Impfung
Der Anstieg der Impfbereitschaft erklärt sich einerseits durch die intensive Medienberichterstattung über die Fortschritte bei der Entwicklung der Impfstoffe, andererseits durch die Beschleunigung der Infektionsdynamik.
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Impfbereitschaft gegen COVID-19 steigt

25. November 2020
Mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung will sich laut einer Umfrage des Gallup-Instituts gegen COVID-19 (Corona) impfen lassen, wenn der Impfstoff sicher und wirksam ist. Bei Skeptikern sind die Gründe für die Ablehnung vielfältig. Es gibt eine breite Zustimmung zur bevorzugten Impfung gefährdeter Bevölkerungsgruppen.

56 Prozent der Österreicher sind aktuell bereit, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen (25 Prozent stimmten voll, 31 Prozent eher zu), vor rund zwei Wochen betrug der Anteil der Impfwilligen nur 46 Prozent.

Die höchste Zustimmung liegt bei den über 50-Jährigen (64 Prozent), Männern (65 Prozent) sowie Personen mit höheren Bildungsabschlüssen (66 Prozent).

„Der Anstieg der Impfbereitschaft erklärt sich einerseits durch die intensive Medienberichterstattung über die Fortschritte bei der Entwicklung der Impfstoffe in den letzten Tagen, andererseits durch die Beschleunigung der Infektionsdynamik. Die Bevölkerung nimmt wahr, dass die Infektionszahlen und die Anzahl der Todesfälle in Österreich trotz des erneuten Lockdown gestiegen sind,“ kommentiert Gallup Institutsleiterin Andrea Fronaschütz.

Hier mehr zur Impfstoffforschung.

Gründe für Impfskepsis

Die Gründe für die Ablehnung der COVID-19-Impfung sind im Wesentlichen

  • Zweifel bezüglich der Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs,
  • das Misstrauen gegenüber den Pharmaunternehmen,
  • die Beeinflussung durch Impfskeptiker sowie
  • die Art der Medienberichterstattung über die Impfung.
  • So haben 87 Prozent der COVID-19-Impfskeptiker Angst vor Nebenwirkungen,
  • 70 Prozent meinen, dass Impfstoffe prinzipiell nur den Pharmaunternehmen dienen, Geld zu verdienen.
  • 69 Prozent zweifeln an der Wirksamkeit eines Impfstoffs,
  • 56 Prozent an der Wirksamkeit von Impfungen allgemein.
  • 49 Prozent gehen davon aus, dass das Virus von selbst verschwinden wird.

Negative Berichterstattung in den Medien geben 32 Prozent der Impfgegner und -skeptiker als Grund für die mangelnde Impfbereitschaft an. 34 Prozent hören auf Empfehlungen der Alternativmedizin, 19 Prozent werden vom eigenen sozialen Umfeld im Sinne der Impfablehnung beeinflusst.

„Will man eine breitere Akzeptanz für die COVID-19-Impfung schaffen, so braucht es faktenbasierte, wissenschaftlich fundierte Informationen über deren Sicherheit und Wirksamkeit von einer neutralen, unabhängigen Quelle. Gleichzeitig müssen diese Inhalte allgemein verständlich und einfach zugänglich sein, um alle Bevölkerungsschichten zu erreichen. Die Zustimmung zur COVID-19-Impfung ist geringer als die Zustimmung zu Impfungen allgemein und lässt sich mit entsprechenden Maßnahmen steigern,“ meint Andrea Fronaschütz vom Gallup-Institut.

Die allgemeine Impfbereitschaft beträgt in Österreich aktuell 70 Prozent. 7 Prozent der Österreicher erklären sich als strikte Impfgegner, in Zusammenhang mit der COVID-19-Impfung steigt der Anteil der expliziten Ablehner auf 18 Prozent.

Mehrheit befürwortet Priorisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen

Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) stimmen der bevorzugten Impfung von bestimmten Bevölkerungsgruppen zu.

„Die Österreicher zeigen sich solidarisch mit jenen, die einem besonderen Risiko ausgesetzt sind: den Beschäftigten im Gesundheitswesen und in der Altenpflege, den älteren Mitbürgern und solchen mit Vorerkrankungen,“ fasst Fronaschütz zusammen.

Andrea Fronaschütz
Gallup-Institutsleiterin Andrea Fronaschütz: „Die Österreicher zeigen sich solidarisch mit jenen, die einem besonderen Risiko ausgesetzt sind: den Beschäftigten im Gesundheitswesen und in der Altenpflege, den älteren Mitbürgern und solchen mit Vorerkrankungen.“

Interessantes Detail: Die Befürworter der Bevorzugung in der Altersgruppe 50+ räumen den Beschäftigten im Gesundheitswesen (89 Prozent) bzw. in der Altenpflege (87 Prozent) eine höhere Impfpriorität als sich selbst ein (69 Prozent) und sind deutlich häufiger als Jüngere für einen bevorzugten Impfzugang für Lehrer und Beschäftigte in Kindergärten.

„Offenbar hat diese Altersgruppe die Sorge um die Zukunft ihrer Enkel im Fokus. Umgekehrt priorisieren die 16-30-Jährigen am deutlichsten die Älteren. Es gibt sozusagen eine gegenseitige Solidarität zwischen diesen beiden Generationen,“ so die Analyse der Meinungsforscherin.

Wichtig ist den Befragten über alle Bevölkerungssegmente hinweg, dass die Impfung auf freiwilliger Basis erfolgt (81 Prozent).

* Bevölkerungsrepräsentative Umfrage des Österreichischen Gallup Instituts (Methode: Computer Assisted Web Interviewing im Gallup Onlinepanel, repräsentativ für die webaktive Bevölkerung 16+, durchgeführt vom 19. bis 22. November 2020, 1.000 Befragte)

Vergleichswellen: 2.-5. Oktober sowie 5.-10. November