E-Auto
Dienstfahrzeuge in Gemeinden oder Modelle für Car-Sharing sind meist mittlerweile oft elektrisch.
© Comofoto - stock.adobe.com

Der kommunale Fuhrpark der Zukunft

Künftig werden immer weniger Treibstoffe für private und vor allem auch für kommunale Fahrzeuge aus dem Stutzen kommen, sondern mehr und mehr aus der Steckdose.

Auf kurz oder lang wird die Elektromobilität in allen Lebensbereichen die Überhand gewinnen, so auch in den Gemeinden. Immer mehr Allround-Fahrzeuge für den Personentransport für Alten- oder Schulkindertransporte oder einfache Lastenträger sind bereits elektrisch unterwegs, Fahrzeuge für die Straßenreinigung oder die Grünflächenpflege beispielsweise. Viele Geräte wie Heckenscheren, Rasenmäher, Laubbläser, Kettensägen sind ebenfalls mit Akkuladungen betrieben.

Allerdings wird die schwere Arbeit noch von traditionell angetriebenen Fahrzeugen erledigt, also mit Diesel- oder Benzinmotoren. Elektrofahrzeuge für die Straßenreinigung, die Müllabfuhr, die großen und kleinen Bagger oder alles rund um den Winterdienst haben noch zu wenig Ausdauer, auch wenn es bereits vereinzelt Lösungen auch für diese Bereiche gibt. 

Knackpunkt 1, die Anschaffung

Die Schwierigkeiten beginnen schon bei der Anschaffung. Einfach ein e-Fahrzeug kaufen, ist das Wenigste. Aber passen alle vorhandenen Anbaugeräte auf das neue Vehikel, wie sieht es mit der Wartung aus, Steuern und Abgaben müssen völlig neu berechnet werden. Wenn man alle Förderungen und auch Steuererleichterungen, die möglich sind, in Betracht zieht, kommen e-Fahrzeuge oft günstiger. 

Dienstfahrzeuge in Gemeinden oder Modelle für Car-Sharing – etwas, was vielerorts auch von Bürgerinnen und Bürgern genutzt wird – sind meist mittlerweile oft elektrisch. Hier fallen nicht nur die steuerlichen Vorteile ins Gewicht, sondern auch die Vorbildwirkung, die Gemeinden innehaben. Die Anfangsprobleme mit Reichweite und Ladestationen bessern sich auch Schritt für Schritt. Besonders umweltbewusste Gemeinden haben für Sharing-Zwecke sogar Elektroräder eingeplant.

Ist man besonders konsequent in der Anschaffung, montiert die Gemeinde Solar- oder Photovoltaikpanele auf verfügbare Dächer, was die Ladevorgänge entscheidend günstiger macht – vorausgesetzt, es scheint die Sonne. Und auch dafür gibt es Förderungen. 

Knackpunkt 2, die Stromversorgung

Mal von der Idee, den Strom für den Ladevorgang selbst zu erzeugen und die damit verbundene Einsparung abgesehen, ist die durchgehende Stromversorgung ein viel heiklerer Punkt, als meist angenommen. Über den „europäischen Stromausfall“ und die Beinahe-Auswirkungen auf Österreich Anfang des Jahres wurde schon viel geschrieben. 

Im Ergebnis genügt es also nicht nur, für alternative Stromquellen zu sorgen, die Energie muss auch gespeichert werden. Das gilt umso mehr, wenn man beispielsweise kommunale Fahrzeuge dann laden will, wenn sie nicht im Einsatz sind – also in den Abend- oder Nachtstunden. Ohne einen leistungsfähigen Strom-Speicher kommt man da nicht weit. Auch hier muss die technische Entwicklung wohl noch etwas dauern, bis es hier zu wirtschaftlichen Lösungen kommt.

Elektroauto wird geladen
Für den Umstieg auf Elektromobilität muss zunächst die Infrastruktur geschaffen werden. Foto: Calado - stock.adobe.com

Überhaupt: Ein e-Auto einfach an eine Steckdose anzuhängen, wird wohl nicht funktionieren. Auch diese Infrastruktur muss für den Fuhrpark geschaffen werden. Für Gemeinden wird das wohl heißen, nicht nur Ladestationen vor dem Gemeindeamt und im Bauhof (meistens ist der Fuhrpark ja dort „geparkt“) einzuplanen, sondern auch an passenden Stellen über die Gemeinde verteilt. Damit hätten nicht nur die Bürgerinnen und Bürger Zugang, sondern die Gemeindefahrzeuge können etwa bei Friedhof oder beim Park oder einfach am Marktplatz geladen werden, wenn dort Arbeiten anstehen.

Was das Thema Stromversorgung betrifft, muss auch an Notstrom gedacht werden. 

Knackpunkt 3, die Effizienz

Stärkere Batterien, längere Reichweiten und bessere Wartung: E-Autos können mittlerweile auch unter wirtschaftlichen Aspekten mithalten. Es sind bereits e-Traktoren und Lkws auf dem Markt, allerdings herrscht noch sehr viel Unklarheit, was beispielsweise die Haltbarkeit des Akkus oder der Batterie, die Entlade- und Ladevorgänge und Ladefrequenzen betrifft. Auch was die Leistung betrifft, gibt es Unklarheiten.

