Mitarbeiter vor Gemüsestand
Der ADEG-Markt in Unken in Salzburg ist ein Musterbeispiel für einen erfolgreichen Nahversorger.
© ADEG

Dorfbewohner schätzen Leistung der Unternehmer am Land

26. März 2019
Die Schaffung von Arbeitsplätzen, der Erhalt der Lebendigkeit in den Gemeinden sowie die Nahversorgung sind die wichtigsten Leistungen von selbstständigen Unternehmern am Land, wie die repräsentative Befragung der zweiten Auflage des ADEG Dorfleben-Reports® zeigt. Die in Kooperation mit dem Österreichischen Gemeindebund erstellte Publikation gibt Antworten auf aktuelle Fragen rund um Unternehmertum und Selbstständigkeit im Rahmen des Dorflebens in Österreich.

Für über 30 Prozent der österreichischen Dorfbewohner ist die Selbstständigkeit durchaus eine reelle Option in ihrer Lebensplanung – davon geben 38 Prozent den Handel und das Handwerk als die attraktivsten Branchen an. 23 Prozent der Befragten sagen sogar, dass sie ungenützte Geschäftschancen in ihrer eigenen Gemeinde sehen: vor allem im Handel und in der Gastronomie.

Als große Vorteile der Selbstständigkeit sehen die österreichischen Dorfbewohner dabei

  • die Verwirklichung von eigenen Zielen (61 Prozent),
  • das selbstbestimmte Gestalten des Arbeitsumfelds und der Arbeitszeit (50 Prozent) sowie
  • die Unabhängigkeit (47 Prozent).

Nachteil finanzielles Risiko

Als Nachteile werden hingegen genannt:

  • das finanzielle Risiko (73 Prozent),
  • die höhere Arbeitsbelastung gegenüber Angestellten (47 Prozent) und
  • das schwankende Einkommen (44 Prozent).

Kapitalmangel als größte Hürde

Die Hälfte der Befragten nennt mangelndes Kapital als die größte Hürde, die der Selbstständigkeit im Weg steht.

Zu geringes Know-how (28 Prozent) und fehlende geeignete Geschäftspartner (22 Prozent) werden ebenfalls als Herausforderungen gesehen.

 „In allen österreichischen Gemeinden ist die lokale Wirtschaft, der Betrieb ums Eck, eine wesentliche Standortfrage für ein blühendes Dorfleben. Um die Wirtschaft in den ländlichen Regionen zu stärken, neue kreative Lösungen zu ermöglichen und den Bürgerinnen und Bürgern mehr Zukunftsperspektiven zu bieten, brauchen wir eine flächendeckende digitale Infrastruktur, die Land und Stadt eng miteinander verbindet“, betont Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl.

Lebendigkeit am Land

79 Prozent der befragten Dorfbewohner empfinden ihre Gemeinde als lebendig.

Als Faktoren, die ein Dorf lebendig machen, werden am häufigsten

  • gastronomische Angebote (45 Prozent),
  • Sport- und Freizeiteinrichtungen (43 Prozent),
  • Vereine (42 Prozent) sowie
  • Kultur-, Sport- oder Gemeindeveranstaltungen (39 Prozent) genannt.

Lebensmittelgeschäfte und Einkaufsmöglichkeiten sind für knapp ein Viertel der Befragten ebenso wichtig.

Danach gefragt, wer im Dorf am ehesten dafür sorgt, dass die Gemeinde lebendig ist, werden Unternehmer bereits an zweiter Stelle (34 Prozent) genannt. Nur die so wichtigen Vereine sind laut den Befragten (47 Prozent) noch wichtiger für die Lebendigkeit am Land.

Für die 21 Prozent, die ihre Gemeinde als nicht lebendig empfinden, fehlen vor allem Geschäfte (22 Prozent), gastronomische Betriebe (19 Prozent) und Angebote für junge Menschen und Familien (17 Prozent).

Infrastruktur ist Voraussetzung für Zukunft der Gemeinden

Dies reiht sich ein in die Antworten aller Befragten, welche Voraussetzungen für eine lebendige Zukunft der ländlichen Gemeinden Österreichs am wichtigsten sind:

  • Mit 59 Prozent ist eine funktionierende Infrastruktur der wichtigste Faktor.
  • Arbeitsplätze im Dorf (46 Prozent),
  • Freizeitangebote (44 Prozent),
  • Kinderbetreuungsstätten (43 Prozent) sowie
  • Lebensmittelgeschäfte (43 Prozent) sind die nächstgereihten Faktoren.

Für ein Drittel der Befragten sind Ausbildungsmöglichkeiten ebenfalls wichtig für die Lebendigkeit ihrer Gemeinde. Für den Gemeindebund bestätigen die Studienergebnisse die engagierte Arbeit der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und zeigen, „dass der Fokus auf diese wichtigen Fragestellungen große Chancen für eine prosperierende wirtschaftliche Zukunft aller Regionen im Land bringen wird“, betont Riedl.

Selbstständige Kaufleute sind wichtig für die Gemeinden

„Für mehr als zwei Drittel der Dorfbewohner sind selbstständige Kaufleute weit mehr als Läden, wo Brot, Milch und Butter oder überhaupt alle Dinge des täglichen Bedarfs bequem erhältlich sind. Der Nahversorger im eigenen Dorf wird viel mehr als gewichtiger Teil dessen gesehen, was einen Ort lebendig macht. Als Platz des Gesprächs und Austauschs aller Art. Ein ‚zweiter Dorfplatz‘ sozusagen“, so der Politologe Peter Filzmaier zur Rolle der selbstständigen Kaufleute.

Diese werden von den Befragten durchwegs als besonders positiv für die Lebensqualität in ihrer Gemeinde wahrgenommen:

Knapp 90 Prozent empfinden selbstständige Lebensmittelhändler als wichtig für die örtliche Wirtschaft. Sie machen das Dorf lebendiger (86 Prozent), sind wesentlich für die Dorfgemeinschaft (85 Prozent) und tragen zur Verbesserung der Infrastruktur im Ort bei (82 Prozent) – damit erfüllen sie auch eine wichtige soziale Funktion für die Gemeinden (81 Prozent). Außerdem schaffen sie für mehr als drei Viertel der Befragten einen Treffpunkt im Dorf.

Selbstständige Kaufleute können in der Wahrnehmung der Dorfbewohner vor allem mit ihrer Persönlichkeit und der Verwurzelung mit dem Dorf punkten: 70 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass selbstständige Kaufleute für mehr Lebendigkeit in der Gemeinde sorgen.

Für mehr als die Hälfte dieser Gruppe ist der persönlichere und familiärere Kontakt mit den selbstständigen Kaufleuten der ausschlaggebende Aspekt dazu. Weitere Vorteile selbstständiger Nahversorger sind unter anderem auch die Verwurzelung in der Gemeinde sowie die gemessen am Gesamtsortiment größere und bewusste Ausstattung mit Produkten aus der Region

ADEG Dorfleben-Report
Peter Filzmaier, ADEG-Vorstand Jürgen Öllinger und Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl präsentierten den ADEG Dorfleben-Report.