Größtes Rückhaltebecken Österreichs eröffnet
Dieses sieht zum Schutz vor Hochwasser unter anderem die Errichtung von zwei Rückhaltebecken am Sulzbach und an der Krems vor. Mit dem Projekt Krems-Au wurde das größere der beiden Becken in den Gemeinden Wartberg an der Krems und Nußbach umgesetzt und am 25. Mai 2024 feierlich eröffnet.
Zusätzlich wurde im Zuge des Hochwasserschutzprojektes Sukzessionsflächen mit einer Gesamtgröße von ca. 10 ha, für eine positive ökologische Entwicklung, innerhalb des Rückhaltebeckens, angelegt. Sukzessionsflächen sind Areale, die einen längeren Zeitraum sich selbst überlassen werden, bei der die typischen Pflanzen-, Tier- und Pilzgesellschaften diesen Standort neu besiedeln.
Mit einem geschaffenen Retentionsvolumen von 2,6 Mio. m³ wurde das derzeit größte Rückhaltebecken Österreichs errichtet. Es werden rund 650 Objekte und damit etwa 1.000 Einwohner:innen sowie Betriebe mit ca. 1.500 Beschäftigten geschützt.
„Am meisten freut mich, dass wir alle 18 Gemeinden ins Boot holen konnten und unter allen ein breiter Konsens herrscht. Dass solche Projekte in dieser Dimension umgesetzt werden können, ist nur dann möglich, wenn alle – die Mitgliedsgemeinden, Anrainer, Grundbesitzer, Behörden, das Land OÖ. und das Bundesministerium -dahinterstehen. Ich freue mich, dass bereits an weiteren Projekten am Sulzbach gearbeitet wird", sagt Bürgermeister a.D. Helmut Templ von St. Marien, der fünfzehn Jahre als Obmann den Schutzwasserverband Kremstal leitete.
Das Projekt
Im ersten Bauabschnitt wurden zuerst die beiden Sperrbauwerke aus Stahlbeton errichtet und das Baufeld für den nachfolgenden Dammbau aufbereitet. Dabei wurde die Krems in Form von Mäandern neu verlegt und naturnah gestaltet. Weiters wurde das Kraftwerk Eder von seiner ursprünglichen Lage nun direkt an die Krems verlegt und mit einem Fischaufstieg versehen. Im zweiten Bauabschnitt erfolgte die Errichtung des rund 1,8 Kilometer langen Dammbauwerkes.
Der Rückhaltedamm
Ausgehend von der Siedlung Pimminghof erstreckt sich der Rückhaltedamm auf einer Länge von rund 1,8 Kilometerüber den Talboden ehe er bei der Zufahrt Jageredt im bestehenden Gelände ausläuft. An seiner höchsten Stelle erreicht der Damm eine Höhe von rund 9,5 m über Gelände und eine maximale Breite von rund 70 Meter. Insgesamt wurden rund 360.000 Kubikmeter Material für die Errichtung des Dammbauwerkes verarbeitet.
Nahezu das gesamte Material wurde dabei aus einem zwischen den landwirtschaftlichen Anwesen der Familien Mayr und Hebesberger gelegenen Abbaufeld gewonnen.
Weiteres Material konnte unmittelbar aus dem Talboden entnommen werden. Durch die lokale Gewinnung von Baumaterial wurden rund 38.000 überregionale LKW-Fahrten eingespart. Damit wurde die Lärm- und Staubbelastung für die Region möglichst reduziert, aber auch das örtliche Straßennetz wurde von den Auswirkungen von Schwertransporten verschont. Ebenso konnten durch das Vermeiden langer Transportwege klimarelevante Belastungen (Stichwort CO2) möglichst gering gehalten werden.
Der Aufbau des Dammes entspricht einem Zonendamm. Dies bedeutet, dass eine innenliegend mineralische Dichtschicht das Durchtreten des gestauten Wassers unterbindet. Die beiden wasserseitig und luftseitig gelegenen Stützkörper hingegen nehmen den statischen Druck des gestauten Wassers auf und leiten ihn in den Untergrund ab. Das Erdbaumaterial wurde dabei im Zuge des Baus schichtenweise aufgetragen und mittels Walzen verdichtet.
Luftseitig sorgen Dränagen dafür, dass allfällig auftretendes Sickerwasser gesichert abgeleitet werden kann. Flankiert wird der Damm auf beiden Seiten von Begleitwegen für Kontroll- und Servicezwecke.
Zwischen der Siedlung Pimminghof und dem Auslaufbauwerk Krems ist die Hochwasserentlastungsanlage situiert. Sie stellt einen mit Wasserbausteinen gesicherten Bereich dar, der tiefer als die übrige Dammkrone liegt und genau auf die Höhe des für die Anlage relevanten Bemessungshochwassers (HW100) ausgerichtet ist. Für den Fall von selteneren und damit größeren Hochwasserereignissen strömt das überschüssige Wasser (bis zu 310 m³/s) gesichert über diese Dammscharte. Dadurch wird ein unkontrollierter Dammbruch vermieden.
Sperrbauwerke
Herzstück der Anlage ist das rund 10 Meter hohe Auslaufbauwerk (Grundablass) mit integrierter Rechenanlage. Der Grobrechen dient zum Rückhalt größeren Treibguts und sorgt dafür, dass der Durchlass nicht verklaust.
Im Inneren des Betonbauwerkes befindet sich die beiden Sperrorgane (Schützentafeln) zur Regulierung des Durchflusses. Über Pegelbeobachtungsstellen an der Krems und ihren größten Zubringern werden die Zuflüsse stets überwacht. Ab dem Überschreiten von Grenzwerten an den Messstellen wird das Beckenwärterteam digital alarmiert und die Steuerwarte von diesem besetzt.
Durch Hoch- oder Niederfahren der beiden Schützentafeln wird je nach Bedarf der Wasserstand im Rückhaltebecken entsprechend den Vorgaben des vorgegebenen Betriebsplanes geregelt. Im Falle eines hundertjährlichen Ereignisses wird der Abfluss von rund 152 m³/s auf 60 m³/s gedrosselt. Dabei können bis zu 2,6 Mio. Kubikmeter Wasser, das entspricht in etwa dem Volumen des Almsees, erfolgreich zurückgehalten werden. Insgesamt werden rund 650 Wohnobjekte und mehrere Betriebe mit insgesamt rund 1500 Beschäftigten geschützt.
Ein weiteres Sperrbauwerk befindet sich am Hoisenbach. Im Hochwasserfall wird an dieser Stelle der Hoisenbach vom Zulauf ins aufgestaute Becken abgeriegelt und über eine Flutmulde seitlich am Damm vorbei in die Krems geleitet.