Gertrude Brinek
Gertrude Brinek: "Ich kann die „Zwickmühle“ verstehen, in der sich Bürgermeisterinnen und Bürgermeister befinden."

Bodenverbrauch und Verantwortung

Österreich verbraucht zu viel Boden, doppelt so viel wie Deutschland oder die Schweiz. Täglich werden rund 20 Hektar wertvolle Agrarflächen für Straßen, Siedlungen, Shopping Center und Industriehallen verbaut. Die fortschreitende Verbauung gefährdet die Eigenversorgung mit heimischen Lebensmitteln und berührt auf negative Weise die Qualität des Tourismus und des Klimas.

Die Folgen der zunehmenden Bodenversiegelung sind Überschwemmungen, Vermurungen und Zerstörungen von Wiesen, Feldern, Straßen und Häusern. Sie belasten sowohl die Hauseigentümer als auch die Gemeinden. Von den vielen Beschwerden kann die Volksanwaltschaft ein Lied singen.

Bürgermeister in der Zwickmühle

Um diesem negativen Trend gegenzusteuern, sind Flächenwidmung und Raumordnung besonders gefordert. Den Gemeinden kommt dabei eine Schlüsselposition zu.

Ich kann die „Zwickmühle“ verstehen, in der sich Bürgermeisterinnen und Bürgermeister befinden, wenn sie sich im Wettbewerb um die Errichtung eines neuen Gewerbegebietes mit der Nachbargemeinde sehen, wenn sie von Jungfamilien mit Umwidmungsbitten gestürmt werden, mit dem Anspruch, so wie andere ein neues Haus auf der schönen Wiese der eigenen Familie errichten zu wollen.

Die Lösung liegt in einer gemeinsamen Anstrengung von Ländern und Gemeinden. Es braucht verbindliche Anreizsysteme zur Nutzung leerstehender Gewerbe- und Industrieflächen, eine Widmung, die zum Bauen in die Tiefe und in die Höhe anregt, und den Mut, transparente und nachhaltige – auch überregionale – Entscheidungen zu treffen.