwaltschaft zwar nicht folgen, trotzdem gilt die Entscheidung als Etappensieg für die Kläger. Ein Urteil wird demnächst erwartet.

Förderung der Siedlungswasserwirtschaft

Um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen und eine geordnete Abwasserentsorgung zu gewährleisten fördert das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus die Errichtung und Sanierung der erforderlichen Infrastruktur.

In Umsetzung des Finanzausgleichs stehen bis 2021 jährlich 80 Millionen Euro zur Förderung der Siedlungswasserwirtschaft zur Verfügung.

Der Schwerpunkt der Förderungstätigkeit, der in den letzten Jahrzehnten im Bereich der Ersterrichtung der erforderlichen Infrastruktur lag, hat sich in Richtung Werterhalt und Sanierung verschoben.

Mit den 2016 in Kraft getretenen und 2018 an die Datenschutzgrundverordnung angepassten Förderungsrichtlinien für die kommunale Siedlungswasserwirtschaft wurde ein verstärkter Fokus auf die Effizienz und Treffsicherheit der eingesetzten Förderungsmittel gesetzt.

Ein besonderes Augenmerk wird der Kenntnis über den Anlagenzustand geschenkt. Neben der generellen Förderung von Leitungsinformationssystemen ist bei der Förderung von Sanierungsmaßnahmen eine zusammenfassende Darstellung der in den nächsten Jahren geplanten Maßnahmen zur Reinvestition für die gesamte Anlage unter Verwendung der Informationen aus dem digitalen Leitungsinformationssystems (Reinvestitionsplan) vorzulegen.

Bei der Förderungsintensität wird sowohl in der Trinkwasserversorgung als auch in der Abwasserentsorgung zwischen einer Basisförderung und einer Spitzenförderung unterschieden.