Die Parteien verlieren die Menschen

Was sich seit einigen Jahren abzeichnet, ist offenbar „ganz oben“ noch immer nicht angekommen: Die Menschen interessieren sich zwar für Politik, aber die Parteien verlieren sie.





Das Thema Asyl ist so eine Sache, bei der sich die Parteien nicht nur nicht mit Ruhm bekleckern, sondern der Politik an sich einen Bärendienst erweisen. Hier wird auf dem Rücken der Menschen ein unwürdiges Hickhack aufgeführt, das den Boden bereitet für Auswüchse der bösesten Art. Und für den schwarzen Peter hat man die Gemeinden, die man vortrefflich für die eigenen Versäumnisse an den Pranger stellen kann. Lösungen werden keine geboten.



Wenn sich eine Partei Abgeordnete einer sich selbst zerbröselnden anderen Partei einverleibt, ist das auch so eine Sache. Denn immerhin gäbe es noch das freie Mandat. Wenn man sich mit dem Chef zerstreitet (der irgendwie völlig abgehoben, um nicht zu sagen realitätsfern agiert), könnte man sein Mandat immer noch ausüben. Es wirft kein besonders gutes Licht auf Menschen, die von einer (im Abstieg begriffenen) Partei zur anderen wechseln, weil sie sich dort die bessere Befriedigung des eigenen Egos erwarten. Aber vielleicht bin ich da altmodisch.



Genauso ist es mit Wahllisten, die erstellt sind und dann bei nächster Gelegenheit über Bord geworfen werden. „Wort halten“ ist nicht so wichtig, wenn es um „die Sache“ geht.



Man kann zwar einwerfen, dass man sich als Mensch und als Wähler auch täuschen kann – und sich nach einer Wahl auf einmal von einer anderen Partei besser repräsentiert fühlt. Aber was soll man aus solchen Beispielen lernen? Dass es o.k. ist, sein Fähnchen in den Wind zu hängen? Soll man glauben, dass sich Leute, die so agieren, wirklich „für die Menschen“ einsetzen?



Das Ende dieses Liedes ist in unzähligen Umfragen und Erhebungen dokumentiert: Die Menschen wenden sich von der Politik ab und haben überhaupt kein Vertrauen mehr in die „hohe Politik“. Die Jungen gehen gleich gar nicht mehr in die Politik – eine besonders fatale Auswirkung für unsere Demokratie.



An solche Auswirkungen denkt „da oben“ aber keiner. Diese Entwicklungen sehen „die da oben“ auch nicht, sie sind ganz wo anders zu spüren, und zwar in den Gemeinden, wo sich die Jungen zuerst engagieren. Wo sie die ersten politischen Schritte machen, wo sie lernen, wie das Zusammenspiel der Kräfte funktioniert. Nicht umsonst ist schon x-mal betont worden, dass die Gemeinden die „Schulen der Demokratie“ sind. Hier geht es um Sachpolitik und darum, den Menschen eine vernünftige Daseinsvorsorge zu bieten, da engagieren sich auch die Jungen. In den Gemeinden werden auch noch Dinge wie Loyalität und Ehrlichkeit hochgehalten. Dass es auch in den Gemeinden um Wahlgewinne geht, versteht sich von selbst. Aber wenn hier was nicht ganz astrein läuft, bekommen die Kommunalpolitiker das sofort und direkt mit.



In der „großen Politik“ schaut’s offenbar aber anders aus. Da geht es nur um den Erhalt ... von was auch immer.