fahrerloser Elektrobus in Aspern
Bis die fahrerlosen Busse serienreif sind, wird es noch dauern. Dann können sie aber unsere Mobilität verändern.
© APA Fotoservice, Tesarek

Unterwegs mit dem fahrerlosen E-Bus

Kennen Sie den Song „Schaffnerlos“ von Wolfgang Ambros? Die Zeit dieser Ikone des Austropop ist zwar schon ein paar Jahre vorbei, aber einige seiner Lieder sind immer noch aktuell – wie zum Beispiel „Schifoan“. Aber vor allem an „Schaffnerlos“ fühlt man sich erinnert, wenn man im quasi autonom fahrenden Bus der Wiener Linien Platz genommen hat. Da gibt es nämlich weder Schaffer noch Fahrer mehr. Der Bus findet seinen Weg von selbst.

Zusätzlich zum herkömmlichen Linienbetrieb haben Anfang Juni zwei fahrerlose E-Busse den Testbetrieb in der Seestaft aufgenommen. Und da es ein Testbetrieb ist, ist auch gar keine Fahrkarte nötig.

Jeder der zwei Busse bietet Sitzplätze für bis zu zehn Fahrgäste. Ein Kinderwagen kann ebenso befördert werden. Der Transport von Rollstuhlfahrern ist nicht erlaubt, einerseits weil die Fahrgäste sitzen müssen. „Andererseits hat ein Behindertenverband“, so Georg Brenner von den Wiener Linien, „unsere Rampen als ‚nicht stabil genug‘ qualifiziert.“

Mit unerwarteten Hindernissen gibt es Probleme

Die Geschwindigkeit der Busse beträgt maximal 20 km/h, möglich wären aber bis zu 45 km/h. Bei einer Fahrstrecke von zwei Kilometern gibt es rund um die U2-Station Seestadt zehn Haltestellen. Was bei der Strecke in der Seestadt eine Fahrtzeit von rund 20 Minuten bedeutet. Immer vorausgesetzt, es gibt keine unerwarteten Hindernisse – und gerade daran hat es bei dieser Fahrt (weil hier alles noch Baustelle ist) nicht gemangelt.

fahrerloser Bus in der Seestadt
Und darum muss der Operator an Bord sein: Das Hindernis – der eigenwillig geparkte Lieferwagen – muss manuell umfahren werden, da die Busse nur minimal von der einprogrammierten Strecke abweichen können und sonst stehen bleiben würden.

Noch ein langer Weg bis zur Serienreife

Diesen Satz hat man öfter gehört. Was auch kein Wunder ist. Die Busse fahren im Endeffekt gar nicht autonom, sie haben die Streckenführung „gelernt“. Was bedeutet, sie wurden einprogrammiert und dann mit Kamerafahrten „gelernt“. Alles, was nicht zur Strecke gehört, ist ein Hindernis und geht entweder weg (Passanten) oder blockiert den Weg (Falschparker). Dann bleibt der Bus einfach stehen. Darum ist auch ein Operator an Bord, der mit Hilfe eines Controllers wie bei Videospielen das Hindernis umfährt.

Noch eine Kinderkrankheit: Wenn unvermutet etwas Unerwartetes in den Sensorbereich kommt, bremst der Bus dermaßen scharf, dass alles, was nicht angeschraubt ist, abhebt. Muss so sein, denn es könnte auch ein Kind sein, das zwischen geparkten Autos hervorläuft, aber unaufmerksame Menschen haben damit auch ein Problem, wenn die G-Kräfte zu wirken beginnen.

Bei Schnee oder Regen geht gar nichts

Zudem ist es noch ein Schönwetter-Betrieb. Die Busse fahren bei starkem Regen, Schneefall oder dichtem Nebel nicht, weil die Sensoren damit noch nicht umgehen können. Hier steht man am Anfang der Entwicklung.

Das Potenzial ist da

Der autonom fahrende e-Bus steht trotz mehrjähriger Entwicklungs- und Projektphase noch immer am Anfang eines Prozesses, der unser Leben bald direkt beeinflussen wird – oder zumindest die Mobilität in Gemeinden beeinflussen wird. Dennoch wird es noch etliche Jahre dauern, bis das System die Massentauglichkeit erreicht. Dann aber werden jene Verkehrsbetriebe, die sich um die Entwicklung bemüht haben, einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil haben.