
„Ich würde mir auch auf bundesweiter Ebene wünschen, dass die Lösung in den Mittelpunkt gestellt wird, dass man aufeinander zugeht, und menschlichen Respekt wahrt.“ Manfred Sampl über die Zusammenarbeit im Gemeindeverband.
Nahaufnahme
Der Brückenbauer aus dem Lungau
Manfred Sampl ist nicht nur ein Kommunikator und Netzwerker. Der langjährige Bürgermeister von St. Michael bringt auch viel politische Erfahrung aus dem Landtag mit. Diese hilft dem Lungauer in seiner neuen Funktion als Präsident des Salzburger Gemeindeverbandes.
Am 27. November übergab Günter Mitterer auf Schloss Goldegg nach zehn erfolgreichen Jahren sein Amt an seinen Nachfolger Manfred Sampl, der über alle Parteigrenzen hinweg einstimmig zum neuen Präsident des Salzburger Gemeindeverbandes gewählt wurde.
Der 51-jährige Bürgermeister von St. Michael im Lungau kann eine profunde politische Erfahrung vorweisen - und eine eher ungewöhnliche Karriere. Nachdem nämlich der ehemalige Lungauer Vertreter der ÖVP im Salzburger Landtag Anfang 2007 in Pension ging, folgte ihm der damals 33-jährige auf Wunsch von Landeshauptmann Haslauer ins Landesparlament nach.
Sampl war also zuerst im Land und dann erst in der Gemeinde. Üblicherweise ist die umgekehrte Reihenfolge der Regelfall. Im Jahr 2009 wurde Manfred Sampl auch Bürgermeister. Lange Zeit in Doppelfunktion, legte er sein Landtagsmandat 2023 auf eigenen Wunsch zurück und konzentrierte sich auf die Kommunalpolitik. Als Ortschef geht er mittlerweile in sein 17. Jahr.
Politische Prägung in der Familie
Erfahrung hat er zweifellos, doch welche Motivation treibt den Politiker Manfred Sampl eigentlich an? „Ich war immer schon ein Vereinsmensch. Mir ist es wichtig, mich einzubringen und mitzuhelfen, damit Dinge gelingen,“ erklärt er im Gespräch mit KOMMUNAL. Das hat ihn sein Vater gelehrt, der selbst Bürgermeister und Landtagsabgeordneter war. Die Entwicklung der Heimatgemeinde hat im Hause Sampl also immer schon eine große Rolle gespielt.

Sein Elternhaus hat Manfred Sampl aber nicht nur in politischer Hinsicht geprägt: „Ich bin auf einem Bergbauernhof auf 1.320 Metern glücklich, wohlbehütet und liebevoll aufgewachsen. Wir sind sieben Geschwister, zuerst vier Mädchen und dann die drei jüngeren Buben. Da ist man in eine gute Gemeinschaft eingebettet, lernt in einer großen Familie aber auch, sich auf die Füße zu stellen, um etwas zu erreichen.“
Von der Alm über die Bank in den Landtag
Im Zuge seiner Ausbildung ging Sampl auf eine HBLA (Höhere Bundeslehranstalt für alpenländische Landwirtschaft) in Salzburg-Umgebung und somit für fünf Jahre weg von zuhause. Die Sehnsucht nach St. Michael zog ihn danach wieder in die Heimat. Er arbeitete bei der Raiffeisenbank und wurde dort bereits im Alter von 29 Jahren Geschäftsführer. Mit seinen Verpflichtungen im Landtag und in der Gemeinde gab Sampl nach 17 Jahren seinen Beruf als Bankmanager aus zeitlichen Gründen auf.
Dem Lungauer eilt der Ruf eines Brückenbauers voraus. Schon im Landtag war Sampl immer Anschlussmann, saß als Letzter seiner Partei, quasi in der Funktion eines Bindeglieds, neben dem Ersten der nächsten Partei. Diesem Verständnis nach legt Manfred Sampl auch seine Arbeit für die Gemeinden an: „Der Verband steht geschlossen da! Wir sind EIN Team, und das heißt „Gemeinde Salzburg“ - mit allen 118 Orten. Und das muss auch in Zukunft so bleiben, denn nur mit einer geeinten Stimme werden unsere Anliegen gehört.“
Dass Sampl nicht der ist, der trennt, sondern der, der verbindet, hat sich schon früher gezeigt. Beispielsweise als er Regionalverbandsobmann im Lungau wurde, und die Kooperation innerhalb der Gemeinden im Lungau vorantrieb.
