Gesundheitsversorgung
Gesundheitsdienstleister vernetzen sich
Wir haben in Seekirchen einen Qualitätszirkel gegründet“, erzählt Ulrich Geppel, der Apotheker der örtlichen Flachgau Apotheke: „Zu dem gehören die zwei Apotheken, die niedergelassenen Ärzte – vier Allgemeinmediziner und der Internist. Wir betreiben dadurch einen stetigen Erfahrungsaustausch und lernen beide Seiten kennen – wie es bei den Arztpraxen funktioniert, wie es bei uns funktionieren soll, aber auch, wo es Probleme gibt. Wir treffen uns alle drei Monate und besprechen Allfälliges. Beim vergangenen Treffen Ende April ging es beispielsweise vor allem um das e-Rezept.“
Standesdenken wird weniger
Zehn Jahre lang hat Geppel in einer Apotheke in Oberndorf gearbeitet, bevor er nach Seekirchen kam. Sein Einstand war gut. „Ich habe mich bei jedem Arzt vorgestellt und festgestellt, im Vergleich zu vielen anderen Orten sind wir hier – Ärzte wie Apotheker – auf der jüngeren Seite. Das mag mit ein Grund für unsere gute Zusammenarbeit sein, denn Jüngere haben nicht mehr so ein antiquiertes Standesdenken“, berichtet Geppel und liefert umgehend ein Beispiel: „Ich hab jeden sechsten Tag Nachtdienst, und wenn einer von den Ärzten ebenfalls Dienst hat, lade ich ihn ein: Komm zu mir in die Apotheke. Es gibt eine Jause oder eine Kaffee und dann quatschen wir ein bisschen. So hat sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt und wir stehen in regelmäßigem Kontakt.“
Auch die Termine in großer Runde sind ein geselliges Zusammentreffen, wenngleich mit dem Hintergrund, Sachen zu besprechen die aktuell sind, oder wo ein Mangel an Information vorhanden ist. Termine zu finden ist gar nicht so leicht, denn die Ärzte haben Kinder. Man trifft sich in der Regel entweder in einer der Apotheken oder bei einem Arzt in der Ordination.
Ursprünglich war es das Anliegen einer Ärztin, die den Qualitätszirkel ins Leben gerufen hat. Gut drei Jahre ist es her, dass die Gesundheitsdienstleister diesen intern auf die Beine gestellt haben.
„Heute sind wir untereinander bestens vernetzt. Wir haben eine eigene WhatsApp-Gruppe, in der wir auf kurzem Wege schnell Nachrichten austauschen können. Es ist wirklich praktisch. Auch wenn man wechselseitig irgendetwas braucht, geht das problemlos, unbürokratisch und schnell“, freut sich Geppel. Auch die Wundmanagerin in Seekirchen, eine Krankenschwester, die sich auf Wundmanagement spezialisiert hat, hat übrigens einen Kreis mit den Ärzten und Apothekern aufgebaut.
Herausforderungen gibt es genug
„Zwar ist hier im Seengebiet die Apothekendichte sehr hoch, doch der Fachärztemangel ist auch bei uns spürbar. Wir haben etwa keinen Hautarzt und keinen Kinderarzt. Dessen Stelle wurde schon vor drei Jahren ausgeschrieben, aber es findet sich keiner“, berichtet Geppel. „Ich hab ein großes Glück mit der Ärzteschaft hier, das muss man auch sagen“, ist sich Geppel der Situation in Seekirchen bewusst. Das hiesige Modell der informellen Zusammenarbeit hält er aber auch für anderen Gemeinden möglich.
Unterstützung der Politik gewünscht
Doch auch wenn er grundsätzlich der Ansicht ist, dass eine Initiative dafür von den Ärzten oder Apotheken selbst ausgehen sollte, und nicht von der Gemeinde, wünscht er sich dafür mehr Unterstützung seitens der Politik.
„Die Gemeinde hält sich da sehr bedeckt. Leider muss man sagen, dass auch andernorts die politische Situation oftmals keinen Fokus auf die Gesundheitsdienstleister legt. Ich würde mir wünschen, dass von der Politik mehr kommt. Wir sind eine große Gemeinde und es wäre für Seekirchen wünschenswert, wenn wir ein Gesundheitszentrum auf die Beine stellen könnten – im Interesse und zum Wohle der Patienten.“ Beziehungsweise Kunden, denn Geppels Ziel ist, dass die Menschen in die Apotheke kommen, um gesund zu bleiben: „Das möchte ich den Kunden auch vermitteln, deshalb sind sie für mich keine Patienten.“