Abschied von Gerald Freihofner

Am Nachmittag des 22. Oktobers erreichte uns die Nachricht, dass Gerald Freihofner nach langer Krankheit verstorben ist. Gerald hätte die 30-Jahr-Feier von KOMMUAL noch miterleben sollen, hat er doch viel für den Aufbau der Redaktion und der Zeitung getan.

Zwischen 1974 und 1990 war er innenpolitischer Ressortleiter in der Chefredaktion der Wochenpresse (1991 in Wirtschaftswoche umbenannt). Seinen Recherchen in unzähligen Titelgeschichten ist die Aufdeckung der Hintergründe im Fall 
Lucona zu verdanken, die den Rücktritt von zwei Ministern zur Folge hatte.

Nach dem WBO-Skandal waren es seine Recherchen, die den KOMMUNAL-Gründer Walter Zimper nach einer Polit- und Medienhatz Anfang der 1980er Jahre vollständig rehabilitierten. Aus der Zeit rührte auch die enge Freundschaft zwischen den beiden verwandten Seelen.

Für mich war Gerald aber mehr als ein großer Journalist und „Freund des Chefs“. Als ich zum Verlag kam – frisch von der Uni und völlig unerfahren – war er es, der mich vertraut machte mit den Feinheiten des Berufs. Bei meinen ersten Geschichten griff er mir, stets hilfreich und fordernd, unter die Arme, half mir bei Recherchen und schulte die Redaktion beispielsweise mit Seminaren über das Leseverhalten. 
Lange Jahre fand er immer wieder Zeit, vor Drucklegung einen ausführlichen Blick auf das Heft zu werfen. Und oft genug hatte er hilfreiche Tipps.

Den älteren Semestern unter den Lesern ist vielleicht noch sein Nachruf auf Walter Zimper in Erinnerung. Ich habe selten etwas Berührenderes gelesen.Und irgendwie beruhigt mich der Gedanke, dass er und Walter Zimper jetzt gemeinsam bei einem Gläschen „Federspiel“ aus der Wachau im Paradies sitzen und philosophieren, streiten und lachen – wie sie es zu Lebzeiten so gerne gemacht haben und wie es Geralds Wunsch war.