„Das Schöne ist, dass auf dieser Ebene die Sache im Mittelpunkt steht. Ich würde mir auch auf bundesweiter Ebene wünschen, dass die Lösung in den Mittelpunkt gestellt wird, dass man aufeinander zugeht, und menschlichen Respekt wahrt. In vielen Gemeinden funktioniert das gut und wir sind in diesem Bereich Vorbild. Darum ist auch das Vertrauen in die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister grundsätzlich ein gutes,“ konstatiert der Salzburger Gemeindeverbandspräsident.

UNSECO-Biosphärenpark-Region Lungau
Der Lungau ist ein überschaubarer Bezirk mit rund 20.000 Einwohnern in 15 Gemeinden. Und er ist eine UNSECO-Biosphärenpark-Region. Das Biosphärenpark-Zentrum tragen alle 15 Gemeinden gemeinsam, stehen kann es allerdings nur in einer. (Spoiler: Es ist Mauterndorf.)
Darüber wurde genauso diskutiert, wie über die Finanzierung der Betreuung der älteren Menschen, bei der die Gemeinden ebenfalls eng aneinandergerückt sind. „Da gibt es manchmal auch härtere Diskussionen, die aber respektvoll und auf Augenhöhe stattfinden. Und letztendlich setzen wir uns nach den Sitzungen gerne noch zusammen auf einen gemeinsamen Kaffee, oder ein kleines Bier,“ berichtet Sampl.
Gemeinde mit turbulenter Vergangenheit
Auch innerhalb seiner eigenen Gemeinde herrscht ein konstruktives Klima der Zusammenarbeit. Das war nicht immer so. Die Marktgemeinde St. Michael, welche übrigens rund 3.600 Einwohner zählt, kommt aus einer Vergangenheit, die politisch turbulent war, und in der man hart miteinander umging. Zwar war das vor Sampls Amtszeit, doch hat er es miterlebt und erkannt, „dass die Gemeindevertretung Vorbild ist. Und um etwas vorleben zu können, muss man sich auch entsprechend verhalten. Es ist uns in den letzten Jahren gelungen zusammenwachsen und die Lösung in den Mittelpunkt zu stellen, egal von welcher Seite sie kommt.“
Maßnahmen gegen Abwanderung
In der Sachpolitik sind zwei Themen virulent. Der Lungau ist ein Bezirk, der insgesamt nicht wächst und von der Abwanderung junger Menschen betroffen ist. Daher wurde ein Baulandsicherungsmodell geschaffen, das derzeit umgesetzt wird. Voll aufgeschlossene Baugründe in ordentlicher Lage um 120 Euro pro Quadratmeter sind für junge Menschen attraktiv.
Zwar liegt der Lungau abseits des Zentralraumes, doch durch Homeoffice und dadurch seltenere Pendelzeiten steigt die Akzeptanz. Und grundsätzlich ist der Bezirk sehr gut angebunden. Über die Tauernautobahn ist man beispielsweise binnen einer Stunde in der Landeshauptstadt oder in zwei Stunden am Meer.
Wunderschöne Lage ohne Tourismusindustrie
Das zweite Thema sind für die Gemeinde auf 1.075 Höhenmeter die Naturgefahren. „Insbesondere angesichts der deutlich häufiger auftretenden Wetterkapriolen. Mit der Wildbach- und Lawinenverbauung haben wir jedoch einen ausgezeichneten Partner an der Seite,“ weiß Sampl, „Wenn die Sicherheit gegeben ist, dann bietet die Landschaft wunderbare Vorteile.“
Der Ort liegt eingebettet zwischen zwei Skigebieten: Grosseck-Speiereck, sowie dem Katschberg. Es gibt einen Golfplatz und im Sommer lädt die Bergwelt der Umgebung mit über 50 Bergseen zum Wandern ein. Trotzdem gab es in der Vergangenheit keine ausufernde „Tourismusindustrie“ wie andernorts. Deshalb ist auch die Zweitwohnsitz-Problematik gut eingedämmt und die einheimische Bevölkerung trägt den Tourismus mit - als Gastgeber mit Herz und aus Überzeugung.

Arbeitsplätze und Infrastruktur vorhanden
Zwar ist der Tourismus ein wesentlicher Eckpfeiler der örtlichen Entwicklung, doch auch beim Gewerbe ist St. Michael gut aufgestellt. Neben einer Vielzahl von Familienbetrieben gibt es beispielsweise einen Autozulieferer mit rund 300 Mitarbeitern, die ASFINAG mit 100 Angestellten, oder eine Sarg-Fabrik mit rund 100 Mitarbeitern. Zahlreiche Österreicher ruhen also sanft in Särgen aus St. Michael.