„Aktuell verfügbare E-Traktoren sind weder Groß- (über 180 kW bzw. rund 250 PS) noch mittelgroße Traktoren mit über 75 kW (rund 100 PS) Leistungsabgabe im Dauerbetrieb. Vielmehr handelt es sich um Kompakttraktoren, deren Leistung unter 75 kW liegt. E-Motoren und Batterien erlauben aber eine kurzzeitige Boost-Leistung, die meist der doppelten Nennleistung entspricht, also bis zu 150 kW“, soweit Ewald Luger auf www.topagrar.at im Jänner 2021. Er führt auch eine mögliche Lösung für die langen Einsatzdauern von Traktoren an, die einen e-Traktor oft unrentabel erscheinen lassen.

„Großtraktoren als E-Traktoren auszuführen, scheitert derzeit an der gewaltigen Energiemenge, die für einen üblichen Einsatz notwendig ist. Es stellt sich aber auch die Frage, ob Großtraktoren für eine Einsatzdauer von acht bis 12 Stunden die elektrische Energie am Traktor überhaupt mitführen müssen? Denkbar wäre auch ein Batterie-Schnellwechselsystem. Damit könnten nach einer Einsatzdauer von zwei Stunden die Batterien gegen voll aufgeladene gewechselt werden. Batteriepacks könnten gleichzeitig z. B. auch als Frontballastgewicht genutzt werden.“

An der Effizienz wird also gearbeitet, Ideen gäbe es auch genug. Es wird nur noch ein bisschen dauern.

Knackpunkt 4, die Akzeptanz

Wenn es um den Wohlfühlfaktor geht, weist der privat genutzte PKW gegenüber anderen Verkehrsmitteln in der jetzigen Zeit einen deutlichen Vorteil auf. Fast alle Befragten gaben an, sich im Auto wohler oder genauso wohl zu fühlen wie vor der Krise. Das ist bei keinem anderen Verkehrsmittel der Fall. Die Kehrseite der Medaille ist, dass es nach wie vor große Vorbehalte gegen Elektromobilität gibt.

Als Argument dafür, dass sie sich bisher kein reines E-Auto gekauft haben, führen die meisten Menschen allerdings zu hohe Anschaffungskosten ins Feld. Rund 54 Prozent nannten in einer  mobile.de-Umfrage diesen Punkt. Die Reichweite folgt mit 50 Prozent auf Platz zwei. Abschreckend wirken laut Umfrage außerdem eine aus Sicht der Befragten unzureichende Ladeinfrastruktur (38 Prozent) und eine fragwürdige Umweltbilanz (35). Etwa 13 Prozent haben zudem Bedenken wegen der Sicherheit. Fahrgefühl und Optik (je vier Prozent) der Fahrzeuge empfinden hingegen nur wenige Befragte als Grund, kein E-Auto zu kaufen. 

Alles Punkte, die natürlich auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kommunalen Bauhöfe zutreffen dürften. 

Knackpunkt 5, die Umweltbilanz

Dass die CO2-Bilanz von Elektroautos, wenn man sie über die gesamte Lebensdauer rechnet, klimafreundlicher ist als die von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, haben bereits einige Studien belegt. Für hitzige Diskussionen sorgt jedoch immer wieder die Nachhaltigkeit von E-Autos im Hinblick auf die verwendeten Rohhstoffe wie Kobalt, Lithium, Kobalt und Nickel. Denn für deren Abbau werden einerseits teilweise große Mengen an Grundwasser benötigt und andererseits sind auch die Arbeitsbedingungen menschenrechtlich durchaus fragwürdig. 

Was den Wasserverbrauch bei der Gewinnung von Lithium betrifft, gibt es folgende Gegenüberstellung von Maximilian Fichtner, Direktor am Helmholtz-Institut für elektrochemische Energiespeicherung in Ulm: Für das Lithium eines Akkus mit einer Kapazität von 64 Kilowattstunden (kWh) werden nach den gängigen Berechnungsmethoden 3840 Liter Wasser verdunstet. Das entspricht in etwa dem Wasserverbrauch bei der Produktion von 250 Gramm Rindfleisch, zehn Avocados, 30 Tassen Kaffee oder einer halben Jeans. 

Nun hat die Organisation Transport & Environment (T & E), ein Zusammenschluss von Umweltverbänden mit Verkehrsschwerpunkt auf europäischer Ebene, den Rohstoffverbrauch von Elektroautos und Verbrennern verglichen. Das Resultat: E-Autos verbrauchen weniger Rohstoffe.

Ein kurzes Fazit

Wie bei allen Zukunftstechnologien wird sich die Elektromobilität auch im kommunalen Fuhrpark irgendwann durchsetzen. Die Frage ist nur, wann. Es lässt sich auch nicht von der Hand weisen, dass die Gemeinden wie bei so vielem auch mit ihren Fuhrparks, ihren Fahrzeugen und Geräten eine gewisse Vorbildwirkung für die Bevölkerung haben.  

Aber selbst wenn alle kommunalen Fuhrparks morgen umstellen, wäre das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Gesellschaft als ganzes müsste sich umstellen - 

Lesen sie hier mehr zum idealen Gemeindefuhrpark.