Auch mit Gastronomie, Ärzten und Geschäften des täglichen Bedarfs ist die zweitgrößte Gemeinde des Lungaus bestens versorgt. „In vielen Bereichen ist die Welt bei uns schon noch ein Stück weit in Ordnung,“ freut sich der beliebte Bürgermeister. Auch wenn es wie vielerorts ein Dauerthema gibt, das als stetige Herausforderung gilt. Durch die Hanglage des Zentrums und das dadurch bedingte historische Fehlen eines großen Marktplatzes ist nämlich die Ortskernbelebung „eine Schwierigkeit, die uns seit Jahrzehnten begleitet und auch noch Jahre beschäftigen wird.“
Was sonstige Projekte betrifft, hat St. Michael eine sehr dynamische Phase hinter sich. Vor eineinhalb Jahren wurde eine große Familien-, Sport- und Freizeitanlage, die Lungau Arena, eröffnet. Eine Einsatzzentrale für die Feuerwehr und das Rote Kreuz wurde errichtet, ebenso ein neues Umweltzentrum, das auch den Bauhof und das Recyclingzentrum umfasst, das Thema Nachhaltigkeit abbildet und eine Photovoltaikanlage mit Bürgerbeteiligungsmöglichkeit offeriert.
St. Michael war zudem 2023 die Wassergemeinde Österreichs, weil es über ein Jahrzehnt hinweg mit den Projekten „Murinsel, Muraufweitung und Murmäander“ sinnvollen Naturschutz und Wasser erlebbar gemacht hat und damit österreichweit Vorbild wurde.
Eigentlich hat Sampl nach dem Zurücklegen des Landtagmandates einen beruflichen Wiedereinstieg geplant, um das Leben wieder in ruhigere Bahnen zu lenken, da die politischen Geschäfte fordernd und zeitintensiv sind. Präsident des Gemeindeverbandes zu werden, stand zuerst nicht in seinem Lebensplan. Als solcher kann er aber nun auf ein Netzwerk zurückgreifen, das in seiner Landtagszeit gewachsen ist.

Sampl weiß, wie das Land tickt, und wie es den Gemeinden geht. „Der Gemeindeverband soll ja auch verbinden,“ sagt Sampl, der beide Seiten und die wesentlichen Player kennt: „Natürlich werden wir bei Bund und Land die anstehenden Hausaufgaben konsequent einfordern. Besonders wichtig ist, dass die Gemeinden im finanziellen Bereich unterstützt werden. Wir leisten aber auch selber unseren Beitrag und sind gerade dabei, bei fünf exemplarischen Gemeinden Benchmarks auszuarbeiten, anhand derer man seine eigene Gemeinde einordnen kann. Ein Profi begleitet diese Kommunen und schaut sich an, wo noch Einsparungs- und Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Wir als Verband stehen unseren Gemeinden zur Seite und durchleuchten, wo wir selbst noch nachschärfen können, denn nur zu fordern > Andere müssen helfen! < ist zu wenig.“
Pläne für den Salzburger Gemeindeverband
Manfred Sampl führt die kommenden Vorhaben weiter aus: „Zusammen mit dem Österreichischen Gemeindebund wollen wir uns anschauen, welche Ebene welche Aufgaben zu erledigen hat. Wo gibt es Doppelgleisigkeiten? Wo kann man Aufgabenfelder sinnvoll verändern? Was zurzeit passiert, ist schwierig für uns, daraus erwächst aber auch die Chance, einiges wieder zurechtzurücken - vielleicht wieder in die Mitte; Dinge zu hinterfragen, auf ihre Notwendigkeit zu prüfen und wieder achtsamer unterwegs zu sein.“
Über seine Rolle als Verbandspräsident stellt Sampl klar: „Wenn man eine Aufgabe übernimmt, ist diese ordentlich und mit Einsatz zu erledigen! Mir ist es daher wichtig, ein verlässlicher Ansprechpartner für die Salzburger Gemeinden zu sein. Und zwar parteiübergreifend. Egal wer einen Ratschlag oder Hilfe braucht, egal welcher Partei der Bürgermeister angehört und wie groß oder klein eine Gemeinde ist, ich werde meinen Beitrag dazu leisten, dass es ein gutes Miteinander wird.“
Zur Person
Manfred Sampl
Alter: 51
Gemeinde: St. Michael im Lungau
Einwohnerzahl: 3.573
Bürgermeister seit: 2009
Partei: ÖVP